Falk „Zapf“ Holzapfel im Gespräch

„Ich wollte, seit ich klein war, Geschichten erzählen und illustrieren.“

Beitrag von Janett Cernohuby | 24. Januar 2025

Falk Holzapfel, der vielen als „Zapf“ bekannt ist, wurde 1980 in Berlin geboren und ist auch dort aufgewachsen. Nach seinem Studium für Kunst- und Deutschlehramt zog es ihn in die Donaumetropole Wien. Das Zeichnen und Erzählen von Geschichten lag dem Wahlwiener mehr als das Unterrichten. Der Schule hat er dennoch nicht ganz den Rücken kehren können, was man zuletzt auch an seinem Fantasyroman „Akademie Splitterstern“ sehen kann. Bei gemütlicher Atmosphäre im Café Museum verrät er uns im Interview.


Interview Falk Zapf Holzapfel im Cafe Museum

Du bist erfolgreicher Illustrator und Autor. Im letzten Jahr ist das eine oder andere Buch von dir erschienen, darunter „Akademie Splitterstern“. Kannst du kurz erzählen, worum es darin geht?
Die „Akademie Splitterstern“ ist die Geschichte von vier Helden aus der dritten Reihe. Sie sind alle nicht die besten - eigentlich sind sie die schlechtesten Schüler an ihrer Akademie. Die Geschichte beginnt damit, dass eine ganze Menge schiefgeht. Wir erleben sie als ziemliche Versager, weswegen sie alle zum Direktor geholt werden. Der droht ihnen damit, sie in eine neue Klasse zu stecken. Dann verwandeln sie aus Versehen den Direktor in eine Kröte und jetzt steht natürlich der Rausschmiss direkt vor der Tür. Die vier müssen sich zusammentun und aufleveln. Sie lernen Danny, den fliegenden Schädel, kennen, der eine Quest für sie parat hat und mit dieser Quest bekommen sie die benötigte Erfahrung um den Direktor zurückzuverwandeln. Dafür machen sie eine weite Reise ins Knochenmoor und müssen dabei ihre eigene Unfähigkeit händeln - und vor allem als Gruppe zusammenkommen.

Was war die Idee hinter dem Buch?
Als alter Rollenspieler hatte ich von Anfang an die Idee, was wäre, wenn diese Rollenspielelemente Teil der Geschichte sind. Man weiß, in welchem Level man ist, man weiß, wie viele Erfahrungspunkte man braucht, um aufzusteigen, und welche Charakterklasse man ist.
Am Anfang war das ein Gag. Aber umso mehr ich darüber nachgedacht habe, umso mehr habe ich gemerkt, das ist nicht so viel anders als die Welt, wie sie tatsächlich ist. Wenn man Leute trifft, hat man sofort eine Ahnung, was sie von Beruf sind, ob sie reich sind, welche Erfahrungen sie haben. Das heißt, die Geschichte ist eine komprimierte Variante davon, wie die Realität tatsächlich funktioniert. Das zeigt hoffentlich auch, wie schwierig das ist. Sie werden in Charakterklassen reingeboren, ob man damit glücklich ist oder nicht, hängt von einem selbst ab.
Nehmen wir als Beispiel Fenja, die uns vom Cover entgegenlächelt. Sie wird als Schurkin geboren und jeder behandelt sie auch so. Aber sie ist da nur reingeboren worden, das geschah nicht aufgrund ihrer Entscheidung. Und so, denke ich, ist es auch mit den Kindern, die ich in Schulen erlebe. Manche werden einfach in bestimmte Situationen reingeboren und entsprechend auch so behandelt. Egal ob das fair ist oder nicht. Ich glaube, das wird auch zur großen Frage im Buch: Was ist Gerechtigkeit, wie gehen wir miteinander um, wie gehen wir mit Vorurteilen um? Aber eben mit einem Augenzwinkern.

Werden wir die Helden in einer Fortsetzung erleben können?
Ich sitze gerad am zweiten Buch. Wir sehen alle vier im nächsten Band wieder, wo es dann auch ein bisschen mehr um Ribisel gehen wird. Die Art, wie er Magie wirken kann und was das für ihn bedeutet. Im März muss es fertig sein, im Februar will ich mit dem Illustrieren beginnen. Das ist immer ein Highlight, auf das ich mich sehr freue.

In dem Buch verarbeitest du nicht nur Fantasyelemente, sondern bringst auch Anlehnungen ans Rollenspiel ein.
Genau. Hier ist es so, je nachdem an welchem Wochentag man geboren wird, hat man eine unterschiedliche Charakterklasse. Am Anfang des Buchs sieht man einen siebenzackigen Stern, bei dem jede Spitze für einen Wochentag steht. Dazwischen sieht man kleine Lücken für die Mitternachtskinder, die weder das eine noch das andere sind. Das bestimmt quasi dieses gesamte System. Auch die Schule ist nach sieben Klassen organisiert. Das ist das System, nach dem die ganze Welt ausgerichtet ist.

Man findet im Buch immer wieder Charakterbögen - Level und Staubpunkte nennst du es da. War es nie eine Idee, das Buch als Spielebuch aufzusetzen?
Ich hatte vor einer Weile ein Erstlesebuch geschrieben, „Drachen an den Start“. Das war tatsächlich ein Abenteuerspielebuch, bei dem man entscheidet, wo man hinfliegt und wie das Abenteuer ausgeht. Bei „Akademie Splitterstern“ war das so - auch meine Erfahrung nach dem Veröffentlichen -, dass viele diese ganze Rollenspielwelt nicht kennen. Für die ist schon dieses Konzept mit Charakterklassen, Erfahrungspunkte usw. neu. Wenn man dazu noch dieses Spielebuch mit reinbringt, ist es schwer, an jene Menschen ranzukommen, die nichts für Fantasy übrig haben. Ich wollte, dass es eben auch in solche Hände kommt. Das war der erste Punkt.
Das andere, was ich bei Spielebüchern schwierig finde, ist den Twist so zu schreiben, dass alle dorthin kommen, wo sie hinsollen. Denn je nachdem wie man liest, ist der Weg ein anderer. Das fand ich für so ein Szenario recht schwierig. Und ich wollte wirklich diese Geschichte, eine klassische Heldengeschichte erzählen, wo sie am Ende ein Problem lösen und selber daran wachsen.
Ich wurde auch tatsächlich von einigen gefragt, ob „Akademie Splitterstern“ ein Spielebuch ist? Das ist es nicht, aber ich kann verstehen, wo das herkommt.

Spielst du selbst?
In Wien gibt es einen Illustratorenstammtisch und dort hat sich eine Rollenspielrunde gebildet. Ich habe sie dazu verdonnert, mitzuspielen. Das hat gut funktioniert und so sitzen wir jetzt im Studio zusammen - alles befreundete Illustratorinnen und Illustratoren. Angefangen haben wir mit Dungeon Slayer und sind dann auf Dungeons & Dragons umgeswitched. D&D kennen die meisten, die Regeln sind präsenter. Bei anderen Systemen muss man wieder bei Null anfangen. Aber ja, wir spielen noch. Leider hat es ein bisschen nachgelassen, da alle Eltern geworden sind.
Das ist auch so ein bisschen das Ziel von „Akademie Splitterstern“: die nächste Generation Rollenspielern zu teasern.

Was fasziniert dich am Genre Fantasy?
Ich bin in Berlin aufgewachsen, nicht weit weg von diesen großen Plattenbauten, die düster am Horizont aufragten. Durch die musste ich immer durch, wenn ich zur Schule gegangen bin. Das habe ich nie gemocht. Ich fand es schöner, draußen in der Natur zu sein, wo das Abenteuer ist. Für mich haben Abenteuer nie in der Stadt gewartet. Ich glaube, darum habe ich immer nach einem Weg gesucht, rauszukommen. Quasi nach Orten, die anders sind - und das ist natürlich genau das, was Fantasy macht. Das erste Buch, das ich wirklich gelesen habe, war „Märchenmond“ von Wolfgang und Heike Hohlbein. Vielleicht war das auch die Schlüsselerfahrung. Meine Mutter hat mir abends immer ein Kapitel vorgelesen. Bis zu dem Moment, wo ich dann selber vor-lesen wollte, weil mir ein Kapitel nicht gereicht hat. Mir hat der Switch von dieser Welt hier zu einer anderen Welt gefallen, wo man jemand anders sein kann. Wo die Erfahrungen auch noch einmal anders sind. Bis heute fasziniert mich der Gedanke, was wäre wenn die Welt anders ist? Die Gesellschaft anders organisiert ist? Wenn wir anders miteinander umgehen können? Wenn wir Magie haben, um ein Gleichgewicht zu schaffen, das es hier nicht gibt? Und das begleitet mich seitdem immer und hat mich nicht mehr losgelassen.

Aber trotzdem hast du dich dann entschieden, zunächst Illustrator und nicht Autor zu werden.
Genau. Geschrieben habe ich eigentlich schon immer, viel länger, als ich zeichne. Mit 16/17 Jahren habe ich gesagt, ich würde unheimlich gern meine eigenen Geschichten illustrieren. Aber ich konnte nicht zeichnen. Anders als meine Kolleginnen und Kollegen, die schon immer gezeichnet haben, schon immer gut waren, war ich nie gut darin. Ich war nicht mal mittelmäßig. Und dann habe ich angefangen, habe mir gesagt, das muss ich jetzt lernen. Ich habe jahrelang geübt, mit mehr oder weniger großem Erfolg. Das hat lange gedauert. Tatsächlich 15 Jahre , bis ich gut genug zeichnen konnte, um damit meine Brötchen zu verdienen. Dann machte ich das, was ich immer vorhatte, nämlich schreiben. Es kamen die ersten kleinen Geschichten und später brachte ich beides zusammen, die Illustration und die Schreiberei. Ich wollte immer meine Ideen, die Welt, die ich im Kopf habe, in Wort und Bild zeigen. Ich denke, man kann mit Worten auch nur begrenzt beschreiben und mit Bildern nur begrenzt zeigen. Für mich gibt sich das die Hand. Da ich ein Controllfreak bin, habe ich beides in der Hand und kann euch Bilder und Texte gemeinsam vorlegen.
Das war es, was ich immer wollte.

Eine weitere Reihe, an der du sowohl als Illustrator als auch als Autor beteiligt bist, sind die „WAS IST WAS“-Comics.
Genau, die WAS IST WAS-Comics, das war auch ein spannendes Projekt. Ich hatte vorher schon eigene Comics gemacht, „Die Wächter vom Tal“. Das ist auch eine Fantasygeschichte mit anthropomorphen Kindern, die durch die Gegend reisen. Über diese Reihe ist Ehapa auf mich aufmerksam geworden. Sie haben mir erzählt, dass sie WAS IST WAS zu Büchern für Kids machen wollen, die nicht so gerne lesen, und fragten mich, ob ich ihnen Figuren dafür entwerfen kann. Ja klar, habe ich gesagt, das kann ich. Wir haben uns zusammengesetzt und dann ging es mit den Entwürfen los. Darüber haben sie mich gefragt, ob ich nicht auch ein Comic zeichnen könnte. Und die nächste Frage war, ob ich denn, wenn ich schon das Comic zeichne, dann nicht selber schreiben will. Das habe ich dann auch getan.
Das Ganze hat sich über einen langen Zeitraum hingezogen. Über ein Jahr habe ich daran gearbeitet - sowohl an den Entwürfen für die Figuren, als auch an dem Comic und den Skripten. Die ersten drei Comicbände habe ich geschrieben, den allerersten „Das beste Haustier der Kreidezeit“ habe ich auch selber gezeichnet. Das war für uns alle eine ziemlich aufregende Zeit, da alles neu war. Ehapa hat so etwas noch nicht gemacht. Ich habe so etwas noch nicht gemacht. Die Idee war, Comics zu machen, die eine abenteuerliche Geschichte erzählen und zusätzlich noch Sachinformationen enthalten - und für alles haben wir nur 45 Seiten. Das ist gar nicht so viel, das war ganz schön herausfordernd. Aber ich glaube, am Ende ist es ganz nett geworden - und es scheint auch zu funktionieren.

Was war die Idee hinter der Reihe?
Die Idee war, dass man damit auch ein bisschen Kinder abholen kann. Wenn sie nach dem Lesen der Comics Lust haben, mehr über Dinosaurier oder das Weltall zu erfahren, dann ist das kein Problem. Dann können sie die anderen WAS IST WAS-Sachbücher lesen. Ich finde, als Einstieg ist das gar nicht so verkehrt. Und wenn sie sich einfach nur hinsetzen und eine lustige Comicgeschichte lesen wollen, ist das auch gut. Dann nehmen sie einfach nur ein paar Informationen mit. Auf fast jeder Doppelseite gibt es diese Infoboxen mit recherchiertem Sachwissen. Dafür haben wir Dinoexperten ins Team geholt und befragt. Hier im ersten Band reisen die Figuren in die Kreidezeit. Da machen wir auch eine schöne Tour durch die Kreidezeit Nordamerikas. Wir wollten natürlich den Tyrannosaurus Rex und Triceratops zeigen, die gab es nur leider in Europa nicht.
Das war ein Riesenspaß, dass ich all die Sachen zeichnen konnte, die ich persönlich mag. Ich zeichne unheimlich gerne Dinosaurier, und da konnte ich dann wirklich mal meine Lieblingsdinosaurier unterbringen. Das hat mir riesig Spaß gemacht.

Was ging dir leichter von der Hand? Der Band, den du erzählt und illustriert hast oder der zweite, den du nur erzählt hast?
Den Weltraum-Band hat Carlos Arroyo großartig illustriert. Zeichnen ist wirklich viel Arbeit. Im ersten Band ist es für mich natürlich ein bisschen leichter gewesen zu illustrieren, da ich die Geschichte anpassen konnte. Wenn ich merkte, ich brauche noch ein Panel mehr oder etwas funktioniert nicht so ganz, dann verändere ich das ein bisschen. Das muss für Carlos schwieriger gewesen sein, weil ja das Skript von mir gekommen ist und er sich dann innerhalb dieser Grenzen bewegen musste. Er hat ein super Comic gemacht. Ich denke, dass der Humor, den ich in der Geschichte haben wollte, in dem Band „Im Orbit des Neptun“ gut rüberkommt. Er ist ein großartiger Zeichner, hat mir sehr gut gefallen, wie er die Figuren umgesetzt hat. Das war auch das erste Mal, dass ich sehe, wie Figuren, die von mir entworfen sind, von jemand anders gezeichnet werden. Das hat mir sehr gefallen, der hat so einen Humor in den Linien drin. Echt schön.

Haben dich die WAS IST WAS-Bande auch in der Kindheit begleitet?
Tatsächlich. Ich hatte auch ein paar Bücher, natürlich Dinosaurier und damals gab es auch einen Band über Indianer. Ich fand die toll. Sie waren damals unheimlich schön illustriert, ein Wegweiser in eine andere Welt. Mich haben damals schon die Illustrationen unheimlich begeistert. Sie sind dann teilweise auch in den Text übergegangen, plus den Vignetten. Ja, das hat mich unheimlich begeistert und ich habe die Bücher ganz oft wieder und wieder gelesen. Da war es natürlich schön, als ich gefragt wurde, die Comics zu machen. Das war für mich noch mal eine Reise in meine Kindheit. Die heutigen WAS IST WAS-Bände sehen anders aus als die damaligen. Ich persönlich fand die alten schöner.
Ich finde es total toll, dass der Tessloff Verlag das Comic-Projekt von Anfang an unterstützt hat. Das war eine unheimlich entspannte und wohlwollende Zusammenarbeit, ja eine wilde Reise. Ich werde auch dafür noch einen Band in diesem Jahr schreiben und stehe schon in den Startlöchern.

Hattest du in der Entstehungsphase auch Kontakt zu den WAS IST WAS Autor*innen?
Ja, tatsächlich. Mit denen habe ich auch gesprochen. Manfred Baur, der sehr viele WAS IST WAS-Bände geschrieben hat, war Teil des Teams. Er hat sich mit mir hingesetzt und ist durch das Skript gegangen. Das ist für uns beide natürlich Neuland gewesen. Da gab es Sachen, die gar nicht so einfach waren. Zum Beispiel wollte ich gerne die Welt in der Kreidezeit zeigen und wusste, es gab damals wahrscheinlich Frösche und Libellen. Nicht nur Dinosaurier. Aber dort, wo das ganze spielt, Nordamerika zur späten Kreidezeit, da hat man halt nur eine bestimmte Anzahl Fossilien gefunden. Ich habe dann vorgeschlagen, eine Libelle zu nehmen, die es zur selben Zeit in Südamerika gab. Davon war Manfred Baur wenig begeistert. Natürlich wissen wir, dass es Libellen gab. Aber wie die aussahen, wie die heißen, ist unklar. Es gab ganz oft solche Situationen, wo ich gerne Frösche und andere Lebewesen in die Panels gezeichnet hätte. Aber wenn ich die zeichne, müssen die auch benannt werden. Oft kam der Einwand, dass es ein paar Millionen Jahre zu früh oder zu spät sei. Und ich dachte, gib mir doch ein Tier, dass es damals gab. Nur leider gibt es aus dieser Zeit einfach keine Fossilien. Das war für mich die größte Schwierigkeit. Was zeigen wir dann, irgendwas muss ich da ja reinzeichnen. Da war es aber super, einen Experten dabeizuhaben, der dann eben auch Vorschläge machen kann.
Auch bei „Im Orbit des Neptun“ war Manfred Baur der wissenschaftliche Experte und auch da war es noch mal ganz gut, ein paar Fakten abzuchecken. Diese zu recherchieren, ist gar nicht so einfach Es ist wirklich gut, jemanden dabeizuhaben, der verlässlich ist.

Mit welchen Techniken arbeitest du beim Zeichnen?
Das hat sich im Laufe der Zeit ziemlich geändert und ändert sich gerade noch mal. Als ich angefangen habe, habe ich alles klassisch mit Bleistift auf Papier vorgezeichnet und dann mit Tusche nachgezeichnet. Und dann fing es an, dass Verlage die Sachen oft digital haben wollten. Dann musste ich das selber einscannen, aufbereiten. Heute ist es so, dass Verlage die Charaktere alle auf unterschiedlichen Ebenen brauchen, um sie vor dem Hintergrund verschieben zu können oder noch mal benutzen können, als Freisteller für Werbung. Deswegen habe ich in den letzten zehn Jahren angefangen, für Veröffentlichungen ausschließlich digital zu arbeiten.
Seit zwei Jahren ist es aber so, dass ich davon eigentlich weg will und wieder zurückkommen will zu mehr Papier. Analog, traditionell zu arbeiten. Das macht mir auch viel mehr Spaß. Ich bin das Digitale ein bisschen müde. Natürlich habe ich mein iPad und alles dabei, aber ich versuche auch gerade ein bisschen mich davon wegzubewegen. Jeden Morgen setze ich mich für eine Stunde hin und arbeite in Skizzenbüchern. Um das quasi wieder zu aktivieren und weil ich denke, dass dieses Handwerk fast verloren geht, durch alles, was wir digital machen. Ich schätze mein Handwerk sehr und würde gerne, dass das erhalten bleibt. Darum denke ich mir, fange ich am besten bei mir selbst an.

Würdest du, wenn du digital arbeitest, auch KI mit einbinden?
Auf gar keinen Fall!
Das würde ich weder für Texte, noch für Illustration benutzen. Das sehen andere Leute sicherlich anders, da gibt es gerade eine riesen Diskussion. Für mich ist es so: Ich wollte, seit ich klein war, Geschichten erzählen und illustrieren. Das mir jetzt selber wegzunehmen und es von einer Maschine machen zu lassen, das raubt mir die Aufgabe, die ich mir selber im Leben gestellt habe. Ich nehme mir selber den Spaß weg. Es ist so, als ließe ich jemanden anderes Kuchen backen und essen und sitzte dann daneben. Da erschließt sich für mich nicht so richtig, wo der Spaß daran ist. Das ist das eine.
Zum anderen finde ich die Art, wie KI zu diesen Daten gekommen ist, zumindest mal fragwürdig. Auch zerstört es die Existenz von vielen Kreativen.
Ein weiterer Grund, warum ich das absolut nicht unterstützen will, ist für mich letztendlich eine Frage vom Selbstverständnis als Schriftsteller und Illustrator. Das ist Teil von meinem Handwerk. Ich will es ausnutzen, ich will es benutzen und ich will das nicht abgeben und von jemand anderem machen lassen. Da würde ich eher noch einen Assistenten anheuern und den das übernehmen lassen, als KI zu benutzen. Und ich befürchte auch, dass KI gerade ein bisschen zu blauäugig als eine Hilfe zum Kreativsein angenommen wird. Ich glaube nicht, dass es das ist. Ich glaube eher, dass es das Gegenteil ist. Dass wir das auslagern, was uns eigentlich ausmacht. Unsere Menschlichkeit und Kreativität. Es wird dann nicht lange dauern, bis das zu einem Automatismus wird. Wir fragen die KI, was für Bücher und Illustrationen wir machen sollen. Lass das doch gleich direkt die KI machen - und was bleibt dann noch für uns übrig? Ich glaube, dass es vor allem auch für die nächsten Generationen wichtig ist, eine Alternative zu sehen und kennenzulernen. Es geht um Selbstverständnis und sich selbst ausdrücken. Ich wollte, seit ich klein war, Geschichten erzählen und illustrieren. Wenn wir das jetzt aufgeben, dann werden die Nächsten es gar nicht erst lernen. Auch deswegen denke ich, dass es wichtig ist, da jetzt nicht klein beizugeben. Wir wollen unsere eigenen Geschichten erzählen, mit all den Fehlern, die da vielleicht drinnen sind. Die eigenen Illustrationen machen, die nicht perfekt sind, dafür aber menschlich. Und deswegen kommt es für mich nicht in Frage, KI einzusetzen. Ich würde eher aufhören Illustrator zu sein, als KI zu nutzen.

An welchen Projekten arbeitest du derzeit? Was kann man als nächstes von dir lesen?
Ich arbeite gerade an dem zweiten Band von „Akademie Splitterstern“. Das muss in drei Monaten fertig sein, da sitze ich ganz aktuell dran. Und ich darf dann auch noch einen weiteren WAS IST WAS-Band machen - aber da will ich noch nicht zu viel verraten. Fail und seine Freunde werden vorkommen, so viel kann ich sagen.

Lieber Falk, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, um auf unsere Fragen zu antworten. Wir sind auf jeden Fall neugierig, wie es mit den Helden der Akademie Splitterstern, aber auch mit den Reisenden der WAS IST WAS-Comics weitergeht.

Interview Falk Zapf Holzapfel im Cafe Museum
Interview Falk Zapf Holzapfel im Cafe Museum
Interview Falk Zapf Holzapfel im Cafe Museum
Interview Falk Zapf Holzapfel im Cafe Museum

Akademie SplittersternAkademie Splitterstern

Falk Holzapfel
gebunden, 224 Seiten
Carlsen Verlag, August 2024
ISBN: 978-3-551-65198-3

Zur Rezension

   

 

Fotos von Michael Seirer Photography
Falk „Zapf“ Holzapfel im Gespräch