Rüssel

Rüssel beim Friseur

von Thomas Schallnau
Rezension von Janett Cernohuby | 17. Dezember 2015

Rüssel beim Friseur

Für Kinderbuchautoren ist es nicht leicht, ihre Werke auf dem Buchmarkt zu etablieren. Zu schnell werden sie von neuen Büchern verdrängt und geraten in Vergessenheit, noch bevor sie sich behaupten konnten. Wenn sich dann doch ein Titel oder gar eine Reihe durchsetzt, die auch von Eltern immer wieder gesucht wird, dann kann sie sich unter Umständen über eine oder zwei Generationen halten. So auch geschehen bei Kinderbuchautor und -Illustrator Thomas Schallnau. Denn seine Kleinkinderbuchreihe "Rüssel" hat auch heute noch eine breite Leserschaft und wird darüber hinaus weiter fortgesetzt. Und so liegt uns nun der Band "Rüssel beim Friseur" vor.

Es ist mal wieder soweit. Rüssels fünf Haare stehen in alle Richtungen und der Elefant muss wieder einmal zum Friseur gehen. Gesagt, getan und so betritt Rüssel schon bald den Friseursalon. Er nimmt auf dem Frisierstuhl Platz und erlebt auch gleich eine spontane Auf- und Abfahrt mit selbigem. Nach dieser unfreiwilligen, aber lustigen Fahrt geht es etwas entspannter zu. Rüssels Haare werden mit reichlich Shampoo gewaschen, geschnitten und auf Lockenwicklern aufgedreht. Am Ende blickt ein zufriedener Elefant in den Spiegel und betrachtet seine neue Lockenfrisur.

Das Motto dieser Kleinkinderbuchreihe lautet "Vor dem Lesen kommt das Bilderlesen". Damit lag und liegt Autor Thomas Schallnau absolut richtig. Kleinkinder lieben bunte Bilder, die Geschichten erzählen. Voller Begeisterung betrachten sie Szenen und entdecken so manches darin. Auf Texte können und wollen sie dabei gut verzichten. Je jünger das Kleinkind, desto geringer ist sein Interesse, langen Passagen zuzuhören. Kein Wunder, fehlt ihm noch die Geduld hierfür. Kleinkinder wollen selbst aktiv werden und in ihrem ganz eigenen Tempo die Geschichte "lesen". Auf dieses Bedürfnis geht Thomas Schallnau mit seiner Buchreihe "Rüssel" ein. Er zeichnet bunte, fröhliche Bilder, die für sich selbst sprechen. Dieses Konzept ging auf, was eine millionenhohe Auflage und Veröffentlichungen in verschiedenen Ländern beweist.
Auch der Titel "Rüssel beim Friseur" ist nach diesem Konzept ausgerichtet. Bunte Bilder erzählen vom Friseurbesuch. Durch genaues und intensives Betrachten entdecken - lesen - die Kleinsten dieses Abenteuer selbst und geben es mit ihren eigenen Worten wieder. Doch nicht nur sie werden sich über diesen Titel freuen, sondern auch ihre Eltern. Hier rückt ein Ereignis in den Mittelpunkt, welches einerseits banal und langweilig erscheint, doch für Eltern oftmals mit Stress und Schweiß verbunden ist: der Besuch beim Friseur. Dieser wird oft begleitet von Tränen, Wut- und Angstgeschrei, Verzweiflung und naseweisen Sprüchen anderer Friseurbesucher. Dabei ist das Verhalten der Kleinkinder nachvollziehbar. Sie verstehen nicht, was beim Friseur passiert. Sie sehen eine Schere, vor der sie sonst gewarnt werden. Und ihnen wird etwas von ihrem Körper abgeschnitten - was ihrer Logik nach wehtut. Umso wichtiger ist es, Kleinkinder schonend auf den Friseurbesuch vorzubereiten. Vielleicht indem sich ein älteres Geschwisterkind oder die Eltern zuerst die Haare schneiden lassen und so zeigen, dass man keine Angst vor dem Friseur haben braucht. Oder indem man mit ihnen gemeinsam dieses Buch betrachtet. Denn hier zeigt Rüssel, was er beim Friseur erlebt - und vor allem, dass es nichts Schlimmes, Beängstigendes oder Schmerzhaftes ist. Sondern dass man am Ende mit einem tollen, neuen Haarschnitt aus dem Friseursalon kommt.
So regt das Buch zum Reden und Fragen stellen an und zeigt Kleinkindern, dass ein Friseurbesuch bedrohliches.

Zusammengefasst ist "Rüssel beim Friseur" ein witziges, herziges Pappbilderbuch für die Kleinsten. Ohne Worte, dafür mit heiteren und farbenfrohen Bildern, erzählt es davon, dass ein Friseurbesuch nichts ist, wovor man Angst haben muss. Vielmehr ist es ein Abenteuer, bei dem man am Ende mit einer chiquen neuen Frisur aus dem Salon kommt. Das macht dieses Bilderbuch zu einem wichtigen und wertvollen Beitrag, der schon längst überfällig war.

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