Die abenteuerliche Reise der Ballerinus

Antolin Quiz
von Arienne Bolt, Linde Faas (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 12. Februar 2018

Abschied zu nehmen fällt in den seltensten Fällen leicht. Man will lieb gewonnene Freunde nicht verlieren, schöne Orte und wundervolle Zeiten noch etwas länger genießen oder auch einfach nur nicht auf seine Einnahmequelle verzichten. Doch Abschiede gehören zu unserem Leben dazu und sind obendrein auch der Beginn von etwas Neuem. Dieses Thema zieht sich auch durch Arienne Bolts Kinderbuch "Die abenteuerliche Reise der Ballerinus".

Ein Junge, ein alter Mann und viele Zirkustiere

Seit seine Mutter gestorben ist, lebt der zwölfjährige Ravi alleine in einem Wohnwagen am Kanal. Hier legt eines Tages auch ein altes Schiff, die Ballerinus, an, dessen Besitzer sich als Sepp vorstellt. Ravi und der alte Mann sind sich sofort sympathisch. Das ist auch wichtig, denn nachdem Ravi zufällig ein Gespräch zwischen dem Metzger und dem Zoodirektor Benno belauscht, in dem es um den Verkauf und die Schlachtung der Zootiere geht, beschließen Ravi und Sepp, die Tiere zu retten. Obendrein haben die Tiere auch den Wunsch, in ihre Heimat zurückzukehren. Somit treten Sepp und Ravi eine letzte Reise mit der Ballerinus an, ohne zu ahnen, welche großen Abenteuer auf sie alle warten. Denn ihr Weg führt sie um die halbe Welt.

Über Freundschaft, Abschiede und Heimat

"Die abenteuerliche Reise der Ballerinus" ist ein wunderschönes und kraftvolles Buch für junge Leser ab neun Jahren. Es erzählt von einem großartigen Abenteuer, das gleichzeitig zu einer Suche und einem Roadtrip wird. Es erzählt von Freundschaft und Hilfsbereitschaft, von Mitgefühl, Abschied nehmen und einen Neuanfang wagen.
Im Mittelpunkt der Erzählung steht ein Junge, der durch einen Zufall mitbekommt, wie eine kleine Gruppe Zootiere (die zuvor Zirkustiere waren) in Not geraten. Ohne lange darüber nachzudenken beschließt er, ihnen zu helfen. Nicht zuletzt, da ihm ein sprachbegabter Papagei erzählt, wie sehr sich die Tiere wünschen, wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Und so beginnt eine abenteuerliche Reise, die mal gefährlich, mal gemütlich ist. Die viele Abschiede bringt, aber auch neue Freundschaften entstehen lässt. Diese Reise führt aber nicht nur die Crew der Ballerinus um die halbe Welt, sondern auch den Leser. Wortgewandt lässt Arienne Bolt ihre Welt zum Leben erwachen. Sie gibt dem Leser das Gefühl, sich ebenfalls auf dem Schiff zu befinden und die Wunder unserer Welt, die unglaublichen Landschaften, Länder oder blauen Ozeane mit eigenen Augen zu sehen. Man ist kein Betrachter von außen, nicht einfach nur ein Leser, der ein Abenteuer verfolgt. Man steckt selbst mittendrin in der Geschichte. Genau das macht den Reiz aus, fesselt und lässt einen Seite um Seite weiterlesen. Zudem finden sich immer wieder flächenfüllende, mitunter doppelseitige Illustrationen von Linda Faas zwischen den Texten. Diese sind wahre Farbexplosionen und lebhafte Momentaufnahmen von Orten und Situationen, die Ravi, Sepp und die Ballerinus gerade durchmachen. Natürlich tragen sie wesentlich zur Stimmung des Buchs bei und ohne sie wäre das Werk vermutlich nur halb so gut gelungen.

Wer auf der Suche nach einem besonderen Kinderbuch ist, nach einem großartigen, zauberhaften Abenteuer, voller Gefahren, aufregender Orte und einmaliger Begegnungen, der ist bei "Die abenteuerliche Reise der Ballerinus" genau richtig. Hier steht die Freundschaft zwischen Mensch und Tier, Tier und Mensch, Mensch und Mensch sowie Tier und Tier ganz im Mittelpunkt. Hier geht es um Abschiede und Neuanfänge, um Heimkommen und Heimfinden. Und es geht um ein Abenteuer, wie man es nur einmal in seinem Leben erlebt. Ein einfach wundervolles Kinderbuch.

Details

Bewertung

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