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Gerüchte und falsche Nachrichten können sich wie ein Lauffeuer verbreiten. Kaum ist jemandem etwas zu Ohren gekommen, meist ist es etwas Dramatisches, wird dieses auch ganz schnell und möglichst überzeugend weitererzählt. Die Folgen einer solchen Falschinformation können ungeahnte Ausmaße annehmen. Karin Gruß und Dorota Wünsch haben für ihr Bilderbuch mal ein Gerücht am Badesee gestreut.

Aufruhr am Badesee

Es ist ein herrlicher Sommertag. Die Sonne lacht vom Himmel und lädt zum Baden ein. Am Badesee haben sich auch schon viele Leute versammelt, liegen in der Sonne oder schwimmen im Wasser. Doch dann macht ein Gerücht die Runde: Im See schwimmt ein Krokodil. Zuerst gibt es nur skeptische Blick. Ein Krokodil? Hier im See? Doch als erst eine Badehose, dann ein Schlauchboot, eine Sonnenbrille und später weitere Sachen verschwinden, werden die Leute immer nervöser. Die ersten Gäste beginnen, ihre Sachen zu packen. Ist es hier am Badesee überhaupt noch sicher?
Alle reden vom Krokodil, doch gesehen hat es bisher noch niemand...

Wie Gerüchte wirken

Karin Gruß und Dorota Wünsch erzählen eine wunderbar witzige Bilderbuchgeschichte, in der aber zwischen den Zeilen auch eine klare Botschaft durchschwingt. Auf den ersten Blick geht es hier um einen Streich, den zwei Kinder spielen. Sie streuen das Gerücht, ein Krokodil treibe im Badesee sein Unwesen. Zunächst einmal scheint niemand dem Gerücht Beachtung zu schenken, doch das ändert sich schon bald. Plötzlich wird es unruhig unter den Badegästen und jeder reagiert auf seine Weise. Die einen schauen sich ängstlich um, immer den Blick auf ihre Zehen gerichtet. Die anderen verlassen das Wasser, packen sofort ihre Sachen und flüchten. Ein jeder spricht vom Krokodil, doch keiner hat es gesehen. Die Auflösung kann man sich denken und wird auch dem genauen Betrachter in den Bildern schon bald klar.
Es ist ein Lausbubenstreich, von dem die Autorinnen hier erzählen, der aber gleichzeitig auch Gesprächsstoff bietet. Fakenews ist das Stichwort. Was die sind, haben wir in den letzten Monaten sehr deutlich erfahren. Falsche Informationen, Halbwahrheiten bis hin zu Lügen werden gezielt verbreitet, um andere in Panik zu versetzen. Hier im Bilderbuch, am Badesee kann man dies als Streich abtun, der ja am Ende auch aufgelöst wird. Dennoch wird deutlich, welche Formen, welches Eigenleben ein solches Gerücht annehmen kann. Was wäre, wenn man den beiden Kindern nicht auf die Schliche gekommen wäre? Welche Folgen hätte dieses Gerücht wohl noch haben können? Ein Gedankenspiel, das man mit seinen Kindern ruhig durchsprechen kann. Gleichzeitig kann man auch hinterfragen, warum eigentlich alle an ein Krokodil glauben, das bisher noch keiner gesehen hat.
Doch zurück zum Bilderbuch und zum angeblichen Krokodil. Dies sorgt, wie bereits erwähnt, für reichlich Aufregung. Diese Aufregung liest man weniger in den sehr minimalistischen Texten, sondern sieht sie in den großflächigen, wimmeligen Bildern. Die gemütliche Sommerstimmung kippt schon bald und unruhiges Treiben kommt auf. Man sieht ratlose und ängstliche Badegäste, aber auch immer wieder freche Gesichter und vereinzelt Personen, die von dem Gerücht offenbar noch nichts mitbekommen haben. Für Kinder gibt es in den Illustrationen viel zu entdecken. Hier spielt sich eine ganz eigene und aufregende Geschichte ab. Diese ist, trotz aller Panik, letztendlich lustig, frech und sommerlich spritzig.

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