THiLO gibt Einblicke in die Fliegende Schule der Abenteurer

"Helden gehen da weiter, wo normale Menschen umkehren."

Beitrag von Janett Cernohuby | 18. Januar 2021

„Hey-Ho“ erklingt es seit Sommer 2020 wieder im Europa-Park Rust. Die „Piraten in Batavia“ sind mit einem neuen Themenpark zurückgekehrt. Im Herbst erschien im Coppenrath Verlag eine Abenteuerreihe, die Elemente dieses Freizeitvergnügens aufgreift: „ACE - Die fliegende Schule der Abenteurer“. Zum Erscheinen des ersten Bandes hat uns Autor THiLO Fragen zur Entstehungsgeschichte der Reihe sowie des Auftaktromans beantwortet.

THiLOLieber THiLO, wo arbeitest du am liebsten an deinen Büchern?

Das kann ich ganz genau beantworten: überall! Zuhause habe ich ein schönes Büro, da bin ich am liebsten, wenn ich viel recherchieren muss. Danach kommt dann das eigentliche Schreiben. Dazu habe ich mir extra einen Camper selbst ausgebaut, damit er so ist, wie ich ihn brauche. Damit fahre ich oft an tolle Orte, mache die Türen auf und habe das spannendste Büro der Welt. Jeden Tag gibt es eine andere Aussicht, neue Anregungen - und alles fließt in meine Bücher mit ein.

Deine Kinderbücher sind sehr vielseitig und abwechslungsreich. Im Herbst hast du mit „Die fliegende Schule der Abenteurer“ eine neue Kinderbuchreihe gestartet. Worum geht es in dieser?

Hintergrund ist die Geschichte um den Adventure Club of Europe, kurz ACE, dessen Mitglieder seit Jahrhunderten auf der Suche nach magischen Artefakten und Lösungen für unfassbare Rätsel sind. Damit auch immer genug Abenteurer zur Verfügung stehen, hat der ACE eine eigene Akademie für den Nachwuchs gegründet. Hier gehen Kids zur Schule, die im normalen Leben durch besondere Gaben aufgefallen sind. Vier von ihnen, Belle, Connor, Oliver und Oni bekommen durch Zufall mit, dass der wertvollste Gegenstand des Clubs gestohlen wurde - ein magischer Dolch mit Namen Feuertiger. Ehe die vier sich versehen sind sie mitten im größten Abenteuer ihres Lebens; nebenbei müssen sie dafür einen Zeppelin kapern und nach einer versunkenen Piratenstadt suchen. Mehr verrate ich nicht…

Was hat dich bewogen, dieses Buch zu schreiben? Gibt es eine besondere Geschichte dazu?

Der Europapark in Rust und der Coppenrath Verlag in Münster hatten sich bereits auf die Kooperation geeinigt, nun brauchten sie noch den passenden Autor für die Reihe. Als der Anruf kam war ich sofort Feuer und Flamme. Den Hintergrund mit dem ACE gibt es ja im Europapark bereits, für die Geschichten in der Akademie hatte ich auf diesem Fundament dann freie Hand. Ich habe gespürt, dass diese Bücher auf allen Seiten ganz besondere Projekte sind, auch Michael Mack aus der Gründerfamilie des Parks hat einige Idee beigesteuert.

Im Buch begegnen wir sehr unterschiedlichen Charakteren. Was war dir bei der Ausarbeitung der unterschiedlichen Charaktere besonders wichtig?

Oliver (c) Max MeinzoldOliver, Belle, Oni und Connor sind vier starke Persönlichkeiten, natürlich noch Kinder, aber mit besonderem Sinn für Gerechtigkeit. Das habe sie mit allen Kindern in dem Alter gemeinsam. Bei den individuellen Eigenschaften war mir wichtig, dass sie alle etwas Tolles mitbringen, aber erst zusammen richtig stark werden. Wie Puzzleteile passen sie zusammen, was der eine nicht kann, hat die andere drauf. Die Geschlechterrollen werden ein wenig aufgebrochen, aber nicht zu radikal. Belle ist eine hervorragende Fechterin, Oliver eher ängstlich und schüchtern. Jede/r LeserIn kann sich dadurch mit einer der Figuren besser identifizieren als mit anderen. Außerdem sind sie hoffentlich Vorlagen nach dem Motto: Wenn der/die so über sich hinauswächst, dann kann ich das auch!

Wie sind die Namen der vier Helden entstanden? Stecken in ihnen Referenzen zu anderen Persönlichkeiten?

Conner (c) Max MeinzoldTatsächlich steckt in Connor Blaze eine kleine Referenz an Sean Connery, ebenfalls Schotte und in seinen Filmen als Draufgänger und Abenteurer bekannt. Bei den anderen habe ich darauf geachtet, dass ihre Namen auch für 8jährige lesbar sind. Gwyneth wäre da schwierig gewesen.

Die Akademie des ACE bildet Nachwuchsabenteurer aus. Was macht für dich einen Abenteurer, eine Abenteurerin aus?

Helden gehen da weiter, wo normale Menschen umkehren. Bei Abenteurern ist es ähnlich. Ihnen reicht es nicht, ein Rätsel zu bestaunen, sie wollen die Lösung finden. Außerdem würden sie zuhause vor dem Fernseher eingehen. Abenteurer brauchen immer etwas Neues, vor Fremden oder Fremdem haben sie keine Angst sondern schauen sich alles mit offenem Herzen an.

Das Buch ist stark bebildert und auch das grafische Grundlayout ist sehr opulent. Wie verlief die Zusammenarbeit mit dem Illustrator Max Meinzold?

Ich habe mittlerweile über 350 Bücher geschrieben und dabei viel gelernt. Am besten für die Zusammenarbeit mit IllustratorInnen hat sich für mich erwiesen, ihnen ausreichend Freiräume zu lassen. Das sind ja auch alles kreative Menschen. Wenn ein Detail nicht besonders wichtig im Buch ist, sage ich oft wie hier: „Die Akademie ist in einer geheimnisvollen Burg, mach mal“ So war es mit Max auch. Wenn die Illustrationen dann ab und zu nicht zum Text passen, ändere ich im zweiten Durchgang lieber den Text, als die Bilder umarbeiten zu lassen. Kurz: Wir hatten beide viel Spaß mit dem Buch, das merkt man auch auf jeder Seite.

Mit welchem Gefühl soll deine Leserschaft das Buch aus der Hand legen?

„Boah! Gibt´s davon noch mehr?“

Ist es schwer in einem derart großen Team zu arbeiten? Schließlich hat man ja seine eigenen Ideen. Fällt es schwer diese zurückzustellen, wenn es heißt, wir gehen einen anderen Weg?

Absolut nicht. Ich finde es meistens sehr anregend, so viele Ideen zu bündeln. Das sind ja alles Geschichtenprofis, von denen auch ich nach 350 Büchern noch lernen konnte. Niemand wirft einfach Wünsche in die Runde, nur um auch mal was zu sagen oder seinen Kopf durchzusetzen. Alle hatten und haben nach wie vor das Endprodukt im Blick: Wir wollen zusammen Bücher machen, die jeden LeserIn vom Hocker haut. Das ist uns gelungen.

„Die fliegende Schule der Abenteurer“ ist als Mehrteiler konzipiert. Wie viele Bände wird es insgesamt geben?

Belle (c) Max MeinzoldDa jeder Band aus Sicht einer der Hauptfiguren erzählt wird, mindestens vier. Belle war bei Band 1 dran, Oliver bei Band 2, Connor lernen wir in Band 3 besser kennen, Oni dann in Band 4. Aber die Ideen für die nächsten 287 Abenteuer haben wir schon gesammelt…

Was erwartet uns im zweiten Band, der ja im März 2021 erscheinen wird?

Die ACE-Scouts sind an ihrem ersten Abenteuer gewachsen und auch als Team zusammengeschweißt worden. Trotzdem sind sie keine Superhelden, die jedes Hindernis mit Leichtigkeit überspringen und nie Angst haben. In Band 2 geht es um die Brüder Eulenstein, die Besuchern des Europapark aus dem Voletarium bekannt sind. Der Legende nach ist ihnen der erste bemannte Flug der Weltgeschichte gelungen, doch seitdem sind sie verschollen. Belle, Oliver, Connor und Oni müssen sich mit ihrem Zeppelin Sky-Explorer auf die Suche nach den Brüdern machen und landen auf einem grünen Kontinent mitten in der Arktis.

Was braucht ein Kinderbuch um Kinder mitzureißen und zu begeistern?

Oni (c) Max MeinzoldZunächst mal müssen die Kids sich in die Charaktere einfühlen können und deren Handlungen verstehen. Die Sprache muss aktuell sein, aber nicht anbiedernd, das bemerken Kinder sofort. Und die Geschichte selbst muss natürlich ins Buch reinziehen, mit unvorhersehbaren Wendungen. Dafür braucht es HeldInnen, die über sich hinauswachsen, so dass die LeserInnen mitfiebern. Gute Bösewichte sind auch wichtig, Star Wars ohne Darth Vader wäre auch nur langweiliges Rumfliegen mit Raumschiffen.

Wie siehst du das Leben als Autor zur Zeiten der Covid-19 Krise? Bzw. wie beeinflusst das die Arbeit als Autor? Ist man geneigt da etwas in die Bücher einfließen zu lassen?

Beim Schreiben hat mich die Krise nicht beeinflusst, aber in normalen Jahren mache ich auch fast 200 Lesungen - die fielen ab März 2020 plötzlich alle weg. Das ist finanziell wirklich bitter, zumal wir AutorInnen ja nicht nur bereits viel Zeit in die Planungen gesteckt hatten, sondern auch Geld: Plakate, Autogrammkarten, Lesungsbroschüren etc. verstauben nun in den Regalen und sind oft ein Jahr später nicht mehr einsetzbar, weil ein Buch vielleicht längst vergriffen ist.
In meinen Geschichten wird kein Held mit FFP2-Maske auftauchen, wenn die Sache vorbei ist, will da absolut keiner mehr etwas drüber lesen.

An welchen Projekten arbeitest du abseits des ACE?

In Ermangelung von anderen Freizeitangeboten habe ich im letzten Frühjahr einen Escape Room zum Ausdrucken entwickelt: die Lockdown Agents. Das Abenteuer wird nicht am Tisch gespielt, sondern die eigene Wohnung in einen Escape Room verwandelt. Seit Mai 2020 wurde das PDF 18.000 mal von meiner Webseite heruntergeladen, ich habe also einen Volltreffer gelandet. Mittlerweile gibt es mehrere Bände, auch auf Englisch.
Und dann bereite ich mich natürlich auf die Rückkehr in die Schulen und Bibliotheken vor. Wenn wir endlich wieder dürfen brauche ich keine lange Anlaufzeit. Wenn jemand anruft, kann ich in der folgenden Woche da sein. Eine Lesereise durch Österreich steht mal wieder an - 2022 bin ich spätestens bei euch, versprochen!

Lieber THiLO, vielen Dank, dass du dir die Zeit für ein Interview genommen hast. Wir wünschen dir viel Erfolg mit den fliegenden Abenteurern.

ACE Die Schule der fliegenden Abenteurer - Der Feuertiger von BataviaACE - Die fliegende Schule der Abenteurer: Der Feuertiger von Batavia

Band 1
gebunden, 176 Seiten
Coppenrath Verlag, November 2020
ISBN: 978-3-649-63722-6

Zur Rezension

 

Fotos von THiLO | Illustrationen (c) Max Meinzold
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