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Wir beide, irgendwann

von Carolyn Mackler, Jay Asher
Rezension von Janett Cernohuby | 08. Juli 2012

Wir beide, irgendwann

Was wäre, wenn wir einen kurzen Blick in unsere Zukunft werfen dürften? Wie würden wir damit umgehen? Zufrieden sein; traurig sein? Würden wir die Zukunft akzeptieren oder würden wir versuchen, sie zu verändern? Genau diese Frage stellt sich den Hauptfiguren des Jugendromans "Wir beide, irgendwann" von Jay Asher und Carolyn Mackler.

Im Mai 1996 bekommt die junge Emma von ihrem Vater einen PC geschenkt. Ihr bester Freund Josh bringt ihr eine CD-ROM vorbei, mit der man sich über AOL ins Internet einwählen kann. Sofort startet Emma ihren ersten Ausflug ins World Wide Web - und landet auf einer seltsamen Seite: Diese wird von einem blauen Balken geziert, auf dem mit weißen Lettern "Facebook" geschrieben steht. Etwas weiter mittig findet sich das Wort "Neuigkeiten" mit zahlreichen kleinen Fotos von Leuten und deren Kommentaren darunter. Neugierig betrachtet Emma die Seite genauer. Die dort abgebildeten Leute kennt sie nicht, die Kommentare erscheinen ihr seltsam. Bis sie schließlich über einen Eintrag stolpert, der sie verwirrt. Verfasst von einer Emma Nelson, die nicht nur den gleichen Namen trägt und auf die gleiche Schule gegangen ist wie unsere Emma, sondern auch am gleichen Tag Geburtstag hat. Ein seltsames Gefühl beschleicht die 16jährige. Als sie ihren Freund Josh die seltsame Seite zeigt, spricht er aus, was Emma bereits vermutete: Diese Seite zeigt die Zukunft. Denn ganz offensichtlich ermöglicht sie einen Blick auf 15 Jahre später und zeigt ihnen ihr späteres Leben. Während Josh jedoch laut seinen Meldungen glücklich mit der Schulschönheit verheiratet ist, an Traumstränden Urlaub macht und zwei hübsche Kinder sein Eigen nennt, sieht Emmas Zukunft keineswegs rosig aus. Denn ihr Mann scheint sie zu betrügen und obendrein das hart erarbeitete Geld zu verprassen. Emma sieht nur eine Möglichkeit für eine glückliche Zukunft: Sie muss beginnen, diese jetzt schon zu verändern. Und so beginnt sie zu verhindern, dass sie ihren späteren Ehemann trifft, streicht einst bevorzugte Colleges von ihrer Liste und strebt sogar eine gänzlich neue Berufswahl an. Doch wird damit ihre Zukunft besser? Und vor allem, welche Auswirkungen haben ihre jetzigen Taten auf die Zukunft ihrer Freunde? Bald müssen sie und Josh erkennen, dass bereits die kleinsten Handlungen fatale Kettenreaktionen auslösen, die sogar zum Bruch ihrer Freundschaft führt...

Wir erinnern uns: 1996 - da steckte die Internetnutzung noch in den Kinderschuhen und gehörte noch nicht zur Grundausstattung eines jeden Haushalts. Der Begriff "soziales Netzwerk" war damals nicht nur völlig unbekannt, man hätte sich vermutlich auch nichts darunter vorstellen können. Wie befremdlich muss es also auf einen Teenager jener Zeit wirken, plötzlich auf seine (zukünftige) Facebook-Seite zu gelangen? Wie albern erscheinen einem womöglich Statusmeldungen, die wir heute als völlig normal ansehen? - Mit genau diesen Eindrücken beginnen die Autoren ihren Jugendroman. Von anfänglicher Skepsis, dem Verdacht jemand erlaube sich einen Scherz bis hin zur Erkenntnis, dass die beiden Teenager tatsächlich einen Blick in ihre Zukunft werfen, erlebt der Leser das Gedanken- und Gefühlschaos hautnah mit. Ebenso erfährt er die Verzweiflung Emmas über ihre unglückliche Zukunft und ihren verzweifelten Versuch, diese zu verbessern. Doch ruft jede Veränderung Emmas nur neue Katastrophen auf den Plan. Josh hingegen scheint sich relativ gut mit seiner Zukunft zu arrangieren, auch wenn er dennoch versucht, deren Ereignisse bereits jetzt beginnen zu lassen. Auch ihn beschleicht dabei Sorge. Nämlich darüber etwas Falsches zu tun, das sein späteres Leben grundlegend ändern würde. Und während Josh erkennt, wenn auch noch nicht gleich umsetzt, dass man keineswegs Schicksal spielen kann, versucht Emma mit aller Gewalt ihrem Glück auf die Sprünge zu helfen. Mit dem traurigen Ergebnis, dass sie dabei die Freundschaft zu Josh aufs Spiel setzt.
"Wir beide, irgendwann" ist ein unterhaltsamer, fesselnder und auch lustiger Jugendroman. Für Erwachsene ist er ein wenig Rückblick in eine Zeit, als die Internetnutzung gerade erst begann. Als soziale Netzwerke noch gänzlich unbekannt waren und man sein Wissen noch in Bibliotheken und Büchern suchte. Handys, Smartphones, iCloud - man hinterließ Nachrichten noch auf Zetteln an Scheibenwischern oder mittels anderer Hilfsmittel.
Für Jugendliche hingegen ist es ein lustiger Ausflug in eine Zeit, die vorsintflutlich anmuten muss. Die ihnen vor Augen führt, wie wir einst heranwachsen konnten - und es auch ohne die technischen Spielereien der heutigen Zeit schafften.
Geschrieben ist das Buch in der Ich-Form, wodurch man einen hervorragenden Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der beiden Teenager bekommt. So kann man sich mit ihnen wesentlich schneller identifizieren und findet auch rascher in das Geschehen. Die Erzähler wechseln dabei einander stets ab. Einmal ist es Emma die erzählt, ein anderes Mal ist es Josh. Dadurch wird das Buch zu einem Werk das beide Geschlechter anspricht.

Zusammengefasst ist "Wir beide, irgendwann" ein lustiger Jugendroman, der zwei Teenagern der späten 1990iger die Möglichkeit gewährt, in ihre Zukunft zu blicken. Wie sie damit umgehen, wie es ihr Leben und vor allem ihre Freundschaft verändert, das erfährt man auf unterhaltsame und amüsante Weise in diesem Lesevergnügen. Das Buch können wir nur empfehlen - sowohl der angestrebten Zielgruppe, als auch Erwachsenen, die gerne einmal zurückblicken möchten.

Details

  • Verlag:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    08/2012
  • Umfang:
    400 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    13 Jahre
  • ISBN 13:
    9783570161517
  • Preis (D):
    17,99 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gefühl: