Der Bärbeiß

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Eine Frohnatur zu sein ist zwar etwas Schönes, aber ganz ehrlich, manchmal kann einem zu viel positive Stimmung auch zuwider sein. Manchmal muss man griesgrämig, mürrisch und schlecht drauf sein. Das gehört dazu. Mal so richtig bärbeißig sein und trotzdem gemocht zu werden - nun, das ist freilich schwer. Es sei denn man lebt in Timbuktu, ist ein Nachbar vom Tingeli und heißt Bärbeiß. Wie der Protagonist aus Annett Pehnts Kinderbuch "Der Bärbeiß: Herrlich miese Tage", das es selbstverständlich auch als Hörbuch gibt.

Vorsichtig strecken die ersten Frühlingsblumen ihre Spitzen aus dem Boden. Und während sich das Tingeli darüber freut, knurrt der Bärbeiß nur, dass er keinen Frühling braucht. Er kennt ihn schließlich schon vom letzten Jahr. Und so grummelt und grantelt der Bärbeiß durch das Jahr. Den Frühjahrsputzt findet er unnötig, Schule ist Blödsinn, der Sommer sowieso viel zu heiß und Urlaub unter Palmen ist einfach Quatsch. Besonders dann, wenn die einzige Palme von Timbuktu genau in seinem Vorgarten steht. Den Herbst begrüßt der Bärbeiß besonders grummelig. Denn jetzt ist die Jahreszeit zum granteln und brummen. Mit dem Herbst kommt auch die Erkältungszeit. Und diese macht selbst um den Bärbeiß keinen Bogen. Als dann der Winter "einfach so hereinschneit" reicht es dem Bärbeiß endgültig. Ohne Fragen, ohne Ankündigung sich einfach in seinem Garten breit zu machen, das geht nun gar nicht! Besonders wütend und brummend schaufelt er den Schnee aus seinem Garten hinaus - und bereitet den Bewohnern von Timbuktu damit die größte Freude. Denn ganz zufällig entsteht dadurch ein Rodelberg, den bisher alle vermisst haben.

Kann man jemanden mögen, der Bärbeiß heißt und sich genauso gibt? Ja man kann! Denn sonst hätten die Bewohner von Timbuktu ihn wohl schon längst hinausgeworfen. Das haben sie aber nicht und so können wir uns über neue Erzählungen mit und über den mürrischen, zotteligen Gesellen freuen. An seiner Seite und das ganze Gegenteil ist wieder das Tingeli. Auch in "Herrlich miese Tage" lässt es sich nicht von Bärbeiß` schlechter Laune und unfreundlichen Art verschrecken oder gar die Freude nehmen. Stattdessen zwitschert es fröhlich um ihn herum, hilft ihm, auch wenn er es nicht will und unternimmt mit ihm Dinge, die er eigentlich gar nicht mag. Aber was mag der Bärbeiß schon?
Doch kann man sich mit jemandem identifizieren, der nur schlecht gelaunt ist? Kann man seinen Kindern ein Hörbuch präsentieren mit einer Hauptfigur, die alles andere als sympathisch ist? Man kann! Denn auch der Bärbeiß hat seine guten Seiten. Er erkennt sehr wohl, wenn er zu weit gegangen ist und selbst das Tingeli mit seiner schier endlosen fröhlichen Stimmung vergrault hat. Eigentlich ist es genau das, was den Bärbeiß und die Geschichten mit ihm so liebenswert machen. Man muss ihn nicht mögen, man muss sein Tun und Handeln nicht toll finden, man darf ihn unsympathisch finden. Doch am Ende wird man es nicht tun. Man wird ihn aufgrund seiner Art zu schätzen wissen und die Geschichten lieben.
Bei dem Hörbuch handelt es sich um eine gekürzte Lesung, die von Kathrin Thalbach gesprochen wird. Was soll man sagen, mit ihr traf man nicht nur die perfekte Wahl für die Sprecherin dieses Buches, sie liest den Bärbeiß auch meisterhaft! Ihr raue Stimme knurrt, meckert und raunzt, dass es eine Freude ist, ihr zuzuhören. Sie verleiht sie dem Buch Charme, Charakter und Stimmung, wie es kein zweiter gekonnt hätte.
"Herrlich miese Tage" ist nicht das erste Buch mit und über den Bärbeiß. Dennoch muss man den Vorgänger keineswegs kennen, um in die Geschichten hineinzufinden und mit den Figuren vertraut zu werden.

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