KI, künstliche Intelligenz, ist ein Thema, das auch immer häufiger in Kinderbüchern zu finden ist. Vor allem der tierische Roboter als Freund ist ein gerne aufgegriffenes Motiv. Doch wie sieht es mit humanoiden Robotern aus? Bertie Fraser und David Edmonds haben hierzu eine nicht nur witzige, sondern auch tiefgründige Geschichte geschrieben.
Ein Jahr unter Menschen
Dotty ist 11,4 Jahre alt, hat große braune Augen, ein rundliches Gesicht und erdbeerblondes, langes Haar. Seit kurzem besucht sie die Brussell-Akademie für hochbegabte Kinder und ist Teilnehmerin an einem besonderen Projekt. Bei diesem wurden weltweit mehrere Roboter als Kinder in Schulen untergebracht, die ein Jahr lang unerkannt bleiben sollen. Wer das schafft, dessen Entwicklerteam winkt der Preis in Höhe von 100 Millionen Dollar. Sollten diese Roboter jedoch vorher entlarvt werden, bekommen diejenigen, die sie entdecken, 10.000 Dollar Belohnung.
Dotty ist also ein solcher Roboter, eine künstliche Intelligenz, die versuchen muss, ein Jahr lang unerkannt unter Menschen zu leben. Das ist natürlich kein Problem, wären da nicht die kleinen Hürden des Menschseins: Wann muss man sich an gegebene Versprechen halten und wann ist eine Lüge okay? Warum sollte man nicht immer alles wörtlich nehmen, was einem vor allem die Lehrer sagen? Zahlreiche menschliche Sitten und Gepflogenheiten lassen Dotty von einem Fettnäpfchen ins nächste treten und drohen ihr Geheimnis auffliegen zu lassen.
Unterhaltsam und tiefgründig
Bertie Fraser und David Edmonds erzählen hier einen sehr humorvollen und unterhaltsamen Kinderroman über Roboter und KIs. Auch wenn eben diese Unterhaltung im Vordergrund stehen, gibt es zwischen den Zeilen viel Tiefgründiges, das zum Nachdenken anregt.
In der Hauptrolle und auch in der Funktion der Erzählerin finden wir eine KI, die als Schülerin auftritt. Sie geht an eine Schule für Hochbegabte, so dass ihre Fähigkeit, sich alles Wissen anzueignen, sie nicht sofort enttarnt. Doch dafür sind es die vielen kleinen menschlichen Gepflogenheiten, die Dotty ins Straucheln bringen. Die Kombination von Ehrlichkeit, Geheimnissen und gegebenen Versprechen. Wie soll Dotty den Alltag meistern, wenn sie einerseits ihr wahres Ich nicht preisgeben, gleichzeitig ihre Familie, bei der sie vorübergehend wohnt, nicht anlügen soll? Was witzig und unterhaltsam beschrieben wird, birgt viele tiefgründige Aspekte des Menschseins. Durch Dotty wird der Leserschaft klar, was Menschsein bedeutet, wie schwierig es ist und das nicht immer alles mit einem Algorithmus durchschaubar ist. Ähnliche Szenen sind durch das ganze Buch gestreut. Doch Dotty wäre keine KI, wenn sie aus den kleinen Stolpersteinen nicht lernen würde. So erkennt ihre programmierte Persönlichkeit bald neue Muster, verändert sich und formt mit der Zeit einen eigenen Charakter. Eine Dotty, die trotz ihres Roboterwesens ein Ego bekommt, die sich ihrer selbst bewusst ist und die sich nicht einfach durch eine neue Hülle ersetzen lassen will. Man sieht, die Autoren haben hier nicht einfach nur eine witzige und unterhaltsame Geschichte über einen Roboter geschrieben, der versucht nicht aufzufallen, sondern durchaus viel Tiefgründiges und viel Philosophisches hineingepackt.
„Undercover Robot“ ist ein unterhaltsames und witziges Kinderbuch, dass von einem Robotermädchen erzählt, das versucht ein Jahr lang unerkannt unter Gleichaltrigen zu leben. Das ist nicht immer leicht, oft mit humorvollen Situationen verbunden, die zum Nachdenken über menschliche Gewohnheiten und Verhaltensweisen anregen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:03/2021
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Umfang:256 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:10 Jahre
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ISBN 13:9783845839653
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Preis (D):15,00 €