Wer kennt sie nicht, die Decoxe? Waschbärartige Wesen, die man an ihrem aufrechten Gang und natürlich ihrem blauen T-Shirt erkennt. Ihr? Nun, dann solltet ihr sie besser kennenlernen. Zumindest legen das Tanya Carpenter und Tanja Bern nahe, die gemeinsam das Kinderbuch „Waldgeschichten und andere Abenteuer“ verfasst haben, das von Künstler Peter Wall illustriert wurde und im Arunya Verlag erschienen ist.
Manni Decox ist sicher nicht der stärkste Angehörige seines Volkes. Vielleicht ist er auch nicht der schlaueste. In jedem Fall ist er aber sehr hilfsbereit. So auch gleich im ersten Abenteuer, in dem er ein kleines Hirschkalb aus dem Sumpf retten muss. Zum Glück erklären sich Erwin Kroko und der Jaguar Thomas Fleck bereit zu helfen. Denn im Dunkelwald unterstützt man einander und isst keine Tiere.
Blaue Fliegenpilze sind nicht nur Mannis Leibgericht, sie helfen auch gegen Bauchweh, wenn man sie richtig zubereitet. Als die Schwester eines kleinen Mädchens auf der Suche nach Medizin ist, helfen ihr die Waldbewohner.
Dabei bleibt es nicht. Manni & Co helfen einem kleinen Weihnachtsengel, den Weg nach Hause zu finden, sie lernen einen Örsel kennen, finden einen verlorenen Spiegel und treffen eine Wildkatze. Der einzige Kampf im Buch gilt dem Zahnschmerz von Manni, denn selbst der Schnupfen des jungen Drachen Hitzefink wird ausgestanden.
Es gibt Geschichten, die wirken nicht durchdacht, steril und lieblos. Manche von diesen werden in großen Verlagen gedruckt und von selbigen stark beworben – und werden dennoch nicht erfolgreich. Zu einer solchen Kategorie gehören die „Waldgeschichten und andere Abenteuer“ bestimmt nicht. Denn in ihnen stecken eine Menge Liebe, sympathische Charaktere und ein gut ausgearbeitetes Konzept. Die Umsetzung aus dem Arunya Verlag, die uns erreicht hat, kann aber leider aus anderen Gründen nicht ganz überzeugen. Beginnen muss man hier mit dem Satz und der Geschichtenlänge. Das Werk ist knapp 80 Seiten lang und enthält zehn Geschichten. Im Endeffekt Kurzgeschichten, die in Blocksatz in einem eher unüblichen Sonderformat komplett abgedruckt sind – dazu gibt es immer eine Illustration, die der jeweiligen Geschichte vorangestellt wurde. Die Bilder selbst sind ebenfalls mit viel Liebe, Enthusiasmus und unter Einsatz vieler Farben gemalt – aber nur ein kleiner Teil von ihnen weiß zu gefallen. Auch das Papier selbst, auf dem das Buch gedruckt ist, lässt zu wünschen übrig. So sind jene Seiten, auf denen sich die Illustrationen befinden, deutlich gewellt – weil die Farbe beim Trocknen offenbar das Papier beeinträchtigt hat.
Man muss es so sagen: Hätte man sich für ein Buch mit einem konventionellen Format begnügt, das richtige Papier verwendet, die Geschichten mehr auf passendere Illustrationen angepasst und nicht auf drei Doppelseiten auf das Papier gequetscht, sondern auf zehn Doppelseiten verteilt, hätte man vielleicht weniger Geschichten in einem Buch, aber dafür ein gelungenes Kinderbuch. Man könnte natürlich noch diskutieren, ob die Sofutoja-Pflanzen, von denen sich die eigentlichen Fleischfresser im Buch ersatzweise ernähren, tatsächlich unverzichtbar sind – auch wenn im Dunkelwald alle Freunde sind und sich nicht gegenseitig essen, mussten derartige Details auch im Hundert-Morgen-Wald nie wirklich erklärt werden.
„Waldgeschichten und andere Abenteuer“ ist ein Kinderbuch von Tanya Carpenter und Tanja Bern. Ein Buch, dessen Geschichten eigentlich das Zeug hätten, erfolgreich zu sein, da sie liebevoll entworfen, gut ausgearbeitet und humorvoll umgesetzt sind. Jedoch nicht in dieser Form, in diesem Format, mit diesem Satz und den vorhandenen Illustrationen. Manchmal ist weniger mehr – und so könnten die einzelnen Abenteuer, aufgeteilt auf mehrere, ansprechender illustrierte Bände, vermutlich ihr Zielpublikum erreichen und überzeugen. Dem aktuellen Werk gelingt das leider nicht.
Details
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Erschienen:05/2014
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Umfang:80 Seiten
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Typ:Taschenbuch
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Altersempfehlung:6 Jahre
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ISBN 13:9783958100008
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Preis (D):12,90 €