Sonnentänzer

von Ana Jeromin
Rezension von Janett Cernohuby | 18. April 2016

Sonnentänzer

Der Rabe löst in uns Menschen sehr zwiespältige Empfindungen aus. Je nach Epoche und Kultur wird er geliebt, gehasst oder gefürchtet. In der Literatur steht er oft für Dunkelheit und Tod, während er ansonsten für Wiedergeburt und Erneuerung steht. Auch heißt es, er sammle die verlorenen Teile von Seelen ein. In der indianischen Mythologie befestigte der Rabe die Sonne und Sterne am Himmel und ist bei vielen Stämmen eines der wichtigsten Totemtiere. Auch in dem Jugendroman "Sonnentänzer" von Ana Jeromin hat der Rabe eine ganz wichtige Rolle.

Ihre halbe Kindheit hat die 15-jährige Kathrin in Kanada bei den Haida-Indianern verbracht. Vor fünf Jahren ist sie mit ihrer Familie nach Deutschland zurückgekehrt und hat lange um Anerkennung in ihrer Klasse gekämpft. Als kurz vor dem Beginn der Sommerferien ihr einstiger Freund Táan mit seinem Zwillingsbruder Sigai vor ihrer Tür steht, ist Kathrin alles andere als begeistert. Denn damals, vor fünf Jahren, hat sie etwas an sich genommen, was ihr nicht gehörte. Das möchten die Indianer nun wieder zurück haben. Kathrin ist zwar noch im Besitzt des geforderten Kästchens, aber nicht dessen Inhalts. Dieser ist ihr in einer leichtsinnigen Aktion entglitten. Dadurch hat sie Geister heraufbeschworen, mit denen man sich besser nicht anlegen sollte.

"Sonnentänzer" kommt mit einer spannenden Geschichten und einer warmen, sommerlichen Brise voller Abenteuer, Liebe und Mystik zu den Lesern. Man taucht ein in eine Handlung voller mythologischer Elemente, die aber so realistisch dargestellt sind, dass sich die Handlung durchaus so zutragen könnte. Ana Jeromin erzählt die Geschichte eines jungen Mädchens, das viele Jahre bei einem kanadischen Indianerstamm verbracht hat und von dieser ein Stück mit nach Deutschland nahm. Damit beginnt für den Leser ein fesselnder Roman, voller indianische Mythen und Atmosphäre.. Gerade diese machen den besonderen Reiz der Geschichte aus. Obendrein ist die Handlung so spannend und faszinierend geschrieben, dass man regelrecht so an das Buch gefesselt ist, wie der Sonnengeist an das indianische Kästchen. Man kann mit dem Lesen erst wieder aufhören, nachdem das Buch zu Ende ist. Der Autorin gelingt es meisterhaft, in eine reale Kulisse gerade so viel Mystik einzustreuen, dass alles dennoch glaubhaft und echt bleibt. Man trifft auf alte Geister, mächtige Adler und listige Raben. Man lauscht einer alten Indianerlegende, die ihr Ende aber erst in der Gegenwart findet. Dabei ist der Rabe, der bisher vom Leser als düsterer, gefährlicher Weggenosse empfunden wurde, letztendlich derjenige, der zeigt, wie falsch Habgier und Selbstsucht sind. Und auch über Kathrin und Sigai weiß man lange nicht, ob ihr Verhalten als gut oder selbstsüchtig zu bezeichnen ist.
Neben dem abenteuerlichen Teil des Romans gibt es natürlich auch einen romantischen. Denn die Freundschaft zwischen Kathrin und Táan war schon vor fünf Jahren etwas ganz Besonderes. Nun müssen die beiden Jugendlichen erkennen, dass sie mehr füreinander empfinden. Kann Táan Kathrin verzeihen? Wird er zu seinen Gefühlen und vor allem ihr beistehen? Letztendlich ist es nur eine Liebe auf Zeit, dennoch behält sich die Autorin am Ende offen, wie es mit dem jungen Glück der beiden weitergeht.

"Sonnentänzer" von Ana Jeromin  ist ein traumhaftes, sommerliches Lesevergnügen voller Mystik und Liebe. Hier trifft man auf alte Indianerlegenden und junge Stammesangehörige, die diese weitertragen. Man wird Augenzeuge einer jahrtausendalten Fehde, die zugleich eine Botschaft für die Gegenwart erhält. Das Buch in seiner Gesamtheit fesselt, begeistert und lässt einen erst los, als auch Katrin die Fäden zum Sonnengeist durchtrennt.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    03/2016
  • Umfang:
    272 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    12 Jahre
  • ISBN 13:
    9783649668855
  • Preis (D):
    14,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gefühl: