Und doch sind alle Äpfel rund


Was Judentum, christentum und Islam gemeinsam haben. Eine besondere Familiengeschichte
von Agi Ofner (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 07. Oktober 2022

Und doch sind alle Äpfel rund

Judentum, Christentum und Islam - drei verschiedene Religionen, mit unterschiedlichen Bräuchen und Traditionen. Doch es gibt nicht nur Unterschiede, es gibt auch viel mehr Gemeinsamkeiten, die die abrahamitischen Religionen verbinden. Christine Hubka, evangelische Theologin und Autorin, nimmt Kinder mit auf eine Reise durch diese drei Religionen und zeigt ihnen, wie Interreligiösität gelebt werden kann.

Keine Familie aus dem Bilderbuch

Das tut die Autorin anhand einer interkulturellen und interkonfessionellen Familie, die sie jedoch keineswegs für das Bilderbuch erfunden hat. Das brauchte sie gar nicht, denn diese Familie gibt es bereits und Christine Hubka kennt sie schon seit vielen Jahren. Natürlich wurde die Familie für das Bilderbuch verändert, doch vieles ist geblieben. Vor allem die Fragen nach alltäglichen Lebensweisen, nach Feiertagen, nach Bräuchen und vielem mehr.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Junge Jojo, der eine erzählerische Entdeckungsreise durch die drei Religionen Judentum, Christentum und Islam unternimmt. Er stellt uns seine Familie vor, bestehend aus evangelischer Mutter, orthodoxem Vater, jüdischem Großvater, katholischer Tante, muslimischem Onkel und einer Schwester, die katholisch werden möchte. Nicht zu vergessen Kater Abraxas, der etwas ganz eigenes ist. Anarchistisch, mystisch und auch humorvoll irrlichtert er durch die Geschichte und bringt immer wieder lustige Meldungen.
Kann eine Familie bunter sein? Wohl kaum. Doch wie gestaltet sich das Zusammenleben innerhalb einer solchen Gemeinschaft? Gibt es überhaupt ein Zusammenleben oder ist es nicht doch eher ein Nebeneinanderleben? In alltäglich Situationen oder Gesprächen stellt Jojo viele Fragen, die ihm seine Familie beantwortet. Der Junge hat weniger die Rolle eines Gläubigen, als die eines Beobachters, der sich die drei Religionen ansieht und reflektiert.

Und doch sind alle Äpfel rund

Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten

Hierbei wird eines klar: Streitpunkte in Religionen gibt es weniger in den Glaubensgrundsätzen, als vielmehr in Traditionen und Bräuchen. Es ist nicht der Glaube an Gott, der zu Diskussionen und Zwist führt, es sind gesellschaftliche und politische Lebensgewohnheiten. Es ist die Wahrnehmung der Religionen. Genau hier setzt das Buch an. Eine interkonfessionelle Familie kann funktionieren, wenn innerhalb der Familie Liebe ist; Toleranz und Respekt, um andere Ansichten zuzulassen. Denn Religion kann immer nur Wahrheit für jeden einzelnen sein, nicht für alle. Genau das hebt Christine Hubka in ihrem Buch hervor und lässt dabei ganz bewusst Reibungspunkte, wie das Schächten oder die Beschneidung, aus. Sie geht weg davon, vorgefertigte Listen abzuarbeiten. Listen mit Punkten zu einzelnen Religionen, die in unseren Köpfen aufpoppen, sobald wir das Wort Islam oder Christentum oder Judentum hören. Die Autorin fragt nicht nach den Unterschieden, sie sucht nach den Gemeinsamkeiten. Und siehe da, es gibt sie nicht nur, es gibt sogar sehr viele. Indem sie das zeigt, führt sie uns zu der Erkenntnis, dass uns mehr eint, als uns trennt. Erzählt in kurzen Alltagsepisoden und abgerundet mit knappen und klaren Sachinformationen, vermittelt Christina Hubka wichtiges Hintergrundwissen an ihre Leserschaft. Die Darstellung von Vielfalt ist sowohl ihr ein Anliegen, als auch Illustratorin Agi Ofner. Mit Fingerspitzengefühl, Charme und Witz zeichnete sie die Bilder und lässt den Jungen Jojo und Kater Abraxas farbenfroh und aufmerksam durch den Alltag gehen.

Und doch sind alle Äpfel rund

Damit interkulturelles und interkonfessionelles Zusammenleben möglich ist, braucht es Respekt und Verständnis. Das finden wir aber nicht, wenn wir stets nur nach den Unterschieden suchen, sondern indem wir nach Gemeinsamkeiten fragen. Denn diese Gemeinsamkeiten sind es, die uns zusammenführen. Die uns einen und dabei helfen, Verständnis für den anderen zu haben. In den abrahmitischen Religionen gibt es sehr viel, das Judentum, Christentum und Islam eint. Christina Hubka zeigt es uns anhand dieser interkulturellen Familie. Sie zeigt uns gemeinsame Wurzeln und schafft damit eine Basis für mehr Miteinander und aufeinander Zugehen.

Details

  • Autor*in:
  • Verlag:
  • Erschienen:
    10/2021
  • Umfang:
    32 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    7 Jahre
  • ISBN 13:
    9783702239190
  • Preis (D):
    16,95 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Anspruch:
  • Illustration:

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