Apollo 11

Antolin Quiz
von Matt Fitch, Chris Baker, Mike Collins (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 14. April 2019

Apollo 11

Evolutionsgeschichtlich gab es immer wieder Schübe, die alle veränderten. Und auch die Wissenschaft bringt die Menschheit teilweise rasant etappenweise voran. Von einer Etappe, die für die gesamte Weltbevölkerung von Bedeutung war, erzählt die Graphic Novel „Apollo 11“, verfasst von Matt Fitch und Chris Baker – illustriert von Mike Collins. Ein Werk, das schon beim kurzen Durchblättern etwas Besonderes zu sein scheint.

Als am 16. Juli 1969 die Saturn-V-Trägerrakete der Apollo 11 vom Kennedy Space Center in Florida abhebt, ist das eine Mission ohne Garantien. Ein Abenteuer, bei dem Technik und Menschen gleich wichtig sind und wo es auf jeder Ebene viele brutale Rückschläge gegeben hat. Etwas, das sich in allem widerspiegelt. Apollo 1 liegt vielen noch schwer im Magen. Über Nixon schwebt das Damoklesschwert von Kennedys Ankündigung bis Ende der 60er auf dem Mond zu landen und Neil Armstrong hat seine Tochter mit zwei Jahren an ein Krebsgeschwür verloren. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vermischen sich mit Phantasie, Wahnsinn und Traum, während man die drei Astronauten Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins auf ihrer Reise zum Mond und wieder zurück begleitet. Immer wieder unterbrochen von Flashbacks in die eigene Vergangenheit, Blicken auf damals noch lebende Verwandte, Ehepartner und Erinnerungen der Charaktere. Mitunter etwas surreal begreift man doch, welche individuellen Leistungen dafür verantwortlich waren, dass Apollo 11 tatsächlich ein voller Erfolg war und eine lebendige Crew zurückbrachte.

Es war sicher nicht nur die Namensähnlichkeit, die Illustrator Mike Collins zu Höchstleistungen anspornte. Er schafft, Licht und Dunkel nebeneinander bestehen zu lassen. Vergangenheit und Gegenwart, Illusion und Realität. Ein Erlebnis, das alle verändert hat, wurde in Form einer Graphic Novel festgehalten – aber auf eine Art und Weise, die über die nüchternen Fakten hinausgeht. Die zeigt, dass hinter Legenden auch Menschen stecken, die alle ihre eigenen Probleme und dunklen Punkte in der Vergangenheit hatten.

Besonders spannend ist auch der Exkurs zu Ex-Präsident Nixon, der heutzutage tatsächlich eher für andere Ereignisse bekannt ist, als dass die erste Mondlandung unter seiner Präsidentschaft stattfand. Und so, wie sich die Perspektive und der Erzähler am Schluss von der Landung zurückziehen, gewinnt man auch als Leser erst jetzt wieder etwas Abstand und Distanz. Aber man hat mehrere neue Perspektiven gewonnen, aus denen man ein historisches Ereignis betrachten kann. Eine geniale Gesamtkomposition, die allen Lesern, die an Philosophie, Psychologie und Phantasie interessiert sind, bestimmt zusagen wird. Ein wahrhaft gelungenes Werk, um das 50-jährige Jubiläum der Mondlandung 2019 aus einem völlig anderen Blickwinkel zu betrachten.

„Apollo 11“ von Matt Fitch und Chris Baker – illustriert von Mike Collins ist ein Werk, das sich unter anderem der ersten Mondlandung in Form einer Graphic Novel widmet. Aber es ist weit mehr als das. Es eröffnet neue Blickwinkel, die nicht alle auf Fakten basieren, sondern auch ein gewisses phantastisches Element einfließen lassen. Das macht das Werk aber keinesfalls weniger empfehlenswert. Wer Graphic Novels liebt, sollte hieran nicht vorbeigehen.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
  • Gefühl:
  • Illustration: