Andrea Weller-Essers im Gespräch

"Ich bin froh, dass ich die Chance habe, für alle drei WAS IST WAS-Reihen schreiben zu dürfen."

Beitrag von Janett Cernohuby | 19. Oktober 2017

Die Buchmesse Frankfurt stellt nicht nur Neuerscheinungen und Trends des Buchmarkts vor, sie bietet auch die Möglichkeit, mit zahlreichen Autoren ins Gespräch zu kommen. Bereits im vergangenen Jahr trafen wir uns mit einem Autor der erfolgreichen Kindersachbuchreihe "WAS IST WAS", in diesem Jahr setzten wird das fort. Andrea Weller-Essers, Autorin des gerade erschienenen Sachbuchs "Elefanten", stellte sich unseren Fragen.


Sie hatten heute zwei Veranstaltungen zum Thema Elefanten hier am Stand. Wie war die Resonanz bei den jungen Zuhörern?

Schön.
Was mich sehr beeindruckt, ist die Begeisterung der Kinder. Sie hören zu, sind konzentriert dabei, machen mit, beantworten die Fragen des Quiz'. Ganz anders als Erwachsene, die sich schneller ablenken lassen. Das war richtig schön.

Sie haben heute Ihren aktuellen Band "Elefanten" präsentiert. Erzählen Sie uns etwas über das Buch?

Im Grunde geht es darum ein Tier vorzustellen, das alle Kinder kennen, das in jedem Zoo anzutreffen ist, dass das größte Landtier der Welt ist, das gleichzeitig aber auch geschützt werden muss.
Mir war es wichtig zu zeigen, was das Faszinierende am Elefanten ist. Nicht nur seine Größe und Kraft, sondern auch, dass es unglaublich kluge Tiere sind, die ihr ganzes Leben lang lernen. Es gibt Elefanten, die können sich im Spiegel erkennen. Das können nur ganz wenige Tiere. Mit meinem Buch wollte ich einfach zeigen, wie unglaublich faszinierend Elefanten sind. Es gibt so viele Rätsel und ich habe bei der Recherche gemerkt, je mehr ich gelesen habe, desto beeindruckender wurden diese Tiere. Ich hoffe, dass ich genau das transportiert habe. Auch war mir wichtig, den Elefanten so vorzustellen, wie wir ihn kennen. Im Zoo, wo es ja keineswegs einfach ist, ihn so zu halten, dass es diesen Tieren gerecht wird.
Ich wollte die kulturelle Bedeutung der Tiere zeigen. Welchen Stellenwert haben sie in Asien, wo der weiße Elefant als heiliges Tier verehrt wird. Es gibt diese Geschichte, dass es eine große Ehre ist, von einem Herrscher einen weißen Elefanten geschenkt zu bekommen. Gleichzeitig kann es für den Beschenkten aber auch ein großes Problem darstellen. Diese Tiere fressen unglaublich viel, aber weil sie heilig sind, dürfen sie nicht arbeiten. Man hat also einen Fresssack dasitzen, der einen in den Ruin treiben kann. Das ist ein zweischneidiges Schwert.
Ich wollte Ganesha als elefantische Gottheit vorstellen. Eben all die Facetten dieser Tiere zeigen, wie wir sie sehen, wie sie in anderen Ländern gesehen werden und auch Informationen zeigen, die man vielleicht noch nicht kennt.

Was sind die für Sie, die faszinierenden Informationen? Was ist für Sie das Besondere am Elefanten?

Das Gedächtnis. Es gibt diese Redewendung, dass jemand ein Elefantengedächtnis hat. Tatsächlich erinnern sich diese Tiere wirklich ein Leben lang an etwas. Wenn sie beispielsweise als junger Elefant einen Weg gegangen sind, kennen sie diesen auch nach 20 Jahren noch. Sie merken sich Gerüche, schlechte Erfahrungen mit Menschen. Das ist nicht auslöschbar. Man unterstellt Elefanten auch ein Bewusstsein. Die Tiere können bei Menschen Freund von Feind unterscheiden. Bei Elefanten fußt alles auf Erfahrung. Es gibt in Afrika zwei Stämme, von denen die einen auf Elefantenjagd gehen und die anderen sehr friedlich sind. Ein Elefant aus dieser Region kann erkennen, zu welchem Stamm jemand gehört. Da weiß die Herde, ob ein Mensch tödliche oder freundliche Absichten hat. Lange Zeit dachte man, das läge an der roten Stammeskleidung. Bis sich herausstellte, dass Elefanten kein Rot sehen können.
Genau das ist es, was diese Tiere so unglaublich faszinierend für mich macht.

Sie haben für die WAS IST WAS-Reihe verschiedene Bände geschrieben. Wie wurden Sie Teil der Autorenfamilie?

Über Umwege. Anfangs habe ich beim Tessloff Verlag Schülerhilfen für die Grundschule geschrieben. Eine Redakteurin ist dann in die WAS IST WAS-Abteilung gewechselt und irgendwann kam der Anruf, ob ich mir vorstellen könnte, auch einen Band zu schreiben. - Ja! Das ist mein Traum gewesen, als Sachbuchautorin einen WAS IST WAS-Band zu schreiben.

Was ist für Sie das Besondere an den Büchern der WAS IST WAS-Reihe?

Die Tradition.
WAS IST WAS kenne ich noch aus meiner Kindheit. Das ist für mich das Sachbuch schlechthin. Mit dem Relaunch vor ein paar Jahren ist die Reihe mit der Zeit gegangen und hat sich an die Gewohnheiten der Kinder angepasst. Nach wie vor nimmt der Verlag sich viel Zeit, bis ein Band fertiggestellt ist. Auch als Autor kann man noch viel Zeit in diese Bücher investieren. Das merkt man den Büchern an. WAS IST WAS ist für mich immer noch DAS Kindersachbuch.
Wenn ich danach gefragt werde, was ich beruflich mache und ich antworte Autorin für WAS IST WAS-Bücher, kommt als Antwort "Ja, WAS IST WAS kenn ich auch."
Ähnlich war es bei der Recherche für das Elefantenbuch. Ich habe ein Interview mit einem Tierpfleger geführt. Wir haben lange gesprochen und er hat mir wirklich viele Fragen beantwortet. Als ich mich am Ende bedankt habe, antwortete er: "Hey, das ist WAS IST WAS! Ich habe den Elefanten-Band als Kind gelesen und jetzt bin ich da drinnen!".
Das ist etwas Besonderes.

Erinnern Sie sich noch an das erste Buch, das Sie für die Reihe geschrieben haben?

Das war der Europa-Band. Der war sehr speziell und eines der ersten Bände im neuen Design. Ich erinnere mich gut daran. Es war ein Thema, für das ich sehr intensiv recherchieren musste. Man hat nur 48 Seiten zur Verfügung, könnte aber ein Buch mit 200 Seiten füllen. Dieses ganze Wissen auf so wenig Raum unterzubringen, dabei trotzdem alles zu erfassen, dass am Ende mit Recht "Europa" drauf steht, ist schon sehr speziell.

Sie haben Bücher für alle Altersgruppen geschrieben: Kindergarten, Junior und die klassische Reihe. Welche Reihe liegt Ihnen am meisten?

Das kann ich schwer sagen.
WAS IST WAS Kindergarten umfasst nur wenige Seiten. Hinzu kommt, dass der Text von Illustrationen gestützt wird. Wie kann man Informationen für Kinder ab drei, vier Jahren so herunterbrechen, dass sie es verstehen und auch die Erwachsenen Vorleser begeistert sind. Das ist schon eine andere Arbeit.
Für die Klassikreihe muss man sehr viel recherchieren. Hier gibt es viele Informationen, die verarbeitet werden müssen. Auch hier muss man abwägen, was passt und was nicht. Da wird man zur Fachfrau.
Die Junior-Bände liegen genau dazwischen. Hier kommen noch kompliziertere Klappen hinzu, an die man ebenfalls denken muss.
Ich bin froh, dass ich die Chance habe, für alle drei Gruppen schreiben zu dürfen. Es ist immer ein anderes Arbeiten. Das tut gut und bringt Abwechslung.

Welches Thema ist Ihr persönlicher Favorit?

Elefanten. Ich mochte Elefanten schon immer, aber die Gelegenheit, so viel über sie zu erfahren, zu recherchieren und nachzulesen, ein Interview mit einem Zoopfleger zu führen, das macht man nicht einfach so. Daher sind die Elefanten eindeutig mein Lieblingsband.

Sie haben sehr viele Bände geschrieben, in denen es um Natur und Tiere geht. Sind Sie sehr naturverbunden?

Ja. Ich lebe in der Großstadt. Die Natur ist für mich der einzige Ort, an dem ich abschalten kann, den Kopf frei bekommen. Das Spazierengehen in der Natur lässt den Alltagsstress abfallen und man kann wieder klarer denken. Mir ist es auch wichtig, das meinen Kindern mitzugeben. Sie sollen mit Holz zu spielen, Tiere als Wildtiere sehen, abseits des "oh sind die niedlich"-Denkens. Das ist mir schon sehr wichtig.

Welche Rolle glauben Sie, haben Kindersachbücher wenn es um das Thema Leseförderung geht?

Ich glaube, man kann Kinder damit sehr wohl zum Lesen begeistern. Mittlerweile gibt es zu jedem Thema ein Sachbuch. Ich glaube, dass man Kinder dann zum Lesen bekommt, wenn sie etwas interessiert. Wenn es ein Thema gibt, dass Kinder so sehr begeistert, dass sie darüber etwas wissen wollen, wird auch die Hürde Lesen genommen.Nehmen wir die Dinosaurier: Wenn ein Kind sich wirklich für Dinosaurier interessiert, dann kann es Namen aussprechen, bei denen sich unsereins die Zunge bricht. Das ist faszinierend.
Ich glaube, egal was man vorliest, alles ist Leseförderung. Vorlesen ist der erste Schritt, um mit dem Lesen in Kontakt zu kommen. Und wenn das ein Sachbuch ist, ist das in Ordnung. Es ist mir auch total egal, ob Mädchen nur Pferde- und Ponybücher lesen, ob diese pink sind. Wenn sie das Thema interessiert, sollen sie das lesen. Hauptsache sie lesen.
Viele Jungs sind Lesemuffel, bequemen sich aber trotzdem dazu, ein Sachbuch zu lesen.

Haben WAS IST WAS-Bände Sie schon in Ihrer Kindheit begleitet?

Ja. Ich habe einen großen Bruder und da war das ganz einfach. Der war WAS IST WAS-Fan und ich habe einfach mitgelesen. Ich erinnere mich an die Indianer, ich erinnere mich an die Steinzeit und an die wilden Tiere.
Mein Bruder liest jetzt meine Bände und findet sie total toll.

Wissen Sie schon, welchem Thema Sie sich als nächstes widmen werden?

Konkrete Pläne gibt es aktuell nicht. Ein Thema, das ich unglaublich gerne machen würde, wären die hässlichsten Tiere der Welt. Ich habe ja bereits die Genialen Tiere gemacht.
Es gibt ja wirklich Tiere, die mit niedlich nicht zu beschreiben sind. Etwa die ganzen Tiefseefische, der Sternmull. Der hat so einen Sternenkopf. Es gibt unglaublich - hässlich ist vielleicht nicht der richtige Begriff - spezielle Tiere, darüber würde ich gerne schreiben. Man müsste es vielleicht nur anders nennen.

Haben Sie auch Pläne für Bücher außerhalb der WAS IST WAS-Reihe?

Ja, ich bin ja auch für andere Verlage unterwegs. Und es gibt auch konkrete Pläne, über die ich aber jetzt noch nicht sprechen möchte.

Liebe Frau Weller-Essers, vielen Dank für Ihre Zeit und das Interview. Ich wünsche Ihnen noch viel Spaß auf der Messe und freue mich auf weitere, tolle WAS IST WAS-Bände.

Andrea Weller-Essers

Andrea Weller-Essers im Gespräch