Dreivierteltot

von Christina Stein
Rezension von Emilia Engel | 16. März 2022

Dreivierteltot

Zugegeben ist Wandern nicht Kims Traumvorstellung von einem romantischen Urlaub zu zweit. Aber man muss ja auch mal Kompromisse eingehen und sich in der Natur bewegen, kann ja keineswegs schaden. Doch dann geschehen komische Dinge. Ein Flüstern in der Nacht, seltsame Blicke von anderen, der Zwist mit dem Freund und dann auch noch die Sorge um ihre beste Freundin. Eines ist klar - dieser Urlaub wandelt sich immer mehr in einen Alptraum.

Kim und  ihr Freund Jon wollen gemeinsam Urlaub machen, bevor im Herbst das Studium und der Ernst des Lebens beginnt. Jon wollte unbedingt den schottischen West Highland Way wandern. Kim, deren Stärke nicht gerade das Wandern ist, hat sich dazu breitschlagen lassen. Denn etwas Neues auszuprobieren, kann ja auch was tolles sein - oder etwa nicht?
Leider verkracht Kim sich zu Beginn der Wanderung mit Jon und so findet sie sich oft alleine auf dem Weg wieder, während der sportliche Jon in seinem Bewegungsdrang schon vorauseilt.
Schon am Anfang des Weges begegnet sie dem gutaussehenden Sky, dessen kleinen Hund sie sofort ins Herz schließt und ihn liebevoll Struppi nennt. Immer wieder treffen sich die Wege von Sky und Kim. Dass Sky allerdings mit ihr flirtet, findet sie doch etwas merkwürdig und unpassend.
Auf dem West Highland Way gibt es so einige Wanderer, die einem immer wieder begegnen. So auch einige andere junge Erwachsene in Kims Alter. Kim und Jon verbringen einen gemeinsamen Abend mit diesen. Anschließend ist Kim klar, dass irgendetwas mit den anderen nicht stimmt, doch sie kann nicht sagen, was es ist.
Als eine SMS von ihrer besten Freundin Emma eintrudelt, ist das nur der Beginn von weiteren mysteriösen Ereignissen. Emma ist in Schottland und will zu ihnen stoßen. Jon ist davon alles andere als begeistert. Als Emma jedoch anfängt merkwürdige Nachrichten zu schreiben, beginnt sich Kim ernsthaft Sorgen zu machen. Und dann bricht der Kontakt plötzlich ab. Nur wenig später entdeckt Kim etwas auf dem Weg, das ihr das Blut in den Adern gefrieren lässt - eine Leiche.

Die Autorin hat mit “Dreivierteltot” wieder einen fesselnden Thriller veröffentlicht, der den Leser und die Leserin dazu antreibt immer weiter zu lesen, bis das Rätsel gelöst ist.
Der Leser und die Leserin bekommt schnell mit, dass etwas ganz und gar nicht stimmt - mit der Situation und auch mit den Menschen, die der Protagonistin begegnen. Etwas Dunkles und Bedrohliches scheint zu lauern, das Kim nie ganz zu fassen kriegt. Selbst dann nicht als Jon und sie eine grauenhafte Entdeckung machen.
Kim ist eine Protagonistin, die man schwer einschätzen kann, weil man nicht allzu viel über sie weiß. Sie hat auf jeden Fall ein schlechtes Selbstwertgefühl und fühlt sich unwohl in ihrer Haut. Mehrfach erwähnt wird ein körperliches Problem, das schon in der Schule immer zu schrägen Blicken und dummen Kommentaren geführt hat. Auch ihre Mobbingerfahrungen in der Schule sind ein Thema. Denn irgendwie sehen auch ihre Mitwanderer sie schräg an, was sie wieder an die Schule erinnert.
Bei Jon hingegen weiß man sofort woran man ist. Er ist nicht der sympathischste Charakter, denn er lässt Kim oft links liegen und zeigt kein Verständnis bei Kims Sorge um Emma. Da freut man sich doch über den charmanten, feinfühligen Sky, der Kims Wege immer wieder kreuzt.
Ohne Umschweife beginnt die Geschichte mit der Begegnung mit Sky und seinem Hund auf dem Beginn des Wanderweges und, schwupps, ist man schon mittendrin. Mit subtilen kleinen mysteriösen Elementen wird der Leser und die Leserin direkt in die passende Stimmung versetzt. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmt, nimmt immer mehr zu. Bis man als Leser langsam eine leise Ahnung bekommt, was denn los sein könnte - was unseres Erachtens leider etwas zu früh geschieht. Doch ob die Ahnung auch tatsächlich wahr ist, darauf muss man dann schließlich doch bis zum Ende warten. Nicht vorzublättern ist hier eine wahre Geduldsprobe.

"Dreivierteltot" ist ein fesselnder Jugendbuchthriller, der gegen Ende nichts für schwache Nerven ist. Christina Steins Bücher sind immer eine Empfehlung wert. Auch wenn dieses Buch nicht an "Searching Lucy" herankommt - es ist einfach anders -, ist es dennoch unterhaltsam und fabelhaft nervenaufreibend.

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