Jeder Autor hat seinen eigenen Stil. Doch einige besitzen tatsächlich so viel Einfluss auf eines oder mehrere Genre, dass ihre Art zu schreiben zum Maßstab wird. Oder zu einem Ideal, dem andere versuchen nachzueifern oder gar zu imitieren. Wenn uns nun ein Kinderbuch vorliegt, das auf "kästnersche Art" erzählt wird, sind wir nicht nur interessiert sondern auch schon vorab ein kleinwenig skeptisch. Denn so wird das Werk "Paula, Frau Hummel und die Liebe" von Wolfgang Mahlow und Dorina Tessmann angekündigt.
Paula ist ein kleines Mädchen in einem beinahe noch kleineren Dorf. Alles geht jeden Tag seinen gewohnten Gang. Ihre Mutter und ihr Vater arbeiten in der Stadt. Währenddessen passt die Nachbarin Frau Hummel auf sie auf und geht am Wochenende mit ihr Angeln. Doch die die Sechzigjährige und etwas übergewichtige Dame muss ihr etwas verraten. Sie hat nämlich eine Annonce aufgegeben, auf die sich ein Mann namens Heinrich gemeldet hat. Dieser möchte sie besuchen und gerne kennenlernen. Paula ist alles andere als begeistert. Mit gerade einmal sieben Briefen hat sich der Fremde ins Herz von Trude Hummel geschlichen. Und als er ankommt und alles durcheinander bringt, ist das Mädchen noch weniger von ihm angetan. Heinrich hat gar nichts für das kleine Dorf übrig. Er möchte Frau Hummel nach Greifswald mitnehmen. Da gibt es Streit, Scherben und vor allem verhärtete Fronten. Denn weder möchte Trude nach Greifswald, noch Paula ihre Freundin abgeben - und auch Heinrich lässt seinen Frust heraus. Das Resultat ist ein kaputter Lieblingsbaum und ein Projekt, das Paula und der störende Eindringling miteinander umsetzen müssen. Das verspricht noch einige Konfrontationen...
Die Geschichte, die sich mitten im Nirgendwo zu einer unbekannten Zeit ereignet, ist mit großflächigen Illustrationen versehen. Diese haben einen gewissen Charme, auch wenn die minimalistische Farbmischung, die hauptsächlich mit Rottönen und weißen Flächen arbeitet, nicht jedermann gefallen wird. Die Erzählung selbst wirft einige Fragen auf. Zum einen ist da Paula, die zum Glück nicht in den Kindergarten in der Stadt muss, weil die ältere, nette (und nicht verwandte) Nachbarin auf sie aufpasst. Die Mutter arbeitet an einem Kiosk, was der Vater arbeitet, wird nicht erläutert - aber offenbar ist selbstverständlich, dass er keine Zeit hat. Dies lässt an ein ziemlich konservaties Familienbild denken. Das zentrale Thema der Liebe und das Teilen derselben zwischen unterschiedlichen Personen unterschiedlichen Alters ist auch ein wenig nebulös gestaltet. Zudem auch über einige absolut verrückte Aktionen einfach hinweg gegangen wird - zum Beispiel das Zerbrechen eines Fensters um eine Vogelscheuche hineinzuwerfen. Auch wenn die übermittelte Botschaft gut gemeint ist und vor allem die kleine Paula wirklich niedlich gezeichnet wurde, ist man am Ende insgesamt nicht wirklich überzeugt. Dementsprechend ist das Buch für uns letztendliche nur durchschnittlich, zumal auch vom "Kästner´schen" Stil wenig zu sehen ist.
"Paula, Frau Hummel und die Liebe" von Wolfgang Mahlow und Dorina Tessmann ist eine Geschichte rund ums Teilen - konkret, das Teilen von Liebe und Aufmerksamkeit. Auch wenn die Illustrationen passend sind und die angestrebte Moral in Ordnung, kann das Werk nicht auf allen Ebenen überzeugen - sowohl im Hinblick auf Charaktere als auch bezüglich der Umgebung, in der die Geschichte angesiedelt ist. Daher ist das Kinderbuch letztendlich leider nur durchschnittlich gelungen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:10/2014
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Umfang:48 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:8 Jahre
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ASIN:3941683489
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ISBN 13:9783941683488
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Preis (D):12,95 €