Annette Langen im Interview auf der Frankfurter Buchmesse

30 Jahre Felix

Beitrag von Janett Cernohuby | 26. Oktober 2024

Seit nunmehr 30 Jahren geht ein kleiner Stoffhase auf Reisen durch die ganze Welt. Er ist schon an vielen Orten gewesen, hat andere Länder, Bräuche und Menschen kennengelernt. Seiner Freundin Sophie, die zuhause sitzt und sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Kuschelhasen wartet, erzählt er davon in zahlreichen Briefen. Anlässlich dieses Jubiläums haben wir Autorin Annette Langen auf der Frankfurter Buchmesse getroffen und ein wenig mit ihr geplaudert.


Über den schriftlichen Weg hatten wir in der Vergangenheit bereits Kontakt. Nun treffen wir uns auch einmal persönlich. Der Anlass dafür ist ein schöner: Hase Felix feiert sein 30. Jubiläum. Wie fühlen Sie sich dabei?

Interview mit Annette Langen auf der Frankfurter BuchmesseAch, ganz toll! Das ist wirklich eine Besonderheit, vor allem in der momentanen Marktlage. Der durchschnittliche Kinderbuchtitel ist nach zwei Saisonen weg vom Markt. Dass es da ein Titel 30 Jahre lang schafft, Lesende in aller Welt zu begeistern, ist ein unglaubliches Gefühl.

Was glauben Sie, ist für Kinder das Besondere an Felix?

Mehreres.
Zuerst einmal glaube ich, dass Kinder spüren, dass die Geschichte sehr authentisch ist. Es ist meine eigene Geschichte - ich habe zwar nicht so lange Ohren, aber mehrere Faktoren sind sehr gelebt. So hatte ich ebenfalls einen Kuschelhasen.
Dann können Kinder die echten Briefe aus den Kuverts nehmen. Dies gibt es einen doppelten Leseanreiz. Es ist ein haptisches Erlebnis. Jeder Brief ist ja im Grunde genommen ein kleines Geschenk. Außerdem wird die Neugier auf die große weite Welt geweckt.

Und was mögen Sie an Felix ganz besonders?

Ich habe eine wunderbare Instagram-Nachricht bekommen. Eine junge Japanerin schrieb mir, sie sei von Felix so inspiriert worden, dass sie den Beruf der Flugbegleiterin gewählt hat, um viel reisen zu können. Später hat sie mir noch einmal geschrieben. Zuerst bevor sie zu ihrem ersten Langstreckenflug aufbrach, später aus einem Münchner Hotelzimmer. Dort hatte sie sich einen Felix-Hasen und das neueste Buch „Mit Felix durch Österreich“ gekauft. Diese Wertschätzung der Figur Felix, die ich immer wieder gespiegelt bekomme, gibt mir viel Motivation und Kraft, weiterzumachen.

30 Jahre Reisen und Briefe schreiben. Gibt es eigentlich Orte, die Felix noch nicht besucht hat und die er gerne sehen möchte?

Definitiv. Bleiben Sie gespannt.

Gibt es einen Lieblingsflecken, wo Felix einmal hin möchte?

Lacht.
Viele.
Aber er hat eigentlich immer die Welt gleichermaßen neugierig betrachtet und nicht gesagt, ich habe einen Lieblingsort und das ist x oder y. Denn es ist immer schwer, wenn man ein Land liebt, in dem es so viele einzelne Orte gibt, sich dann auf einige wenige zu beschränken. Auch in den Illustrationen - Constanze Droop erfasst die Städte und Landschaften immer so intensiv und detailreich. Kinder finden stets eine Fülle an Sehenswürdigkeiten, Brauchtum und Kultur.

Hase Felix hat ja eine reale Vorlage, nämlich Ihr eigenes Kuscheltier…

Stimmt, das ist in einem Video auf Instagram zu sehen - mein Vater hat immer gefilmt. Da bin ich so ein kleines Mäuschen von 2 ¼ Jahren. Wir haben einen Sonntagsausflug gemacht und ich hatte meinen Kuschelhasen dabei. In dem Video sieht man mich an einem alten Brunnen. Ich stehe da, hecke etwas aus. Tatsächlich wurde dann der Hase mitten im Februar ins kalte Wasser getunkt. An den Ohren haltend, zog ich ihn durch den Schotter wieder mit nach Hause zurück.
Das ist gelebt. Ich zeige den Fans, wie ich mit Felix umgegangen bin. Und hoffe, sie sind netter zu ihm. (lacht)

Hieß er auch Felix?

Nein. Das war ein Steiff Hase, mit Knopf im Ohr und Namensschild. Er hieß offiziell Lauser, ich habe ihn immer Lausi genannt.

Felix reist nicht nur gerne, er schreibt seiner Freundin Sophie auch Briefe von unterwegs. Was hat es mit diesen Briefen auf sich?

Daran habe ich lange getüftelt, immerhin ist das auch herstellerisch eine große Herausforderung. Die Briefe werden tatsächlich von Hand konfektioniert, das kann man nicht maschinell machen. Vor meiner Tätigkeit als Autorin war ich für einen Verlag viel in aller Welt unterwegs. Von Druckern habe ich mir erklären lassen, wie man diese Briefe ins Buch einbinden kann. Als junges Mädchen - das ist der dritte Faktor bei Felix - hatte ich Brieffreunde in aller Welt. Die habe ich auch besucht. Ich habe fast so viele Briefe geschrieben wie Felix, bin genauso reiselustig wie er. Auch das macht die Reihe so authentisch.

Fällt es Ihnen leicht, sich in Kinder hineinzuversetzen? Sie sind im Herzen ein Kind geblieben?

Das vielleicht nicht. Aber ich würde sagen, ich kann die Welt immer noch aus Kinderaugen sehen.

Angefangen hat Felix im Kinderbuch, mittlerweile gibt es ihn auch als Pappbilderbuch für die Kleinsten. Und in diesem Herbst erscheint ein Kochbuch vom reiselustigen Hasen. Was hält dieses für uns bereit?

Das Kochbuch liefert über 90 echt familienerprobte Rezepte aus aller Welt. Es hat über 112 Seiten, ist durchgehend farbig illustriert und voller toller Fotografien.

Wir blättern in einem Exemplar.

Alles fängt damit an, dass Felix zunächst nur Nudeln ohne Soße gegessen hat. Doch dann ist er aber durch alle Welt gereist und hat die tollsten Rezepte mitgebracht. Seitdem weiß er, was sonst noch alles gut schmeckt.
Constanze Droop hat wieder so wunderschön illustriert, wie hier, diese liebevolle Geste ...

… das gemeinsame Kochen und Backen mit Kindern, das verbindet.

Ja. Was ich auch ganz süß finde, ist ein Brauch in der Familie von Felix und Sophie. Es gibt eine große Weltkarte und jeder darf sich reihum die Augen zuhalten, sich drehen und auf irgendeinen Punkt auf der Karte zeigen. Wohin man gezeigt hat, auf welches Land oder auf welchen Kontinent, von dort gibt es ein Rezept. Und was, wenn man auf Wasser tippt? Dann gibt es einen Tischreim, einen typischen Spruch aus dem Kindergarten.

Das Buch enthält eine Fülle von gesunden Rezepten mit Schritt-für-Schritt Anleitungen. Anfangs sieht sich Felix nachts in der Küche um und entdeckt, was es dort alles an Kochutensilien gibt. Zunächst folgen Rezepte aus Deutschland: wie z. B. Kürbis- und Möhrensuppe (die mag Felix sehr gerne), Obstsalat, Stockbrot (ein Rezept mit Geling-Garantie). Am Ende wird auch verraten, woher die Rezepte kommen. Das sind alles echte, Rezepte von meinen Freunden und Bekannten aus aller Welt.

Auch seit Anfang an dabei ist Constanza Droop, die Felix‘ Welt zeichnet. Wie hat sich diese Zusammenarbeit im Laufe der Zeit entwickelt?

Wir haben uns schon gekannt, bevor sie Felix in Szene gesetzt hat. Damals hat sie für Coppenrath ein Bilderbuch illustriert „Der kleine Nachtbär“. Daher kannte ich sie schon und wusste, dass sie fantastisch Menschen und auch Tiere illustrieren kann. Ich habe sie für „Briefe von Felix“ vorgeschlagen und sie hat mit ihrer Illustrationsprobe offene Türe eingerannt. Der Verleger war gleichermaßen begeistert. Dann ist die Zusammenarbeit von Band zu Band weitergegangen. Für den Österreich-Band ist sie erstmalig durch Österreich gereist. Mit dem Wohnmobil und zusammen mit ihrem Mann hat sie Felix‘ Route abgefahren und ist auf seinen Spuren gereist. Dabei hat sie auch den Trachtenort Aussee besucht und in dem Laden mit der Inhaberin gesprochen. Wenn man sich die Bilder anschaut, sieht man die Details der Trachten. Constanza Droop hat sie so minutiös mit dem Einhaarpinsel gemalt und umgesetzt.

Wie kann man sich die Zusammenarbeit zwischen Ihnen beiden vorstellen?

Also das läuft in der Regel so: Ich habe die Idee, setze sie nach und nach um, schreibe dann das Manuskript und zeige es der Programmleitung von Coppenrath. Diese prüft es dann, und wenn es dem Verlag gefällt, bekommt es Constanza Droop. Sie liest es sich durch und geht intensiv in die Recherche. Sie hat Ordner mit Bildmaterial. Es wird nichts dem Zufall überlassen, sondern sehr akribisch gearbeitet.

Letztens haben wir in Münster „30 Jahre Felix“ gefeiert und ich kam mit Constanza Droop ins Gespräch. Ich sagte ihr, dass mein Lieblingsbild aus dem Band „Gutenacht-Briefe von Felix“ stammt. Jene Stelle, an der einem Waljungen „Gute Nacht“ gesagt wird. Dafür hat sie innig einen Wal mit Waljungen gemalt. Das ist meine Lieblingsszene. Constanza Droop guckte mich an und sagte: „Ach, meine auch.“

Bringen Sie sich auch mal gegenseitig auf Ideen?

Beim ersten Felix gab es eine Situation, in der Sophies Vater Bratäpfel macht. Dazu hat Constanza Droop verbrannte Bratäpfel gezeichnet. Sie fand, in der Familie müsse doch auch mal etwas schiefgehen. Daraufhin habe ich die kleine Schwester von Sophie sagen lassen: „Sei nicht traurig, Papa, wir haben dich trotzdem lieb.“ Da habe ich den Text an das Bild angeglichen.

Was ist das Schönste, was man als Autorin von einer Serie mitnehmen kann, die schon so lange läuft?

Wie ich eingangs sagte, haben wir wirklich das seltene Glück, dass es die Figur seit 30 Jahren gibt. Dass sie in aller Welt und aller Munde ist. Das ist die schönste Auszeichnung, die ich mir als Autorin wünschen kann.

Was können wir als nächstes von Felix lesen?

Voraussichtlich Mitte November erscheint: Das Felix Koch- und Backbuch. Im nächsten Frühjahr geht es weiter mit Felix für die Kleinsten. Außerdem wird es noch das Büchlein „Felix, wie spät ist es?“ geben.

Und abseits vom Hasen? An welchen Projekten arbeiten Sie gerade sonst?

Ein Titel, den ich ganz besonders liebe: „Die kleine Welt von Apfelbär“. Das ist ein Pappenbuch für die Kleinen, nachhaltig gedruckt und erscheint im Magellan Verlag. Erzählt wird die Geschichte von einem Bären, der liebt Äpfel über alles. Als der letzte Apfel im Herbst gegessen ist, hat er etwas kleines, Schwarzes auf der Pfote. Ein Windstoß weht es weg und der Bär ist brummelig. Doch als er im nächsten Frühling aus seiner Höhle kommt, steht da ein kleines Etwas mit Blättern und der Bär erkennt darin ein Apfelbäumchen.

Eine Kinderromanfigur, die ich auch sehr schätze, ist Huuu-Berta, im Baumhaus Verlag. Das hat unterliegend die Botschaft, wenn Kindern etwas Sorgen bereitet, sie mit ihren Eltern darüber sprechen sollen.

Und die kleine Motzkuh feiert im nächsten Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum.

Liebe Frau Langen, vielen Dank, dass Sie sich hier auf der Messe Zeit für ein Interview genommen haben. Dem Hasen Felix noch einmal alles Gute zum 30-jährigen Jubiläum. Ich bin schon gespannt, wohin es den kleinen Kuschelhasen als nächstes verschlagen wird.

Dankeschön!

Felix KochbuchFelix - Das Koch- und Backbuch: mit über 90 Rezepten aus der ganzen Welt
Eine kulinarische Weltreise mit dem beliebten Hasen

Annette Langen, Constanza Droop (Illustrationen), Vanessa Jansen (Fotografie)
gebunden, 112 Seiten
Coppenrath Verlag, November 2024
ISBN: 978-3-7567-1040-9

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