Dann und wann greift jeder zu kleinen Flunkereien, um sich das Leben leichter zu machen. Wir Großen bezeichnen das gerne als Notlügen, die wir gezielt einsetzen. Anders sieht das bei Kindern aus. Auch sie sagen dann und wann nicht die Wahrheit - oder sehen diese anders, als wir Erwachsenen. Davon erzählt auch das Bilderbuch "Ich war's nicht!, sagt Robinhund" von Alice Lima de Faria.
Das war ich nicht!
Wie gerne würde Robinhund heute nicht in den Kindergarten gehen, sondern lieber zuhause bleiben. Denn im Kindergarten versteht ihn sowieso keiner. Immer ist er an allem Schuld, auch wenn er gar nichts dafür kann. Nichts dafür, dass die Milch ausgelaufen ist, nichts dafür, dass die Schaukel kaputt ist und nichts dafür, dass Onno beim Fußballspielen verletzt wird. Dennoch zeigen alle mit dem Finger auf ihn. Ungerecht findet er das. Wenigstens sein Bruder versteht ihn und weiß, dass Robinhund es ganz bestimmt nicht mit Absicht getan hat.
Die Welt mit Kinderaugen gesehen
Es ist eine unglaublich herzige und alltagsnahe Geschichte, die Alice Lima de Faria hier erzählt. Sie berichtet von den kleinen und großen Missgeschicken, die uns manchmal passieren, ohne dass wir es wollen. Ohne, dass wir bewusst jemanden verletzen wollen. Bei Kindern ist das natürlich noch um einiges intensiver. Sie lernen, wollen Erfahrungen sammeln und können bestimmte Situationen noch gar nicht als Ganzes überblicken. Sie möchten selbständiger werden und sich die Milch alleine ins Glas gießen. Klar geht dabei manchmal etwas schief. Sie möchten mit ihren Freunden spielen, kommen dabei natürlich den Aufforderungen höher, kräftiger und stärker nach - bedenken dabei aber nicht, dass es auch einmal zu stark sein kann und jemand verletzt wird. Aber kann man ihnen wirklich Absicht unterstellen, wie es die Erzieherin in der Geschichte tut? Kann man wirklich sagen, ein Kind lügt? Oder sehen sie die Situation nur anders, empfinden sich nicht als Übeltäter, weil es ganz einfach nicht ihre Absicht war?
Diese Fragen kommen auf, wenn man diese Geschichte liest. Eine Geschichte, die bei Kindern sehr emotional aufgefasst wird. Sie fühlen mit Robinhund, sehen in ihm ebenfalls keinen Übeltäter, sondern einfach einen kleinen Unglücksraben. Wer sich hier falsch verhält, ist definitiv die Kindergärtnerin. Sie gibt Robinhund gar nicht die Möglichkeit, sich zu erklären, sondern gibt ihm pauschal die Schuld. Sie stuft ihn als Störenfried ein, der sich nicht in die Gruppe einfügen will. Gerade von ihr hätte man etwas mehr Empathie erwartet. Zum Glück bringt die aber Robinhunds großer Bruder mit. Stark und groß wie ein Bär ist er, verkörpert also die perfekte Beschützerfigur.
Begleitet wird diese außergewöhnliche Geschichte von ebensolchen Illustrationen. Sie sind großflächig, aber nicht bis ins kleinste Detail gezeichnet. Sie zeigen die Personen und die wichtigsten Gegenstände, welche die Situation tragen. Nicht mehr. Für die nötigen Emotionen sorgen dann die Hintergrundfarben und Robinhunds ausdrucksstarke Mimik.
So entstand ein Bilderbuch, das ganz wundervoll ist. Es greift typische Szenen aus dem Kindergartenalltag auf und macht deutlich, dass Kinder eine andere Sicht auf Dinge haben. Dass sie nicht unbedingt lügen, nur weil sie Ereignisse anders betrachten und anders wahrnehmen. Diese Geschichte wurde für alle diejenigen geschrieben, denen es genauso wie Robinhund geht und die schnell mal für etwas beschuldigt werden, was sie so gar nicht getan haben.
Details
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Originaltitel:Det var ikke jeg! sa Robinund
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:08/2017
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Umfang:40 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:4 Jahre
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ISBN 13:9783958541054
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Preis (D):14,90 €