Ulrike Rylance im Interview
Beitrag von Janett Cernohuby | 01. Juli 2011
Wer wieder einmal träumen möchte, seine Kinder mit einer Geschichte verzaubern und in eine andere, phantastische Welt entführen möchte, der sollte zu Ulrike Rylances Kinderbuch 'Emma im Knopfland' greifen. Denn genau diese Möglichkeit bietet sich einem, wie wir uns selbst überzeugen durften. Anlässlich dieses Kinderbuches baten wir Ulriky Rylance um ein Interview. Einer Bitte, der sie gerne nachgekommen ist.
Janetts Meinung: Im Februar 2011 erschien Ihr Kinderbuch 'Emma im Knopfland - Eine verknöpfte und zugenähte Geschichte'. Wie würden Sie das Buch als Autorin in einem Satz zusammenfassen?
Ulrike Rylance: Kleines Mädchen erlebt spannende und lustige Abenteuer in einem seltsamen Land, in dem lauter Knöpfe leben.
JM: In der Geschichte reist das Mädchen Emma in eine andere Welt. Hier trifft sie jedoch keine Elfen, Feen oder Zwerge, sondern Knöpfe und andere kleine Dinge des täglichen Lebens. Wie kamen Sie auf diese Idee?
UR: Ich habe als Kind immer mit der Knopfkiste meiner Oma gespielt, die war Schneiderin. Dabei habe ich schon immer den verschiedenen Knöpfen verschiedene Eigenschaften zugeordnet: die Goldknöpfe waren feine Damen, rosa Knöpfe waren Babys, kleine Silberknöpfe Prinzessinnen und so weiter. Und eigentlich kam mir die Idee eines Knopflandes schon damals, es hat nur über 30 Jahre gedauert, ehe ich die Geschichte dann auch aufgeschrieben habe.
JM: Auf ihrer Reise trifft Emma ganz unterschiedliche Persönlichkeiten mit ganz unterschiedlichen Lebensgeschichten. Welche Botschaft wollen Sie mit ihnen an jungen Leser weitergeben?
UR: Nun, mit dem Wort Botschaft gehe ich ein bisschen vorsichtig um, denn das Buch soll ja nicht moralisch daherkommen, sondern in erster Linie Spaß machen. Aber natürlich ist der Grundtenor der Geschichte, dass innere Werte wichtiger sind als Äußerlichkeiten und dass man im Leben viel stärker ist, wenn man wahre Freunde hat, die einem zur Seite stehen.
JM: Die Figuren des Buches sind sehr charismatisch. Gibt es einen Charakter, der Ihnen während des Schreibens besonders ans Herz gewachsen ist?
UR: Die Büroklammer, die am Anfang nicht mal weiß, wer sie ist und die dank Emmas Befreiung einen Laden in der Wild-West-Stadt eröffnet. Was für eine Karriere! Und natürlich Walter, der Plastikknopf, der über sich selbst hinauswächst.
JM: Autoren haben meist eine eigene Beziehung zu ihren Charakteren, die sich manchmal etwas anders entwickeln, als ursprünglich angedacht. Ist es Ihnen während des Schreibens geschehen, dass Ihnen ein Charakter auf der Nase herumgetanzt ist oder sich in eine völlig andere Richtung entwickelt hat?
UR: Ja, das ist manchmal richtig gespenstisch. Der Klettverschluss war zum Beispiel ursprünglich als Bösewicht gedacht, hat sich dann aber als gutmütiger Freund entpuppt. Da kann man nichts machen. :-)
JM: Gab es während des Schreibens eine Szene, die Ihnen selbst besonders gut gefallen hat?
UR: Meine Lieblingsszene ist immer noch die mit der maulfaulen Zwirnsrolle und ihrem Imbissstand. Aus dem echten Leben gegriffen!
JM: Sicherlich waren bereits in Ihrer Kindheit Bücher ein Begleiter. Wie wichtig waren diese für Sie und beeinflussen diese auch ein wenig Ihre Arbeit?
UR: Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich als Kind schon auf dem Nachhauseweg aus der Bibliothek die neu entliehenen Bücher in der Straßenbahn verschlungen habe, weil ich so neugierig war. Daran hat sich nichts geändert. Ein neues Buch macht mich ganz zappelig voller Vorfreude und es gibt nichts Schöneres, als richtig in einer Geschichte zu versinken. Und natürlich beeinflussen mich Bücher, die mir gut gefallen haben. Sie spornen mich an, anderen Leuten auch so ein Lesevergnügen bereiten zu wollen.
JM: Wann und wie haben Sie den Spaß am Schreiben entdeckt?
UR: Als Kind, wie wohl jeder. Da gibt es irgendwo noch eine Kiste voller Geschichten und Gedichte. Als Erwachsene hatte ich dann nie genug Zeit, oder besser nie genug Muse. Doch vor einigen Jahren, als endlich beide Kinder in der Schule waren, da dachte ich: Jetzt oder nie. Jetzt schreibst du endlich ein Buch. Du versuchst es auf alle Fälle. Na, und mittlerweile kann ich einfach nicht mehr aufhören!
JM: Jeder sammelt anders seine Inspirationen für Geschichten, braucht eine bestimmte Umgebung oder spezielle Hilfsmittel. Wie und wo entstehen Ihre Bücher?
UR: Inspirationen finde ich eigentlich überall. Mir kommt irgendwo eine Idee – an der Kasse im Supermarkt, beim Joggen, beim Kochen, im Stau usw. Manchmal verpufft die Idee im Nichts, manchmal wird etwas draus. Und sobald das Konzept steht und klar ist – das wird ein Buch, dann ist es eigentlich nur noch ganz unglamouröses Schreiben am Laptop in meinem Arbeitszimmer. Sehr oft ganz zeitig am Morgen, da geht es am besten. Nach 16.00 Uhr bin ich zu nichts mehr zu gebrauchen. :-)
JM: Gibt es ein Genre, in welchem Sie gerne ein Buch schreiben möchten, was sich aber bisher nicht ergeben hat?
UR: Nein, eigentlich nicht.
JM: Auf Ihrer Website erfährt man, dass im September 2011 ein Erwachsenenroman erscheint. Worum geht es in diesem?
UR: Das Buch heißt „Martha im Gepäck“ und kommt nun sogar schon im August heraus. Allerdings erscheint es unter meinem Mädchennamen Ulrike Herwig. Es geht darin um eine Familie, die ihre 80-jährige Tante mit in den Schottlandurlaub nehmen muss, da diese sonst ihr Testament ändert. Die alte Dame ist aber längst nicht so tatterig und senil, wie alle glauben, sondern entpuppt sich als total schräger Vogel, der die eingefahrene Familie ziemlich auf Trab bringt. Natürlich mit Happy End!
JM: Wie sehen Ihre nächsten Pläne und Projekte aus?
UR: Das nächste Buch wird wieder ein Kinderbuch für dtv junior, allerdings darf ich da noch keine Einzelheiten verraten. Dann habe ich auch schon eine Idee für ein weiteres humorvolles Erwachsenenbuch. Und wer weiß - vielleicht gibt es sogar irgendwann ein zweites Abenteuer für Emma.
JM: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für das Interview genommen haben. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihren aktuellen Büchern und bin auch schon gespannt auf weitere Veröffentlichungen.