---

Sammeln ist ein Hobby, das keineswegs langweilig und öde ist. Nicht nur weil man ganz unterschiedliche Dinge sammeln kann - Briefmarken, Münzen, Bierdeckel, Miniaturen, Autogramme... - sondern weil es zu jedem dieser Stücke auch eine ganz besondere Geschichte gibt. Wer sich die Zeit nimmt und mit einem Sammler dessen Schätze betrachtet, der wird so manche spannende oder auch lustige Anekdote hören. Ähnlich geht es auch der Heldin in Ulrinke Rylances Kinderbuch "Emma im Knopfland", welches wir einmal genauer betrachtet haben.

Emmas Mutter ist auf einer längeren Afrikareise und so verbringt das Mädchen seine Sommerferien bei Tante und Onkel. Die beiden sind ein wenig schrullig. Onkel Hubert mag Kinder nur, wenn man sie nicht hört und Tante Mechthild sammelt alle möglichen nützlichen und unnützen Dinge. Obendrein sind beide begeisterte Puzzle-Fans. Als die beiden eines Tages ein neues Puzzle beginnen, schleicht sich Emma davon und erkundet das Haus. Besonders das "Knopfzimmer" hat ihr Interesse geweckt, ist dieses doch versperrt. Emma gelingt es, den Schlüssel zu bekommen und so schleicht sie sich heimlich in das Zimmer. Hier liegen in jeder Ecke, in jeder Schachtel und in jedem Regal Knöpfe herum; große, kleine, lange, kurze - in allen Farben und Formen. Plötzlich entdeckt Emma etwas Goldenes unter einer Kommode und als sie sich danach bückt und es berührt, passiert es! Sie findet sich plötzlich im Knopfland wieder. Lange Zeit zum Orientieren bleibt dem Mädchen nicht, denn da sie kein Knopf ist, ist schon bald die Polizei hinter ihr her. Und so beginnt Emmas abenteuerliche Reise durch das Knopfland, auf der sie interessante Knöpfe kennen lernt und mit ihnen Freundschaft schließt. Doch Emma möchte wieder zurück; zurück zu Tante und Onkel, zurück zu ihrer Mutter. Den Weg dorthin hofft sie im Schloss der Knöpfe zu finden...

Fantasievoll und zauberhaft präsentiert sich das Kinderbuch seinem jungen Publikum. Nicht nur Emma wird in das Reich der Knöpfe entführt, auch die Leser und Zuhörer tauchen schon bald in selbiges ein. Hier treffen sie auf ganz unterschiedliche Knöpfe, nicht nur im Aussehen sondern auch im Verhalten. Während die einen Emma aufgrund ihres Nicht-Knopfseins sofort verhaften wollen, sind andere wiederum bereit, ihr bei der Suche nach dem Heimweg zu helfen.
Die zahlreichen Dialoge lassen die Personen der Geschichte zum Leben erwachen. So sind sie nicht nur Figuren eines Buches, deren Abbildung man auch auf den Seiten betrachten kann, sondern sie werden warme und sympathische Gestalten. Man fühlt mit, wenn Gustav erzählt, wie er früher Teil einer Lederhose war und dann von seiner Liebsten getrennt wurde. Man versteht Luises Frage nach ihrem Wert, möchte doch jeder wissen, welche Rolle er im Leben spielt. So begegnen Emma und den Lesern zahlreiche Persönlichkeiten, die alle ihre eigene traurige oder weniger traurige Geschichte zu erzählen wissen.
Und genau diese unterschiedlichen Charaktere machen das Buch so zauberhaft und mitreißend. Denn neben dem Kennenlernen von neuen Personen lernt man auch, was es bedeutet Akzeptanz gegenüber Fremden oder Unbekanntem zu üben. Man begreift was es heißt, fremd und hilflos in einer neuen Umgebung zu sein und erkennt, wie wichtig es ist, dass man Hilfe und Unterstützung von anderen bekommt. Gleichzeitig steht aber auch immer die Frage nach Selbstbestätigung im Raum. Wer bin ich? Woher komme ich? Bin ich wichtig oder unnütz? Bin ich wertvoll? Gerade für einige Knöpfe ist die Beantwortung mancher dieser Fragen von essentieller Bedeutung.
Stimmungsvoll ergänzen Silke Lefflers Illustrationen die Handlung des Buches. Auf verspielte Weise greift sie die Motive der jeweiligen Szenen auf und stellt sie in schlichten und mit fotografischen Elementen versehenen Zeichnungen dar.