Tony T-Rex und seine Familie

von Mike Benton, Rob Hodgson (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 01. Juli 2020

Tony T-Rex und seine Familie

Dinosaurier sind das Trendthema schlechthin, das auch nie aus der Mode kommt. Zahlreiche Bücher sind bereits über die Giganten der Urzeit erschienen - und erscheinen auch weiterhin. Um jedoch in der Masse der Titel aufzufallen, muss man sich etwas Besonderes einfallen lassen. Mike Benton und Rob Hudgson haben ein solches buntes und ausgefallenes Dino-Buch herausgebracht.

Ton T-Rex plaudert aus dem Nähkästchen

Bisher haben wir Dinosaurier relativ nüchtern betrachtet: riesige Echsen, die vor Jahrmillionen gelebt haben und ausgestorben sind. Doch nun bekommen wir diese Urzeitriesen als Persönlichkeiten vorgestellt, mit Stärken, Schwächen und den kleinen Eigenheiten, die jedem innewohnen. T-Rex Toni lädt uns zu einer Wanderung durch Jura und Kreide ein, jener Zeit, als die Dinosaurier die Erde bevölkerten. Er stellt uns die bekanntesten und beliebtesten Vertreter vor und erzählt über ihre Lebensweise, Größe und Besonderheiten. Da ist Urgroßvater Stachelschwanz, der gänzlich ungeeignet als Mathe-Professor war, dafür umso besser mit anderen raufen konnte. Oder Cousin Horst, einem Ceratosaurus, der am liebsten in der Gang jagt und als Babysitter gänzlich ungeeignet ist. Wir erfahren von Tante Flatterix Archaeopteryx, die zwischen Palme, Felsen und Killer-Dino das Fliegen lernte. Und von Cleopatra Spinosaurus, die mit ihrem Segel auf dem Rücken die anderen Tiere mächtig erschreckte. Natürlich erzählt uns Tony am Ende auch etwas über sich selbst.

Tony T-Rex und seine Familie

Etwas anderes Dinobuch

Mike Benton und Rob Hodgson nähern sich dem Thema Dinosaurier einmal etwas anders. Sie stellen die Tiere nicht einfach nur als Tier vor, sondern verpassen ihnen aufgrund ihrer Merkmale und Besonderheiten einen Charakter und eine kleine Geschichte. Erzählt wird das alles natürlich von - wie könnte es anders sein - dem König der schrecklichen Echsen selbst, dem Tyrannosaurus Rex Tony. Er hat einen recht flapsigen, frechen Ton, sagt ganz unverblümt, was er über die Familienmitglieder denkt. Dieser Stil verleiht dem Buch einen lockeren, modernen Ton. Bringt es weg vom nüchternen, rein informativen Sachbuch und lässt es mehr wie ein erzählendes Sachbuch erscheinen. Abgerundet wird dieser Stil von farbenfrohen zweidimensionalen Illustrationen. Rob Hodges zeichnet seine Bilder nicht einfach nur, er arbeitet mit einer eigenen, speziellen Druck-Collagentechnik.

Tony T-Rex und seine Familie

Diese Auffälligkeit, dieses Anderssein bringt dem Buch aber nicht nur Pluspunkte, sondern verleiht ihm an manchen Stellen auch unschöne Kanten. So ist gerade der angeschlagene locker-flapsige Tonfall nicht jedermanns Sache. Klar klingt es lustig, wenn man den Stegosaurus als jemanden vorstellt, dem es an Hirnschmalz fehlt. Doch manchmal ist es zu viel des Guten und man hätte sich etwas mehr Sachlichkeit gewünscht. Auch sind einige Informationen missverständlich rübergebracht, so dass man einen Satz zweimal und sehr genau lesen muss, um zu verstehen, was genau gemeint ist. Es werden Fakten als Nebensatz reingeworfen, aber nicht genauer erklärt. Eltern kommen in Erklärungsnot, wenn Kinder genau dazu näheres wissen wollen. Ein Beispiel: Das Massensterben am Ende der Trias, das den Weg für die Dinosaurier ebnete. Aber war nicht das Massensterben am Ende der Dinozeit? Wenn man schon diese Katastrophe anspricht, hätte man sie etwas genauer ausbauen sollen.
Ebenso irritierend ist es, dass eigentlich nur die letzten zwei Abschnitte des Erdmittelalters angesprochen werden, Jura und Kreide. Dabei tauchten erste Saurier schon zum Ende der Trias auf. Die Ausrichtung der Sachinformationen lässt einen dann etwas ratlos zurück, was kleinen Dino-Experten - und man unterschätze nicht das Wissen der jungen Nachwuchspaläontologen - durchaus kommentieren.

Die Dinosaurier sind vielleicht ausgestorben, die Faszination für diese schrecklichen Echsen jedoch noch lange nicht. Um als Dinobuch aus der breiten Masse herauszustechen, müssen sich Autoren besondere Herangehensweisen ausdenken. So wie es Mike Benton und Rob Hodgson mit ihrem Bilderbuch taten, das trotz seiner Ecken und Kanten eine Abwechslung in diesem Themenbereich ist.

Details

Bewertung

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