Das Jahr, in dem ich lügen lernte

von Lauren Wolk
Rezension von Janett Cernohuby | 28. Februar 2017

Das Jahr, in dem ich lügen lernte

Vorurteile, Lügen, Anfeindungen und Gerüchte sind überall und in jeder Zeit anzutreffen. Egal ob im hektischen Treiben einer Großstadt oder in der Ruhe des Ländlichen; es braucht nur eine Person eine falsche Anschuldigung vorbringen und schon gerät ein Stein ins Rollen, der nicht mehr aufzuhalten ist. Davon erzählt Lauren Wolk in ihrem Jugendroman "Das Jahr, in dem ich lügen lernte".

Wir schreiben das Jahr 1943. Die zwölfjährige Annabelle lebt in einem kleinen Dorf in Pennsylvania. Vor kurzem ist Betty, ein schwererziehbares Mädchen, zu ihren Großeltern ins Dorf gezogen. Seither weiß Annabelle, was Angst bedeutet. Denn Betty schikaniert sie, wo sie nur kann. Sie erpresst Geld von Annabell und droht ihr, den jüngeren Brüdern etwas anzutun. Als ein Mädchen aus der Schule von einem Stein am Auge getroffen wird, dieses verliert und kurz darauf Annabells kleiner Bruder gefährlich verletzt wird, reicht es dem Mädchen. Sie erzählt ihren Eltern von Bettys Attacken. Doch diese streut schon neue und vor allem gefährliche Gerüchte. Angeblich hat sie den wortkargen Einsiedler Toby dabei beobachtet, wie der den Stein auf das Mädchen aus der Schule geworfen hat. Toby gerät ins Visier der Dorfbewohner und baldüberschlagen sich die Ereignisse. Annabelle ist von Tobys Unschuld überzeugt und versucht diese, zu beweisen.

Lauren Wolk erzählt in ihrem Jugendroman eine dramatische Geschichte von menschlicher Schwäche und Boshaftigkeit. Zugegeben, der Einstieg in die Handlung ist nicht leicht und verlangt von den Lesern viel Geduld. Teilweise verliert sich die Autorin in langen Beschreibungen und sehr ausführlichen Schilderungen. Das nimmt der eigentlichen Geschichte ein wenig an Fahrt und vor allem Spannung. Letztendlich wird man für seine Geduld mit einer berührenden und ergreifenden Geschichte belohnt. Einer Geschichte, in der es keine Gewinner gibt. Eine Geschichte, die ebenso traurig endet, wie sie in gewisser Weise beginnt. Und eine Geschichte die zeigt, wie gefährlich Lügen sind. Welche Folgen falsche Anschuldigungen haben können, nur weil man zu feige ist, zu seinen eigenen Fehlern zu stehen. Denn das ist es letztendlich, was die Tragödie auslöst. Im Mittelpunkt stehen zwei Mädchen. Annabelle, die seit ihrer Geburt im Dorf lebt, und Betty, die zunächst in der Großstadt aufwächst. Annabell hatte bisher eine glückliche Kindheit und wuchs behütet zusammen mit zwei jüngeren Brüdern auf. Die Eltern gaben den Kindern stets das Gefühl, für sie da zu sein. Das ist im weiteren Verlauf der Handlung auch von wesentlicher Bedeutung. Denn ohne dieses Gefühl der Rückhalt hätte Annabell niemals den Mut gefunden, von Bettys Angriffen ihr gegenüber zu erzählen. Sie hätte aber auch nicht den Mut gefunden, zu Toby zu stehen, an dessen Unschuld sie von Anfang an glaubte.
Auf der anderen Seite begegnen wir Betty. Sie lebt erst seit kurzem in Dorf und gilt als schwer erziehbar. Dennoch, oder gerade deshalb, weiß sie, sich gekonnt aus heiklen Situation zu winden. Sie hat gelernt, die Menschen geschickt gegeneinander auszuspielen und sich am Ende als nettes und unschuldiges Mädchen zu präsentieren. Doch mit ihrem Verhalten und vor allem mit den gestreuten Lügen hat sie etwas in Gang gesetzt, das auch für sie fatale Folgen hat.

"Das Jahr, in dem ich lügen lernte" ist ein ergreifender und dramatischer Jugendroman. Trotz seiner guten Handlung, die viel Potential hat, hat die Autorin durch lange Ausschweifungen viel an Spannung und Tempo verschenkt. Das bremst das Lesevergnügen, was sehr schade ist.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Genre:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2017
  • Umfang:
    272 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783446254947
  • Preis (D):
    16,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:

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