Katja Reider im Gespräch über Kommissar Pfote

„Manchmal möchte Pepper allzu ausführlich seine Meinung zum Hundeleben im Allgemeinen und Besonderen zum Besten geben…“

Beitrag von Janett Cernohuby | 08. April 2021

Seit vielen Jahren schreibt Katja Reider für ein junges Lesepublikum. Sie versteht es, ihre Leserschaft zu fesseln und in die Geschichten eintauchen zu lassen. Im Sommer 2020 präsentierte sie einen neuen Helden, der auf vier Pfoten und schnüffelnd spannende Kriminalfälle löst: Kommissar Pfote. Wir wollten mehr über den Kommissar mit der kalten Schnauze wissen und haben der Autorin ein paar Fragen zu ihrem Werk, aber auch ihrer Arbeit gestellt.


Sie schreiben seit vielen Jahren für Kinder aller Altersgruppen. Da ist schon vieles zusammengekommen. Letztes Jahr sind sie mit einer tierischen Erstlesereihe an den Start gegangen: Kommissar Pfote. Erzählen Sie uns doch etwas über den vierbeinigen Ermittler.

Katja ReiderKommissar Pfote ist Polizeihund, ein Held mit Herz und Schnauze, der seinem zweibeinigen Kollegen Paul hilft, schwierige Fälle zu lösen. Ohne Peppers super Spürnase würde Paul oft ganz schön alt aussehen. Die beiden sind ein top Team, das fest zusammenhält. Für Paul würde Pepper sein letztes Stück Wurst geben. Und andersrum. Pfote drauf!

Was hat Sie dazu bewogen, einen Hund in die Ermittlerrolle zu setzen und auch aus seiner Perspektive zu erzählen? Gibt es eine besondere Geschichte dazu?

Ich glaube, die Arbeit von Polizeihunden interessiert viele Kinder – und mich selbst ebenfalls. Was die Vierbeiner alles erschnüffeln können, ist ja wirklich erstaunlich. Tja, und die Hunde-Sicht als Erzählperspektive ist einfach witzig, weil Pepper sich natürlich seine ganz eigenen Gedanken macht, z. B. fragt er sich, warum es kein Parfum mit Leberwurst-Duft gibt und warum wir Zweibeiner eigentlich ständig quasseln statt uns zu beschnüffeln und durch den Park zu jagen.

Fällt es Ihnen leicht, sich in die Rolle eines Hundes hineinzuversetzen und aus seiner Perspektive zu erzählen?

Als Hundebesitzerin denke ich insgeheim natürlich (wie alle Hundebesitzer), dass ich genau weiß, was unser Hund Poldi sagen würde, wenn er könnte. Zumindest guckt er uns oft mit diesem ‚Was-macht-ihr-da-eigentlich-schon-wieder?-Blick‘ an und ich muss lachen.

Was bedeutet Tierliebe für Sie?

Ich weiß, dass man einen Hund nicht vermenschlichen soll, also tue ich das nur in meinen Büchern – da aber sehr gerne. Ich finde es toll, wie er im Hier und Jetzt lebt, davon können wir Zweibeiner nur lernen.

In beiden Büchern erzählen Sie nicht einfach nur Kriminalgeschichten, Sie geben auch einen Einblick in die Polizeiarbeit und speziell ins Hundetraining. Lassen Sie sich hierbei fachlich beraten?

Oh ja, ich habe vor langer Zeit als Pressesprecherin von ‚Jugend forscht‘ gearbeitet, seitdem recherchiere ich gern und gut. Bei jedem Band von ‚Kommissar Pfote‘ berät mich ein Kommissar der Hamburger Polizei. Auch mit Trainern der Polizeihunde habe ich gesprochen, Reportagen gesehen etc.

Kommissar PfotePolizeihund Pepper ist eine aufgeweckte Persönlichkeit, der seine Umwelt genau beobachtet. Ist er Ihnen beim Schreiben auch schon mal davongerannt und eigene Wege gegangen?

Ja, manchmal möchte Pepper allzu ausführlich seine Meinung zum Hundeleben im Allgemeinen und Besonderen zum Besten geben oder von seiner Polizeihund-Kollegin Lulu schwärmen, da muss ich ihn aus Platzmangel bremsen.

Das Buch wird von witzigen und lebendigen Illustrationen begleitet. Wie verlief die Zusammenarbeit mit Illustrator Dirk Hennig?

Ich mag die Illustrationen von Dirk Hennig sehr! Die Bilder sind so witzig, warmherzig und detailreich, bringen Gefühle und Atmosphäre rüber, einfach super! Und ich freue mich schon darauf, Dirk auf der nächsten Buchmesse, die hoffentlich stattfinden wird, wieder zu treffen. Er hat übrigens auch einen Hund neben seinem Zeichentisch.

Mit welchem Gefühl sollen die jungen Leserinnen und Leser das Buch aus der Hand legen?

Mit Bedauern, dass die Geschichte zu Ende ist und mit Vorfreude auf den nächsten Band. Im Ernst: Ich möchte den Kindern Lust aufs Lesen machen, sie unterhalten, Spannung erzeugen und nebenher Werte wie Freundschaft, Toleranz und Hilfsbereitschaft vermitteln.

Sie schreiben sehr vielseitige Kinderbücher: Pappbilderbücher für die Kleinsten, Bilderbücher, Erstlesebücher. Worin liegen die Herausforderungen jedes einzelnen Genres?

Man muss sich auf die verschiedenen Zielgruppen einstellen, ihre Vorlieben, die Aufnahmefähigkeit, Interessen, Ängste etc. im Blick haben und berücksichtigen. Aber gerade das macht mir viel Freude.

Wie wichtig ist es Ihnen, so vielseitig zu sein?

Dahinter steckt kein durchdachtes ‚Erfolgskonzept‘ o. ä., es macht mir einfach Spaß, so abwechslungsreich zu arbeiten und mich von mir selbst überraschen zu lassen.

Was braucht ein Kinderbuch, um seine Leserschaft mitreißen zu können?

Auch wenn der Begriff fast etwas abgegriffen ist: Authentizität – und Glaubwürdigkeit. Ich denke, es ist wichtig, über Themen zu schreiben, die einen beschäftigen, auf eine individuelle persönliche Weise und nicht blind auf einen Trend aufzuspringen

Abgesehen vom letzten Jahr, gehen Sie ja auch auf Lesereisen. Wie wichtig sind Ihnen diese Lesereisen?

Der Kontakt zu den Kindern ist mir wichtig, weil sie spontan und ehrlich reagieren, daher fehlen mir die Lesungen und ich freue mich, wenn es wieder losgeht.

Haben Sie aus einer dieser Lesereisen auch schon einmal Ideen für eine neue Geschichte mitgenommen?

Nicht konkret, aber immer wieder bleiben mir Wortbeiträge von Kindern in Erinnerung, über die ich dann später noch mal nachdenke. Ansonsten gilt: Bei einer Lesung bin ich voll konzentriert, das Schreiben rückt dann nach hinten. Ich mache grundsätzlich nicht gerne mehrere Dinge nebeneinander.

Sie haben sehr viele Erstlesebücher geschrieben, die den Einstieg ins Lesen erleichtern. Wann sollte Ihrer Meinung nach Leseförderung idealerweise beginnen?

So früh wie möglich. Schon Kleinkinder lieben Bücher, betrachten die Bilder oder versuchen Reime mitzusprechen. Bilderbücher mag fast jede Altersgruppe und die Bedeutung von Erstlesebüchern wird leider häufig unterschätzt. Dabei entscheidet sich in diesem Alter oft, ob ein Kind später gerne liest oder nicht.

Oft sind Eltern verzweifelt, weil ihr Kind sich nicht für das Lesen begeistern kann. Haben Sie für diese Eltern einen Rat oder Tipp?

Ich glaube, da ist jedes Kind anders. Bei meinen Kindern hat es geholfen, sie aktiv einzubeziehen, Fragen zu stellen, lange vorzulesen, auch wenn das Kind längst selbst lesen kann. Die Vorlese-Situation ist ja einfach gemütlich und kuschelig. Ich lasse mir heute noch gerne vorlesen.
Außerdem ist es wichtig, mit dem Kind zusammen Bücher auszusuchen, die es wirklich interessiert.

Wie sehen Sie das Leben als Autorin zu Zeiten der Covid-19 Krise? Bzw. wie beeinflusst das die Arbeit als Autorin? Ist man geneigt, da etwas in die Bücher einfließen zu lassen?

Da ich ja auch zu normalen Zeiten zu Hause arbeite, hat sich an meinem Arbeitsalltag durch Corona nicht so viel geändert wie für viele andere, aber mir fehlen natürlich die persönlichen beruflichen Kontakte. Schreiben würde ich über Corona eher nicht, denke ich.

Wird es weitere Abenteuer von Kommissar Pfote geben? Dürfen Sie uns darüber schon etwas verraten?

Zum Glück hat Kommissar Pfote viele Fans, daher sind fünf Bände fest geplant, vier habe ich schon geschrieben – und ich drücke ganz fest die Pfote, dass es noch viel mehr werden

An welchen anderen Projekten arbeiten Sie außerdem?

Zurzeit schreibe ich an einem Pappbilderbuch, ein neues Bilderbuch ist in Planung, außerdem laufen die Vorbereitungen für ein Kinder-Lesefestival, das ich gemeinsam mit befreundeten Kolleginnen und Kollegen organisiere – und dann geht’s bald weiter mit dem nächsten Pepper Abenteuer...

Liebe Frau Reider, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Wir wünschen viel Erfolg mit Kommissar Pfote, aber auch allen anderen Kinderbüchern.

Kommissar Pfote: Immer der Schnauze nachKommissar Pfote: Immer der Schnauze nach

Band 1
gebunden, 80 Seiten
Loewe Verlag, Juli 2020
ISBN: 978-3-7432-0608-3

Zur Rezension

 

Kommissar Pfote: Auf der Spur der Diamanten-DiebeKommissar Pfote: Auf der Spur der Diamanten-Diebin

Band 2
gebunden, 80 Seiten
Loewe Verlag, März 2021
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Fotos von Autorenfoto (c) Gunnar Dethlefsen
Katja Reider im Gespräch über Kommissar Pfote