---

Nicht wie alle anderen auszusehen und sich stark von ihnen zu unterscheiden, kann die kindliche Seele sehr belasten. Damit einher geht auch die Frage, wo man eigentlich hingehört und ob es nicht vielleicht doch irgendwo jemanden gibt, der genauso wie man selbst ist. Genau diesen Gedanken widmet sich Yvonne Semken in ihrem liebenswerten Bilderbuch „Du bist o. k., Penelope!“.

Auf der Suche nach dem Glück

Penelope ist ein kleines Schnabeltier mit plattem breiten Schwanz, großem Schnabel, Schwimmhäuten zwischen den Zehen und zottelig braunem Fell. In einem Tümpel in Australien fühlte sie sich bisher richtig wohl. Doch seit einiger Zeit ist Penelope immer trauriger. Das entgeht auch dem kleinen gelben Vogel nicht, der Penelope kurzerhand fragt, was sie denn bedrückt. Sie erklärt, dass sie sich einsam fühle und glaubt, nirgends dazuzugehören. Der kleine Vogel hat eine Idee. Er nimmt Penelope mit auf eine Reise um die Welt. Denn manchmal braucht man einfach mal einen anderen Blickwinkel, um mit sich selbst wieder ins Reine zu kommen. Und so reisen sie von Afrika nach Amerika, von Europa nach Asien. Überall treffen sie Tiere, mit ähnlichen Merkmalen wie Penelope. Dennoch stellt das Schnabeltier jedes Mal traurig fest, dass sie anders ist und nicht dorthin gehört. Sie kann weder Honig schlecken wie ein Grizzlybär, noch Äste zernagen wie ein Biber. Entmutigt kehrt sie an ihren australischen Tümpel zurück - und wird dort ganz herzlich von ihren Nachbarn willkommen geheißen. Penelope erkennt, dass es gar nicht darauf ankommt, wie alle anderen auszusehen. Denn das Glück ist ganz woanders zu finden.

Sich annehmen, wie man ist

Yvonne Semken erzählt hier eine wunderbare und warmherzige Tiergeschichte. In ihr geht es um etwas ganz Alltägliches, mit dem sich viele Kinder konfrontiert sehen: Anderssein. Dieses Anderssein muss nicht immer am Aussehen liegen, oft können es auch andere Interessen, Vorlieben oder Lebensumstände sein. Sobald sich ein Kind stärker vom Rest der Gruppe unterscheidet, führt das zu Verunsicherungen und unweigerlich kommt damit auch die Frage auf, warum man eigentlich anders ist.
Auf das Warum gibt Yvonne Semken keine Antwort. Die gibt es ja tatsächlich auch nicht. Stattdessen betrachtet sie das Anderssein aus einer anderen Perspektive. Indem sie ihre Tiere auf Reise gehen lässt, tut sie genau das, was der kleine Vogel zu Beginn sagt: Sie verändert den Blickwinkel. Überall auf der Welt begegnet Penelope Tieren, die etwas mit ihr gemeinsam haben. Mal ist es der Schnabel, dann der breite Schwanz und wieder ein anderes Mal das dichte braune Fell. Und doch ist trotz dieses einen Merkmals jedes Tier anders. Das ist jedoch nicht schlimm, wie sie alle zu Penelope sagen. Im Gegenteil, es ist sogar gut. Denn egal wie sehr wie uns von den anderen unterscheiden, gibt es immer auch etwas, das uns verbindet. Etwas, das man gemeinsam hat, weswegen man genau so richtig ist, wie man ist, und auch genau dort hingehört, wo man ist. Das Unterscheiden von anderen macht uns zu etwas Besonderem und zu einem Teil der anderen. Man ergänzt sich, bildet eine große Gemeinschaft der Unterschiede und ist genau darin vereint. Das erkennt Penelope am Ende ihrer Suche und sie findet ihren Platz - und zwar genauso, wie sie ist. Und kein bisschen anders.

Könnte Ihnen auch gefallen: