Tara C. Meister im Interview
Beitrag von Janett Cernohuby | 01. Dezember 2013
Die phantastische Literatur ist ein Genre, welches fast unbegrenzte Möglichkeiten für Geschichten bietet. Zwar ist sie festgefahren, wenn es um die in ihr angesiedelten Wesen geht, dennoch kann man deren Eigenschaften und Wesen ändern. Gleichzeitig kann man mühelos neue Welten erschaffen und in ihnen spannende Legenden und große Abenteuer ansiedeln. Tara C. Meister, eine fünfzehnjährige Schriftstellerin, hat eine solche neue Welt geschaffen und mit 'Siran - Die Königskinder' den Startschuss zu einer vielversprechenden Trilogie gegeben. Auf der Buch Wien durften wir die Autorin nicht nur kennenlernen, sondern sie stellte sich auch unseren Fragen.
Janetts Meinung: Was erwartet den Leser in deinem Buch?
Tara C. Meister: Ich hoffe, dass die Leser in meinem Buch eine Welt finden, die sie mit Spannung und Vielseitigkeit in ihren Bann zieht. Sie sollen Figuren kennenlernen, die sich von unserem Leben unterscheiden und dennoch so vertraut sind, dass man sich in sie hineinversetzen kann. Ich habe versucht, Fantasie, Heldentum und Menschlichkeit gleichermaßen aufzuteilen.
JM: Die Charaktere des Romans sind sehr lebendig dargestellt und man kann sich rasch mit ihnen identifizieren. Gibt es einen Charakter, der dir während des Schreibens besonders ans Herz gewachsen ist?
TM: Ja, den gibt es natürlich. Neben Eylo, den ich von Anfang an geliebt habe, ist mein Lieblingscharakter jemand, der im ersten Teil noch nicht persönlich in Erscheinung tritt: Karsan. Im zweiten Teil, der ja bereits fertig ist, wird er vermehrt vorkommen, das gilt auch und besonders für den dritten Teil. Was mir an ihm so gefällt, ist, dass er mich herausfordert, was ihn anbelangt und mich von der guten Seite weglockt.
JM: Die gleiche Frage anders herum: Gibt es einen Charakter, der dir auf der Nase herumgetanzt ist oder sich ganz anders entwickelt hat, als eigentlich geplant?
TM: Ja. :) Als ich begonnen habe den ersten Teil zu schreiben, hatte ich eine sehr fixe Vorstellung von Ilyssa. Aber während der ersten Hälfte hat sie sich unbemerkt immer mehr verändert und als ich dann erkannt habe, dass sie nicht mehr meinem Vorhaben entspricht, war es bereits zu spät. Ich hatte wirklich Schwierigkeiten sie von da an besser im Auge zu behalten, damit sie sich meiner Kontrolle nicht völlig entzog.
JM: 'Siran - Die Königskinder' ist voller spannender Szenen. Gibt es eine Szene, die zu schreiben dir besondere Freude bereitet hat?
TM: Als der erste Teil dem Ende zuging, hatte ich zuerst Sorge ob ich es schaffen würde, einen guten Abschluss für das Buch zu finden. Aber als es so weit war, durchfuhr mich plötzlich helle Begeisterung und ich ging total auf darin, (fast) alle Karten auszuspielen und einen geballten, dramatischen Abgang hinzulegen, was Thysmas und Eylos Geschichte betrifft.
JM: Oft entwickeln sich Szenen anders, als sie ursprünglich gedacht waren. War dies bei 'Siran - Die Königskinder' auch so?
TM: Ja, durchaus. Bei der Szene in der Stadt, in der Jen und Ilyssa Halt machten, hatte ich zum Beispiel ganz zu Anfang gar nicht vorgehabt, dass sie auf die Zwillinge trafen, diesen Teil habe ich mir erst ausgedacht, als Jen die junge Frau auffing.
JM: Wie wird es mit Thysma, Jen und seinen Freunden weitergehen? Was erwartet den Leser im zweiten Band? Wird es ein Wiedersehen mit Lino geben?
TM: Im zweiten Band wird es mit rasanter Geschwindigkeit weiter gehen. Jen wird mit den anderen die Hauptstadt erreichen, während Karsans wachsende Armee sich ebenfalls nach Seo aufmacht. Um sich den Halbgott zu stellen, braucht Jen eine Waffe die selbst Karsan besiegen kann. Hier kommt eine neue, nicht unwesentliche Figur ins Spiel.
Ob es ein Wiedersehen mit Lino geben wird oder nicht, werde ich nicht verraten…
JM: Gibt es bereits ein Erscheinungsdatum für den zweiten Band? Wie wird er heißen?
TM: Wegen Verzögerungen bei den Illustrationen wird der Erscheinungstermin nicht wie geplant Mitte Dezember sein; momentan sieht es eher nach Februar aus. Auf jeden Fall wird es bis März erschienen sein, denn dann wird es bereits auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt.
JM: Eine Welt zu erschaffen ist nicht nur eine schwere Aufgabe, sie bietet gleichzeitig auch Raum für viele Legenden, Sagen und natürlich Geschichten. Sind über die Trilogie 'Siran' hinaus weitere Abenteuer in Eylania geplant?
TM: Ich habe viel darüber nachgedacht und mit meiner besten Freundin diskutiert, wie es weitergehen könnte. Nun habe ich zwar eine ausgereifte Idee im Kopf, bin mir aber nicht ganz sicher, ob ich weiter in Eylania bleiben werde. Auf jeden Fall will ich mir am Ende des dritten Bandes eine Tür offen halten.
JM: Mit fünfzehn Jahren eine neue Welt zu schaffen, ist sicherlich eine literarische Herausforderung. Hat man da keine Angst, von älteren, erfahreneren Autoren belächelt zu werden?
TM: Zuerst hatte ich sie nicht, weil ich wusste, dass Welten zwischen mir und erfahrenen Autoren lagen. Erst als meine erste Lesung auf der Leipziger Buchmesse bevorstand hatte ich Sorge ob ich mich zwischen all den anderen Schriftsteller behaupten würde können oder ob ich dort eher untergehen würde. Was zum Glück überhaupt nicht der Fall war und darum habe ich mittlerweile auch keine Zweifel mehr. Ich stehe zu meinem Schreiben ohne mich mit anderen vergleichen zu wollen.
JM: Wann und wie hast du zum Schreiben gefunden? Warum hast du dich für das Genre Phantastik entschieden?
TM: Geschrieben habe ich eigentlich schon immer; Gedichte und kürzere Geschichten, in denen meistens sprechende Tiere irgendwelche Abenteuer erlebten. Nach der Volkschule wurden die Geschichten immer länger und die Themen veränderten sich. Mit elf Jahren startete ich dann den ersten Versuch ein Buch zu schreiben. Damals brachte ich nicht die Geduld auf es fertig zu schreiben. Ein paar Wochen nach meinem dreizehnten Geburtstag begann ich dann mit 'Siran - Die Königskinder'.
Ich habe mich für die Phantastik entschieden, weil sie mir keine Grenzen setzt, weil ich in diesem Gebiet allen Regeln trotzen kann und frei von Vorschriften bin.
JM: Ist 'Siran - Die Königskinder' an einem speziellen Ort entstanden? Gibt es ein bevorzugtes Medium beim Schreiben deiner Bücher? Oder entstehen sie ganz normal auf PC oder Notebook?
TM: Ich habe den erst Teil mit der Hand geschrieben und das auch bei den anderen beiden beibehalten. Wenn ich am Computer schreibe, habe ich das Gefühl den Bezug zu meinem Text zu verlieren und außerdem ist es weniger aufwendig ein Buch mit leeren Seiten mit mir herum zutragen als einen Laptop. Ich habe geschrieben, wenn ich mit dem Zug in die Schule und zurückgefahren bin, wenn mir im Unterricht langweilig war (was ziemlich oft der Fall war) und vor allem in unserem Wochenendhaus am Land. Die besten Stellen sind zweifellos dort entstanden.
JM: Gibt es Vorbilder, die deine Arbeit beeinflussen?
TM: Was die Phantastik betrifft sind meine wichtigsten Vorbilder J.R.R. Tolkien, Peter S. Beagle und Cornelia Funke. Ob sie meine Arbeit beeinflussen weiß ich nicht, aber sie haben mich auf jeden Fall geprägt.
JM: Wie sehen deine weiteren Projekte aus?
TM: Neben meinen Büchern gibt es immer wieder Literaturwettbewerbe bei denen ich mitmache und das möchte ich auch beibehalten. Wenn ich mit dem dritten Teil fertig bin, möchte ich auf jeden Fall weiterschreiben und ich habe bereits eine Idee für ein neues Buch im Hinterkopf…
JM: Vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Wir wünschen dir viel Erfolg mit dem Roman und sind auch schon gespannt, wie es mit Jen, Ilyssa und all den andere weitergehen wird.