Buchpräsentation "König Nesselbart" im Botanischen Garten der Universität Wien

Beitrag von Janett Cernohuby | 13. Mai 2014

Besondere Bücher verdienen auch eine besondere Präsentation. Das dachten sich auch die St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung und der Tyrolia-Verlag, als sie zu ihrer Präsentation des Kinderbuches 'König Nesselbart' in den Botanischen Garten der Universität Wien einluden. Da wir Büchern im Allgemeinen, Kinderbüchern im Speziellen und vielversprechenden Lesungen von Haus aus nicht widerstehen können, folgten wir der Einladung und fanden uns am 13. Mai im Kalthaus des Botanischen Gartens ein.

Pünktlich um zehn Uhr wurde die Tür zum Kalthaus geöffnet und Mag. Elmar Walter, Geschäftsführer der St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung, sowie Hausherr und Direktor des Botanischen Gartens Prof. Dr. Michael Kiehn hießen die Gäste herzlich Willkommen. Unter diesen war übrigens auch eine Kindergartengruppe vertreten, die ganz gebannt den Worten der beiden Herren lauschte. Nach einer kurzen Begrüßung durch Mag. Elmar Walter, erzählte uns Prof. Dr. Michael Kiehn vom Inhalt des Bilderbuchs 'König Nesselbart'. In diesem geht es um einen griesgrämigen und missmutigen König, der jeden, der ihm zu nahe kommt, mit seinem Brennnesselbart sticht. So fliehen nach und nach all seine Untertanen und bald ist der König ganz alleine. Erst die Köchin Rosine schafft es, ihn durch heimliches Bartstutzen seine üblen Launen auszutreiben. - Wo könnte man eine solche Kindergeschichte besser präsentieren, als im Botanischen Garten? So ähnlich sah es auch Prof. Dr. Michael Kiehn, der in seiner Rede auch die jungen Zuhörer zu Wort kommen ließ.
Im Anschluss daran übernahm noch einmal Mag. Elmar Walter das Wort. Er erzählte über das Projekt 'lesen lieben lernen', in dessen Rahmen das Bilderbuch 'König Nesselbart' erschienen ist. So erfuhr das interessierte Publikum, dass bei diesem Projekt am Anfang drei Dinge im Vordergrund standen: Naivität, Liebe und Glaube.
Naivität, weil man dachte, dass es einfach sei, ein Kinderbuch herauszubringen.
Liebe zu Büchern und natürlich auch Gartenbüchern.
Glaube - nicht an Gott, sondern daran, einen Schatz in Form von märchenhaften Kindergeschichten zu heben.

In der Tat sind Bücher ein wichtiges Gut. Sie öffnen Türen zu anderen Welten, sie erzählen Geschichten und vermitteln Wissen. Doch der Umgang mit Büchern will gelernt sein - was sich nicht auf das Umblättern von Seiten bezieht. Wir Erwachsene müssen Kindern ein gutes Vorbild sein und ihnen die Freude am Lesen und Vorlesen vermitteln. Das versucht man mittels des Projekts 'lesen lieben lernen'. Seit 2011 ruft die Stiftung PädagogInnen und Eltern dazu auf, Geschichten für Kinder zu verfassen und einzureichen. Eine Fachjury wählt schließlich aus allen Einreichungen eine Geschichte aus, die vom Tyrolia-Verlag veröffentlicht wird. Mag. Elmar Walter verriet in diesem Zusammenhang auch, dass die Jury erst am Vortag, am 12. Mai, zusammentraf und vier Erzählungen für die Endrunde auswählte.

Im Jahr 2013 wurde Maria Wiesers Erzählung 'König Nesselbart' aus allen Einsendungen gewählt und mit dem Friedl Hofbauer-Preis 2013 geehrt. Die Autorin, zusammen mit ihrer Schwester Sabine Wieser, von der die Idee zu dem Buch stammt, kam nun ebenfalls zu Wort. Sie erzählte, dass die Grundidee zu der Geschichte schon vor drei Jahren entstand, als ein Thema für die Abschlussarbeit zur Kräuterpädagogin gesucht wurde. Man wählte die Brennnessel bewusst als Hauptfigur, weil sie jeder kennt - und viele sie aufgrund ihrer schmerzhaften Eigenschaft nicht mögen. Auch betonten Autorin und Co-Autorin noch einmal die Wichtigkeit des Lesens und Vorlesens für Kinder. Bei Maria Wieser ist dies ein fixes Ritual, um mit ihren Kindern Zeit zu verbringen, Abenteuer zu erleben oder sie einfach nur 'owaz‘holen'.
Nicht nur die beiden Autorinnen durften ihr Werk kommentieren, auch die Illustratorin Karoline Neubauer kam zu Wort. Sie erzählte, wie sie überhaupt die Gelegenheit erhielt, dieses Kinderbuch zu illustrieren. Hierfür zeichnet sich erneut eine Nachwuchsförderung verantwortlich, die sogenannte 'Sprungbrett-Woche'. Diese lädt junge Illustratoren ein, ein visuelles Konzept für ein Kinderbuch zu erarbeiten. Für das Bilderbuch 'König Nesselbart' schlug Karoline Neubauer eine Collage vor, die aus Fotografien und gezeichneten Elementen sowie Figuren besteht. Dies überzeugte und so erhielt sie den Auftrag, die Geschichte zu illustrieren.
Besonders spannend wurde es, als Frau Neubauer schließlich ihre Arbeitsmappe herausholte und uns einige ihrer Figuren präsentierte.
Daneben gab sie dem Publikum einen Einblick in diesen Schaffungsprozess, bei dem sie oft von Wetter, Tageszeit und natürlich Jahreszeit abhängig war. Dabei schilderte sie auch, mit welchen Mitteln sie die verschiedenen Szenen entstehen ließ und wusste die eine oder andere Anekdote zu erzählen.

Wer sich jetzt übrigens fragt, was aus der Kindergruppe geworden ist und vielleicht Bedenken hat, ob die Ärmsten viel zu lange still sitzen mussten, der sei beruhigt. Schon bevor die Autorinnen und Illustratorin zu Wort kamen, durften die Kinder an einer Führung durch den Botanischen Garten teilnehmen und das kleine Königreich von König Nesselbart erkunden.
Auch für uns Großen neigte sich die Buchpräsentation dem Ende zu. Mag. Elmar Walter bedankte sich bei allen Anwesenden, Besuchern und Organisatoren und eröffnete das bereitgestellte, äußerst köstliche Buffet.

Nach einem kurzen Imbiss wurden dann, bei leichtem Regen, auch für uns Erwachsene Führungen durch den Botanischen Garten angeboten. Wir hatten das Glück, unsere Führung mit Prof. Dr. Kiehn zu haben. Er erzählte uns ein wenig über die Geschichte des mittlerweile 260 Jahre alten Gartens, sein Entstehen, seine Bedeutung als einstiger Lehrgarten (welche er auch heute noch in einem eigenen Bereich hat) und seine nunmehrige kostenfreien Zugänglichkeit für alle Besucher. Anschließend lud er uns ein, ihm ins Palmenhaus zu folgen - wenngleich dies nicht mit dem imposanten Gebäude des Schönbrunner Palmenhauses mithalten könne. Bevor wir jedoch dort eintrafen, machte der Professor noch einen kurzen Stopp an einer Salbeipflanze, um - wie er sagte - etwas zu spielen. Doch die Blüten gingen auf sein Spiel nicht ein und so ging er mit dem Kommentar weiter, er werde es bei dieser Pflanze gewiss nicht noch einmal versuchen.
Im Palmenhaus angekommen, erzählte er dem mit Begeisterung zuhörenden Publikum von den Bambusgewächsen, Vanilleranken und anderen Pflanzen, die es dort sehen konnte. Zwischendurch erheiterte uns ein Vogel mit seiner frechen Art aus den Bromelien Nistmaterial zu ziehen und die Früchte anderer Pflanzen zu picken. Leider wurde der Professor dann zu einem anderen Pressetermin im Rahmen der Buchpräsentation gerufen und eine freundliche Mitarbeiterin des Botanischen Gartens übernahm die restliche Führung. Diese führte uns zuerst natürlich zum Star des heutigen Tages, der Brennnessel. Weiter ging es vorbei an Alraune zu den zwei Mammutbäumen des Botanischen Gartens, deren Samen vor nahezu hundert Jahren gesetzt wurden, die jedoch erst nach 50 Jahren des Verweilens in der Erde zu keimen begannen. Warum das so war, konnte man uns allerdings nicht beantworten. Anschließend besuchten wir das Bambuswäldchen und beendeten unseren Rundgang unter zwei Ginsterbäumen des Gartens.

Das Ende des Rundgangs war auch gleichzeitig das Ende der Veranstaltung, die kaum besser hätte organisiert sein können. Es wurde ein buntes Programm rund um Literatur und Natur geboten. Beide Autorinnen sowie die Illustratorin gaben uns Einblicke in ihre Arbeit und erzählten uns manche lustige Anekdote zur Entstehungsgeschichte des Bilderbuchs 'König Nesselbart'. Ein Bilderbuch, welches durch die St. Nikolaus-Kindertagesheimstiftung und ihr Projekt 'lesen lieben lernen' sowie dem Tyrolia-Verlag überhaupt erst ermöglicht wurde. Es ist ein schönes Projekt, das hoffentlich noch viele weitere märchenhafte Kinderbücher hervorbringen wird.
Wir sagen Danke für die heutige, äußerst gelungene Präsentation des Verlags und freuen uns, wieder einmal an solch einer teilnehmen zu dürfen.

Buchpräsentation "König Nesselbart" im Botanischen Garten der Universität Wien