Als junger Mensch hat man Träume und ganz bestimmte Vorstellungen, wie man sein Leben gestalten möchte. Man möchte sie genießen, diese unbeschwerte Teenagerzeit, mit allem was sie zu bieten hat. Wie tragisch muss es sein, zu wissen, dass man jederzeit sterben könnte. Dass man in seinem Körper eine tickende Zeitbombe hat, die jeden Moment hochgehen könnte? Worauf konzentriert man sich dann im Leben? Auf Trauer und Abschied nehmen oder auf "All die schönen Dinge", die man trotzdem noch erleben kann? Ruth Olshan greift dies in ihrem Jugendroman auf.
In Tammies Gehirn breitet sich seit Jahren ein Aneurysma aus. Dieses bestimmt natürlich ihren Alltag. Gesundheitliche Beeinträchtigungen hat sie nicht, dennoch muss sie eine Reihe Vorsichtsmaßnahmen treffen. Denn die tickende Zeitbombe in ihrem Gehirn könnte jederzeit hochgehen. Oder auch nicht. Tammie beschäftigt sich viel mit dem Thema Tod. Vor allem ihr Grabstein ist ihr sehr wichtig. Auf der Suche nach dem perfekten Spruch für diesen verbringt das junge Mädchen viel Zeit auf dem Friedhof. Dort lernt sie eines Tages Fynn kennen. Fynn arbeitet für die Friedhofsverwaltung und sofort haben die beiden einen Draht zueinander. Doch anders als Tammie will Fynn nicht zu viel über den Tod nachdenken, sondern über das Leben. Er weiß um die Situation Tammies, zeigt ihr aber dennoch, dass ein Aneurysma kein Grund ist, das Leben nicht in vollen Zügen zu genießen. Und langsam nimmt Tammie wieder an diesem Teil.
Mit "All die schönen Dinge" liegt kein trauriger und tragischer Jugendroman vor, sondern ein Buch voller Licht und Lebensfreude. Natürlich hat die Protagonistin unter einem schweren Los zu leiden, das ihr Leben und sie in gewisser Weise sehr einschränkt. Für Tammie ist diese Situation sehr schwer. Ihr Leben ist stärker zeitlich begrenzt, als das anderer. Jederzeit könnte sie tot umfallen. Macht man dann überhaupt noch Pläne für die Zukunft? Hat man Träume und Ziele? Tammies einziges Ziel ist es, den perfekten Grabspruch zu finden. Darum dreht sich bei ihr alles. Und darum, ihren Eltern nicht zu zeigen, wie sehr sie unter der Diagnose leidet. So existiert sie dahin und lässt die Tage, Wochen, Monate, Jahre ungenutzt an sich vorbeiziehen. Bis ihr Fynn begegnet, der ihr zeigt, dass das Leben auch mit einer tickenden Zeitbombe lebenswert ist und man das Beste daraus machen sollte. Nach und nach holt er das Mädchen ein Stück mehr ins Leben zurück. Er weckt Wünsche und Sehnsüchte in ihr und hilft ihr, diese wahr werden zu lassen.
Die Geschichte ist unglaublich anrührend und tiefgründig geschrieben. Die Autorin zeichnet ein sehr klares Bild von ihrer Protagonistin und deren Gefühlswelt. Man spürt beim Lesen die Ängste und Unsicherheiten des jungen Mädchens, ebenso ihren Hunger nach Leben, den sie unterdrückt und sich verbietet. Sie lenkt all ihre Energie nur auf eines: den Tod. Dabei ist es das Leben, dem sie Beachtung schenken sollte. Irgendwann tut sie es auch und wird in einem Strudel mitgerissen, der voller Freude, Glück und Lebendigkeit ist. Dieses Gefühl überträgt sich auch auf den Leser. Mit einem warmen Gefühl im Bauch begleitet man Tammie und genießt mit ihr das erste Liebesglück. Seite um Seite liest man, taucht in die Handlung ein und schließt die Figuren ins Herz. Der Roman bietet Platz für viele Gefühle: Freude, Trauer, Spaß und Verzweiflung. Am Ende schließt man das Buch mit einem guten Gefühl.
"All die schönen Dinge" ist ein wunderschöner, lebensbejahender Roman von Ruth Olshan. Er erzählt von den Schicksalsschlägen des Lebens und davon, dass man trotzdem nicht die Lebensfreude verlieren darf. Denn es gibt so viele kostbare Momente, Augenblicke und Bekanntschaften, die man dann verpassen würde. Dazu gehört vielleicht auch dieses Buch, das man ebenfalls nicht verpassen sollte.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:02/2016
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Umfang:288 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:13 Jahre
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ISBN 13:9783789103711
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Preis (D):14,99 €