Bauhaus Dessau

Wer wohnt in weißen Würfeln?

von Ingolf Kern, Jutta Stein (Hrsg.)
Rezension von Janett Cernohuby | 02. Dezember 2016

Wer wohnt in weißen Würfeln?

Beim Namen "Bauhaus" denkt man zunächst an geometrische Formen. Die von Walter Gropius 1919 gegründete und 1933 von den Nationalsozialisten geschlossene Kunsthochschule ist auch heute noch ein Synonym für moderne Gestaltung. Dass der Bauhaus-Stil bereits für Kinder interessant sein kann, beweist einmal mehr das neue Kinderbuch "Wer wohnt in weißen Würfeln?", welches von der Stiftung Bauhaus Dessau herausgegeben wurde.

Die Geschwister Lotte und Max haben mit ihrem Vater einen ganzen Tag im Bauhaus verbracht und viel gelernt. Gerade als sie auf dem Rasen hinterm Bauhausgebäude ein wenig Fußball spielen wollen, treffen sie auf Titus. Er behauptet die Geschwister mit auf eine spannende Zeitreise nehmen zu können. Etwas skeptisch folgen sie ihm und tatsächlich bringt er sie 90 Jahre zurück in der Zeit. Zurück zur Blütezeit des Bauhaus, als hier noch Künstler, Lehrer und Studenten lebten, gestalteten und lernten. Sie begegnen Wassily Kandinski, Paul Klee und auch Walter Gropius selbst. Sie experimentieren, feiern Kostümfeste und spielen Zirkus mit den Bewohnern der Meisterhäuser. Lotte und Max erhalten Einblicke in das private Leben, schauen hinter Türen und Fenster und erfahren, wie weltberühmte Künstler einst hier im Bauhaus lebten.

Erneut nehmen Ingolf Kern und Jutta Stein Kinder mit auf eine spannende Reise durch das Bauhaus. Doch dieses Mal steht nicht die Schule im Vordergrund, sondern die Menschen, die in den Meisterhäusern lebten, lernten und designten. Warum sahen die Häuser wie weiße Schachteln aus? Wie wurde in ihnen gelebt und gefeiert, gelacht und gespielt? Natürlich steckt auch hier hinter allem die Bauhaus-Philosophie, bei der es um die Ästhetik aber auch Zweckmäßigkeit der Objekte ging. Zudem war die Institution Bauhaus mehr als nur eine Schule. Hier fand ein reges gemeinschaftliches Leben statt. Es gab gemeinsame Feste und Veranstaltungen, aber jeder hatte auch die Möglichkeit, sich ins private, ins Familienleben zurückzuziehen.
Doch nicht nur inhaltlich unterscheidet sich das Buch vom Band "Was ist das Bauhaus?", sondern auch stilistisch. Es ist weniger Sachbuch und mehr erzählendes Buch. Das Wissen ist in einer Geschichte verpackt, die mit einer Zeitreise beginnt. Max und Lotte, die wir bereits in dem anderen Buch kennenlernen konnten, begeben sich auf diese Reise in die Vergangenheit. Sie werden selbst ein Teil des damaligen Lebens, haben daran Teil und erfahren die Lebens- und Arbeitsweise der berühmten Lehrer und Künstler hautnah. Sie sind keine Museumsbesucher mehr, denen lediglich Fakten präsentiert werden. Die jungen Leser schauen ihnen bei ihrer Erkundungstour über die Schulter und bekommen Sachwissen auf unterhaltsame Art vermittelt. Die Autoren begegnen ihnen auf Augenhöhe. Sie erklären und beschreiben das Leben in den "weißen Würfeln" altersgerecht auf die Zielgruppe acht plus abgestimmt, aber auch lebendig und spannend. Dabei dürfen natürlich Illustrationen nicht fehlen, die den Fließtext begleiten. Diese stammen von Kitty Kahne und greifen selbstverständlich den Bauhaus-Stil auf. So bilden sie eine gelungene Symbiose zum textlichen Inhalt und runden das Buch sehr gut ab.

"Wer wohnt in weißen Würfeln?" ist ein weiteres Buch der Stiftung Bauhaus Dessau, mit dem man Kindern das Thema Bauhaus und seine Meister näher bringen möchte. Auf altersgerechte, spannende und leicht verständliche Art wird ihnen erzählt, wie die Bauhausmeister vor rund 90 Jahren hier lebten, arbeiten und feierten. Sein Inhalt und seine Gestaltung überzeugen und machen dieses Buch zu einem wertvollen Beitrag.

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