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Die Märchenkatze Licht

von Orlando Hoetzel, Verena Stegemann
Rezension von Janett Cernohuby | 14. April 2014

Die Märchenkatze Licht

Katzen sind eigenwillige Tiere. Es sind seltsame Tiere. Und vor allem sind es arrogante Tiere. Man weiß nie, warum sie gerade tun, was sie tun. Wahrscheinlich wissen auch sie es nicht genau, trotzdem tun sie es. Man sagt Katzen nach, sie seien zickig, launisch. Mag sein. Aber Katzen können auch anders. Sie können anhänglich und treu sein. Wen eine Katze als ihren Menschen ausgesucht hat, dem hält sie die Freundschaft. Auch die Märchenkatze Licht ist ein solch eigenbrötlerisches Tier, welches erst durch einen Menschen zur wahren Samtpfote wird. Davon erzählt Verena Stegemann in ihrem gleichnamigen Bilderbuch "Die Märchenkatze Licht".

Warum sie Märchenkatze genannt wird, weiß sie eigentlich auch nicht. Und es ist ihr auch egal. Denn eines weiß sie, sie mag keine Menschen - weder die großen Erwachsenen noch die kleinen Kinder. Sie mag nur schlafen und das fast den ganzen Tag lang. Erst wenn es Abend wird, dann steht die Märchenkatze auf, läuft herum und knipst alle Lichter an. Die Taschenlampe, die Grubenlampe im Keller, die Neonröhren von draußen oder die Kühlschranklampe. Das vertreibt zwar nicht ihre üble Laune, aber es beschäftigt sie. Und nun schon seit 18 Jahren. Doch an diesem Abend soll sich alles ändern. Denn da wird sie plötzlich von dem kleinen, dicken Kind Murmel am Schwanz gepackt und gezogen. Sie faucht und faucht - doch Murmel hebt sie, ganz unbeeindruckt von ihrem Protest, hoch in die Luft. Als wäre das nicht schlimm genug, faucht dieses unmögliche Kind auch noch zurück. Die Märchenkatze ergibt sich, doch Murmel will sie nicht gehen lassen. Nicht, bevor er eine Geschichte von ihr zu hören bekommt. Und so beginnt die Märchenkatze ihre erste alberne und kuriose Geschichte. Murmel ist so begeistert davon, dass er nicht nur die Märchenkatze laufen lässt, sondern sie sogar bittet, wieder zu kommen und noch weitere Geschichten zu erzählen. Von nun an braucht die Märchenkatze kein Licht mehr anstellen, sie braucht nur noch eine Geschichte zu erzählen und Murmels Augen fangen zu leuchten an.

"Die Märchenkatze Licht" ist ein künstlerisch hochwertiges und anspruchsvolles Bilderbuch. Sowohl in Hinsicht auf die Geschichte, als auch auf die Illustrationen.
Die Geschichte erzählt von einer verbitterten Katze, deren Hobby es ist, Lampen zu sammeln. Diese Lampen sollen ihr ein bisschen Licht und Freundlichkeit schenken. Doch glücklich schient die Märchenkatze Licht mit dieser Sammelleidenschaft trotzdem nicht zu sein. Erst als sie das dreckige, dicke, unverschämte Kind trifft, das sie einmal hoch hinauf hebt, ändert sich plötzlich ihre Einstellung. Sie blickt einmal von oben auf die Welt herab, quasi über den Tellerrand hinaus. Zwar hilft ihr das noch nicht völlig, um ihrer Griesgrämigkeit zu entkommen, aber die Mauer hat Risse bekommen. Endgültig stürzt sie ein, als die Katze ihre erste seltsam-komische Geschichte erzählt und das Kind Murmel zum Lachen bringt. Sie erkennt, dass Freundlichkeit und Freundschaft viel glücklicher machen, als miese Stimmung und schlechte Laune. Die Märchenkatze wirft ihr altes Ich - dargestellt in Form der Lampen-Sammelleidenschaft - über Bord und wird eine ganz neue Katze.
Den Blickwinkel ändern, einmal über den Tellerrand hinausschauen - wie viele unter uns sollten das einmal tun. Vielleicht auch wir? Doch es ist nicht immer so einfach, manchmal braucht es dazu den richtigen Anstoß.
Eine anspruchsvolle Geschichte.
Illustriert wurde das Bilderbuch von Orlando Hoetzel, mit dem die Autorin bereits in der Vergangenheit zusammenarbeitete. Auch sie sind nicht minder anspruchsvoll, wie die Handlung selbst. Man darf keine niedlichen, realitätsnahen Illustrationen erwarten, wie man sie in klassischen Kinderbüchern findet. Seine Illustrationen sind künstlerisch anspruchsvoller.
Ein Wort noch zur gewählten Schriftart, denn auch sie verdient aufgrund ihrer Extravaganz Erwähnung. Bei ihr handelt es sich nicht um die gewohnte Druckschrift, mit der Bücher normalerweise gesetzt werden. Vielmehr ist es eine handschriftähnliche Schriftart, die beim Lesen mitunter recht viel Mühe kostet.
Für welche Zielgruppe ist das Bilderbuch nun geschaffen? Das ist schwer zu beantworten. Unsere vierjährige Zielgruppe brachte nicht sehr viel Begeisterung für das Buch auf, sondern verlor recht rasch das Interesse. Aufgrund ihres Tiefgangs, der Bedeutung hinter den Worten ist es wohl eher ein Bilderbuch für Erwachsene.

"Die Märchenkatze Licht" ist ein anspruchsvolles und künstlerisch wertvolles Bilderbuch. Jedoch wird es dadurch nicht unbedingt interessant für Kinder. Sie möchten leuchtende Farben, unterhaltsame, kurzweilige Geschichten und keine mürrischen, miesepetrigen Katzen. Der tiefere Sinn hinter der Erzählung in Kombination mit den Illustrationen macht das Buch eher zum einem Werk für erwachsene Leser.

Details

Bewertung

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