Michaela Hanauer spricht über ihr Buch "Rulantica"

"Die Welt, die wir geschaffen haben, ist sehr groß."

Beitrag von Janett Cernohuby | 23. Oktober 2019

Im Europa-Park in Rust eröffnet im November ein neuer Themenpark namens Rulantica. Bereits im Oktober erschien im Coppenrath Verlag der erste Band zur gleichnamigen Fantasyreihe. Nicht zum ersten Mal arbeitet der Verlag mit dem Europa-Park zusammen. Auf der Buchmesse Frankfurt nutzten wir die Gelegenheit, der Autorin Michaela Hanauer einige Fragen zum neuen Werk zu stellen.

Im Gespräch mit Michaela Hanauer - Rulantica

Vor ein paar Tagen ist der erste Band Ihres Fantasy-Abenteuers „Rulantica“ erschienen. Worum geht es in der Geschichte?

Rulantica ist eine phantastische Wasserwelt. Es geht um eine verborgene, vergessene Insel, auf der vor ganz lang zurückliegender Zeit der Gott Loki die Quelle des Lebens installierte. Er tat dies, um uns Menschen in Versuchung zu führen und diese Versuchung ist auch geblieben. Allvater Odin war nicht sehr erfreut darüber und hat den Menschen auferlegt, über die Insel und die Quelle wachen zu müssen, damit nie wieder jemand aus dieser Quelle trinkt. Praktischerweise hat er die Menschen in Meermenschen verwandelt und an diese Insel gebunden. Dort wächst jetzt das Meermädchen Aquina auf, die natürlich alle diese Geschichten kennt. Sie erfährt dann aber, dass sie möglicherweise menschliche Wurzeln hat. So kommt das Ganze auch zu uns in unsere Menschenwelt.

Im Mittelpunkt steht das Mädchen Aquina. Sie ist lebendig, quirlig, abenteuerlustig. Ist sie Ihnen beim Schreiben auch mal auf der Nase herumgetanzt?

Und wie! Aquina hatte wirklich ihren eigenen Kopf. Zum Teil habe ich mich ein bisschen in meine Teenager-Zeit zurückversetzt gefühlt und erlebt, was meine Eltern wohl mit mir durchgemacht haben. *lacht* Aber klar, mit dieser Aufmüpfigkeit musste ich arbeiten. Wenn Aquina nach links und nicht rechts wollte, dann schwamm sie eben nach links.

Die Ereignisse haben ihren Ursprung in der nordischen Mythologie. Wie kommt das?

Tatsächlich reizt mich auch als Urlaubsziel das Nordische. Mein erster Urlaub alleine, ohne Eltern, war in Irland. Dort habe ich mein Herz an die grüne Insel verloren. Von uns aus Richtung Norden fahren, in die Mythologien eintauchen, das raue Meer, das keine sanften Südseestrände bietet, sondern mit seinen Strudeln viel mehr in Bewegung ist. Und auch die Göttermythologie. Die Götter sind ja auch fehlbar, das hat mich immer schon fasziniert. Der Götterkampf um Odin - das ist spannend, das liegt mir sehr.

Rulantica Michaela Hanauer

Die Idee für die Welt von Rulantica begann im Europa-Park. Wie kam es zu der Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Europa-Park?

Durch einen Anruf. Irgendwann klingelte das Telefon und ich erfuhr, dass man etwas Neues plane. Für die Thematisierung bräuchte man einen Autor und einen Verlag, da man ein Buch herausbringen wolle. Mein Interesse war geweckt und aus den anfänglich angekündigten fünf Minuten Gesprächszeit wurden dann zwei Stunden.

Hatten Sie beim Schreiben der Geschichte freie Hand oder mussten Sie sich an der einen oder anderen Stelle bestimmten Wünschen oder Vorgaben seitens des Freizeitparks beugen?

Der Rahmen - was im Wasserpark entsteht, der Bezug zum Nordischen und die Kombination mit phantastischen Elementen, das stand fest. Ansonsten hatte ich sehr viel Freiheit, mich einzubringen. Die Geschichte an sich ist in Teamwork entstanden. Anders als normal saß ich nicht alleine an meinem Schreibtisch und musste mir die Geschichte einfallen lassen, sondern habe immer wieder Inputs bekommen. Wir haben Ideen geplant, wir haben Ideen verworfen. Ich bin auch einige Male hingefahren, wir haben zusammengesessen, die Köpfe haben geraucht. Rulantica ist ein Gemeinschaftsprodukt. Dann, das Schreiben der eigentlichen Geschichte, das Ausarbeiten der beiden Hauptfiguren, das kam dann hauptsächlich von mir. Die Grundidee jedoch sollte Hand-in-Hand mit dem Wasserpark gehen, der dort entsteht. Der genau diese Geschichte erzählt.

Ist es schwer in einem derart großen Team zu arbeiten? Schließlich hat man ja seine eigenen Ideen. Fällt es schwer diese zurückzustellen, wenn es heißt, wir gehen einen anderen Weg?

Für mich nicht.
An manchen Stellen ist es natürlich anstrengender, wenn man die Ideen mehrere Leute unter einen Hut bringen will. Mir macht es Spaß, in einem Team zu arbeiten. Ich fand es toll, mich darauf einzulassen, auch mal Sachen einfach so hin und her zu spielen, zu gucken, noch mal zu drehen und auch mal etwas zu verwerfen. Das finde ich sehr spannend, kann mir aber auch vorstellen, dass diese Teamarbeit nicht jedermanns Sache ist. Wie alles, ist das typabhängig.

Interview mit Michaela Hanauer Rulantica
Rulantica ist als  Mehrteiler aufgebaut. Wie viele Bände wird es insgesamt geben?

Zunächst sind zwei Bände geplant, alles weitere hängt davon ab, wie das Buch bei den Leserinnen und Lesern ankommt.

Die Geschichte wird durch eine opulente grafische Aufbereitung in Szene gesetzt. Wie sah die Zusammenarbeit mit Illustrator Helge Vogt aus?

Ich hätte es mir besser nicht wünschen können. Auf Helge Vogt war immer Verlass. Er hat sich intensiv mit der Geschichte beschäftigt und traumhaft schöne Illustrationen geschaffen.

Hatte auch er Vorgaben, wie es aussehen soll?

Ja, ein bisschen. Beispielsweise Snorri, den gibt es ja auch außerhalb des Buches und er ist das neue Maskottchen des Wasserparks. Da muss man sich logischerweise dran halten. Aber Helge Vogt hatte auch seine Freiheiten.

Warum ist es für den Europa-Park wichtig, eine Romanreihe zu seinem neuen Themenpark zu haben?

Im Europa-Park hat man begriffen, dass es nicht mehr reicht, eine tolle Achterbahn zu bauen und sie bunt anzustreichen. Wenn Menschen dort ihre Freizeit verbringen, wollen sie sich für eine Weile aus ihrem Alltag entführen lassen und in eine andere Welt eintauchen. Das funktioniert am besten über das Geschichtenerzählen. Und wenn man eine gute Geschichte erzählt, dann liegt es auch nahe, sie zwischen zwei Buchdeckel zu packen. Die Idee war eben auch, dass es den Wasserpark gibt, der so toll ist, dass man das Buch nicht gelesen haben muss. Anders herum muss man auch nicht in den Park gehen, um das Buch lesen zu können. Das optimale Erlebnis ist dann aber, wenn man das Buch gelesen hat, und all die Orte im Wasserpark wiederentdeckt. Oder wenn man im Nachhinein die Orte noch einmal in der Geschichte bereist.
Thematisierung ist heutzutage die Voraussetzung, um Leute zu begeistern.

Rulantica Michaela Hanauer

Nun richtet sich das Buch an Leser/-innen ab 10 Jahren. Planen Sie vielleicht auch Geschichten für ein jüngeres Publikum? Vielleicht als Bilderbuch?

Im Frühjahr 2020 erscheint tatsächlich ein Bilderbuch mit dem süßen Snorri als Titelheld, das allerdings nicht von mir geschrieben wurde. Mehr darf ich noch nicht verraten. Aber die Welt, die wir geschaffen haben, ist bewusst so groß, dass noch ganz viele Geschichten für ganz unterschiedliche Altersgruppen darin Platz haben.

Es gibt ja bereits ein Musical von Rulantica.

Das meine ich. Die Welt, die wir geschaffen haben, ist sehr groß. Sie beginnt bei den Wikingern, bei der Nordischen Göttermythologie, das Musical spielt 1557, meine Geschichte spielt in der Gegenwart. Wir haben eine große Welt und einen so großen Weltenbogen entwickelt, dass segmentmäßig Geschichten dazwischen passen. Wie eben das Musical, das eher für Erwachsene gedacht ist und in dem die Liebesgeschichte von Kailani, der Ziehmutter von Aquina, erzählt wird.  

Wann wird der zweite Band von Rulantica erscheinen?

Der kommt nächstes Jahr, also 2020.

Liebe Frau Hanauer, vielen Dank, dass Sie sich hier auf der Messe die Zeit für uns und ein Interview genommen haben. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und Spaß mit Rulantica.


 

9783649627227
Rulantica - Die verborgene Insel
Michaela Hanauer

Verlag: Coppenrath
Gebundene Ausgabe, 336 Seiten
ISBN: 978-3-649-627722-7
Alter: ab 10 Jahre
Preis: 16,00 €

Meermädchen Aquina hat sich schon immer anders gefühlt, als die übrigen Meermenschen auf Rulantica. Kurz nach ihrem zwölften Geburtstag erfährt sie das Unglaubliche: sie hat einen Zwillingsbruder. Mats, ein Menschenjunge! Und er befindet sich in großer Gefahr. Für Aquina gibt es kein Halten mehr, sie muss ihre wahre Familie finden, bevor es zu spät ist.
Mats ist in einem Waisenhaus aufgewachsen, seit er als Findelkind am Strand aufgelesen wurde. Schon immer fürchtet er sich vor dem Meer und dem Wasser. Doch er ahnt nicht, dass er bald in das größte Abenteuer seines Lebens eintauchen wird!
Mit ihrem Zusammentreffen erfüllen Mats und Aquina eine jahrhundertealte Prophezeiung der nordischen Götter – und dies kann die Rettung, aber auch den Untergang für die gesamte Inselwelt Rulanticas bedeuten…
Michaela Hanauer spricht über ihr Buch "Rulantica"