Pinocchio

von Carlo Collodi, Imme Dros, Carll Cneut (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 25. August 2025

Pinocchio

Einige Geschichten sind bereits jetzt unsterblich. Dazu gehört zweifelsfrei jene von Carlo Collodi, in der eine handgeschnitzte Marionette zum Leben erwacht und ein Mensch werden möchte. Richtig, die Rede ist hier von „Pinocchio“, einer Geschichte, die über die Zeit viele Medien erobert hat, inklusive Zeichentrickserien und Verfilmungen. Imme Dros hat nun eine weitere Inkarnation erschaffen, die von Carll Cneut illustriert wurde.

Alles ist neu, wenn man plötzlich am Leben ist

Als der alte Spielzeugmacher Geppetto ein Stück Holz findet, das mit ihm spricht und ihn auffordert, jemandem aus demselben herauszuholen, rechnet er noch nicht damit, was passiert. Eine freche Marionette erwacht zum Leben, die weder Gut noch Böse kennt und einfach tut, was sie möchte. Das führt zu vielen Missverständnissen, Unfällen und Ärger, denn Pinocchio hat noch viel zu lernen. Und wo tut man das am besten? Richtig, in der Schule. So denkt zumindest Geppetto, der sich in Schulden stürzt um seinem Marionettenkind einen Schulplatz zu ermöglichen. Doch dort kommt Pinocchio nie an.

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Umwege, Irrwege und Betrug

So sehr man Pinocchio insgeheim auch für sein Fehlverhalten zurechtweisen möchte, er weiß es einfach nicht besser. Er ist unendlich naiv und gutgläubig. Das führt zuerst zu seiner Entführung in ein Marionettentheater und lässt ihn danach auf das Gaunerduo Fuchs und Katze hineinfallen, auf die er mehrfach stößt. Und so schrumpft sein Goldvorrat, mit dem er eigentlich seinem alten Papa Geppetto einen neuen Mantel kaufen wollte, schnell wieder.

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Auf dem Weg zum Happy End?

Zum Glück gibt es nicht nur Wesen, die Pinocchio schaden wollen, sondern auch andere, die ihm helfen. Einerseits die Sprechende Grille, andererseits auch die Blaue Fee. Erst in ihrem Beisein lernt er, dass seine Nase wächst, wenn die Unwahrheit sagt. Nicht alle seine Eskapaden werden hier restlos behandelt, aber sein Wunsch bleibt stets bestehen – er möchte ein richtiger Junge sein. Er möchte mit seinem Papa Geppetto leben und die Blaue Fee soll seine Mutter werden.

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Die Illustrationen in diesem Band sind sehr unterschiedlich. Absolut minimalistische Strichmännchen wechseln sich mit ein- und doppelseitigen, großflächigen und detailreichen Darstellungen ab. Genau diese Form macht das Werk noch interessanter. Das Augenmerk richtet sich auf Details, die in der Geschichte nur angedeutet, in den Illustrationen aber vertieft werden. Nicht immer ist sofort augenscheinlich, was gemeint ist, aber nichtsdestotrotz sind die Bilder beeindruckend. Wer noch keine Ausgabe von Pinocchio besitzt, sollte dieses im Bohem Verlag erschienene Werk unbedingt durchblättern. Denn wenn man den Stil mag, wird man auch sehr schnell zugreifen.

„Pinocchio“ ist ein Titel, den man kaum erklären muss. Doch diese Nacherzählung der Originalgeschichte von Carlo Collodi stammt von Imme Dros und ist von Carll Cneut auf einzigartige Weise illustriert worden. Das verleiht dem Werk eine zusätzliche anspruchsvolle künstlerische Komponente, die man zwar mögen muss – aber wenn das der Fall ist, wird man sie auch lieben.

Details

Bewertung

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  • Illustration:

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