Unser Leben ist voller Herausforderungen, denen wir uns stellen. Manche davon sind klein und leicht, andere scheinen zu anspruchsvoll und unerreichbar. Doch gerade diese Herausforderungen sind es, denen wir uns stellen sollten. Jene, die uns über uns selbst hinauswachsen lassen und die uns zeigen, dass wir alles schaffen können. Dabei kann dieses „schaffen“ auch mal etwas anders aussehen. Vielleicht so, wie es Corey R. Tabor in seinem humorvollen und charmanten Bilderbuch erzählt.
Nichts kann Schnecke stoppen
Denn darin geht es um eine kleine Schnecke, die eines Tages, während sie so durch die Wiese dahinbummelt, ein ganzes Feld voller knackiger Kohlköpfe sieht. Voller Vorfreude auf den saftigen Imbiss fasst Schnecke einen Entschluss: Sie macht sich auf den Weg zum Salatfeld und nichts kann sie aufhalten. Weder die Straße, noch das herannahende Auto, noch die Krähe. Es wird ein weiter und beschwerlicher Weg. Als sie von einem Regenguss überrascht wird, nutzt sie diesen nicht nur für eine Pause in ihrem Häuschen. Sie hat auch die Ameisen, denen sie auf der Straße begegnet ist und die ebenfalls vom Regen überrascht wurden, in ihr Haus eingeladen. Bei einer Tasse Tee erzählt Schnecke ihnen vom knackigen Kohl auf der anderen Straßenseite. Bald ist der Regen vorbei und es geht weiter. Doch wohin ist das Kohlfeld auf einmal verschwunden? Kann es sein, dass Schnecke statt nach vorne wieder zurückgekrochen ist? Und warum rollt da plötzlich ein Kohlkopf auf sie zu?
Von Herausforderungen und Hilfsbereitschaft
Nach „Pips fliegt“ begeistert Corey R. Tabor mit einem neuen Bilderbuch. Auch hier setzt er auf wenig Text und pointiert gezeichnete Bilder, hinter denen sich eine humorvolle Geschichte über Herausforderungen, Hilfsbereitschaft und Freundschaft verbirgt. Tatsächlich bietet dieses Buch viel Raum für Gespräche und Interpretationen. Da wäre zunächst das Stecken von Zielen, die man erreichen möchte und für die man bereit ist, auch die größten Mühen auf sich zu nehmen. Man kann über die Bedeutung von Hilfsbereitschaft sprechen, aus der sich nicht nur Freundschaften entwickeln können, sondern die Dankbarkeit auf verschiedenste Weise zurückbringt. Und zu guter Letzt sind da die Gefahren, die im Leben auf uns lauern und denen wir durch überlegtes Handeln ausweichen können. Manche Gefahren sind allerdings so groß, so schnell da (und wieder weg), dass man sich ihrer gar nicht bewusst ist.
Alle diese Interpretationsmöglichkeiten steckt Corey R. Tabor in dieses Bilderbuch und verpackt sie auf sehr charmante und witzige Weise. Bemerkenswert dabei ist, dass der Autor dafür gar keine großen Worte und opulente Bilder braucht. Im Gegenteil. Mit einer klaren Bildsprache zeigt er uns den Ort des Geschehens. Er orientiert seinen Fokus auf das Blickfeld von Schnecke, zeichnet also nur wenige Details in den Hintergrund. Lediglich das Kohlfeld, die Straße und natürlich das herannahende Auto sind klar zu sehen. Der Rest verschwimmt - und seien wir ehrlich, den brauchen wir für die eigentliche Geschichte auch gar nicht. Denn alles spielt sich auf der Straße ab, wo Schnecke in ihrem Tempo hinüberschleimt. Diese Konzentration auf das Wesentliche ist auch im Text enthalten, wobei diesem ein feiner Humor beigemischt ist. Und genau diese Reduktion ist es, die den Charme und Zauber dieses Buches ausmacht und seine kleine Geschichte zu etwas Großem werden lässt.
„Bahn frei für Schnecke“ ist ein charmantes Bilderbuch, das auf humorvolle Weise von großen Herausforderungen, freundschaftlicher Hilfsbereitschaft und einer kleinen Schnecke erzählt, die sich durch nichts unterkriegen lässt.
Details
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Originaltitel:Snail Crossing
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Übersetzer*in:Ebi Naumann
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Erschienen:02/2025
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Umfang:40 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:4 Jahre
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ISBN 13:9783522460880
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Preis (D):15,00 €