Naya

Antolin Quiz
von Lindiwe Suttle Müller-Westernhagen, Sawyer Cloud (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 05. November 2024

Naya

Es braucht mitunter nicht viel, um das Selbstwertgefühl eines Kindes zu zerstören. Gerade noch lächelnd und aufgeweckt unterwegs, kann ein einziger Satz reichen, um das gleiche Kind im nächsten Moment still und in sich gekehrt vorzufinden. Um dieses Selbstwertgefühlt geht es in dem Bilderbuch „Naya“.

Schnurzpiepegal

Naya ist ein lebendiges, aufgewecktes Mädchen. Sie singt gerne, malt und fährt gerne Fahrrad. Eine Sache mag sie besonders, ihre Haare. Regelmäßig erhält sie Komplimente führ ihre prächtige Lockenpracht. Bis eines Tages ein Kind im Kindergarten auf sie zeigt und sie wegen eben dieser Haare auslacht. „Monsterhaar-Naya“ wird sie genannt, was Naya ziemlich unglücklich macht. Rasch zieht sie sich die Kapuze über den Kopf und sucht zuhause nach einer passenden Kopfbedeckung, die ihre Haare bändigt. Beim Cowboyhut ihrer Tante wird sie schließlich fündig. Von nun an zieht sich Naya zurück. Sie hat Angst, dass ihr beim Spielen und Toben der Hut vom Kopf rutscht und sie alle wieder wegen ihrer Monsterhaare auslachen. Bald darauf kommt ein neues Kind in den Kindergarten. Sofort zeigt jemand auf sie, weil unter ihrem Pullover ein Kabel herauskommt. Selbstbewusst erklärt Ella, dass dies eine Insulinpumpe sei, da sie unter Diabetes leide. Schnell freunden sich beide Mädchen an. Dabei staunt Naya, wie „schnurzpiepegal“ Ella all die Kommentare der anderen sind - ganz gleich ob es sich um Schmähungen oder Komplimente handelt. Ella macht sich nichts aus all dem, sondern geht ihren eigenen Weg. Das imponiert Naya so sehr, dass auch sie sich bald nicht mehr für ihre Haare schämt.

Naya

Ermutigung zur Selbstliebe

Die Botschaft dieses Bilderbuchs ist klar: Du brauchst dich nicht für das zu schämen, was du bist. Denn du bist genau richtig, so wie du bist. Da sich diese Worte zwar leicht sagen, aber für Kinder schwer zu verinnerlichen sind, setzt das Buch auf eine Alltagsgeschichte, deren Setting Kindern vertraut ist: der Kindergarten. Hier spielt und erlebt Naya viel mit anderen gemeinsam und wurde lange Zeit für ihre schönen Haare bewundert. Bis eben das erste Kind die Haare nicht mehr schön findet und sich über Naya lustig macht.
Mit einer kindgerechten Sprache wird diese Situation nachvollziehbar beschrieben. Schnell kann sich die Leserschaft in das Mädchen hineinversetzen, hat vielleicht selbst schon Ähnliches erlebt. Traurig ist nur, dass weder der Kindergartenpädagogin noch den anderen Kindern dieses plötzliche introvertierte Verhalten auffällt. Dass niemand bemerkt, dass Naya auf einmal ihre sonst so viel bewunderten Haare versteckt. Ob das ein Hinweis auf unsere oberflächliche Gesellschaft ist?
Doch es gibt einen Lichtblick für Naya. Mit dem Erscheinen von Ella, dem Mädchen mit Diabetes, ändert sich das Ganze. Naya beobachtet, dass sich Ella nichts aus komischen Kommentaren und Kränkungen macht. Sie macht sich allerdings auch nichts aus Komplimenten, was Naya irritiert. Doch Naya nimmt sich Ella als Vorbild. Auch sie lernt, Kränkungen an sich abprallen zu lassen, mehr noch, die verletzende Person anzulächeln und ihr zu sagen, wie egal ihr der Kommentar ist. Eine entwaffnende Geste, die ihr wieder das Selbstvertrauen zurückgibt, das sie einst hatte.
Die Geschichte über Naya wird von farbenfrohen Illustrationen getragen. Bunt und fröhlich unterstreichen sie den aufgeweckten Charakter des Mädchens, selbst dann noch, als sie traurig am Rande sitzt.

Naya

„Naya“ ist ein farbenfrohes Bilderbuch mit einer wichtigen Botschaft für Kinder. Anhand einer typischen Kindergartensituation lernen sie, dass sie gut sind, so wie sie sind. Egal ob ihre Haare lockig und lang sind oder glatt und kurz. Der innere Wert hat nichts mit dem Aussehen zu tun. Lindiewe Suttle Müller-Westernhagen und Sawyer Cloud vermitteln das auf sehr kindgerechte Weise.

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