Im Garten des Purpurdrachens

von Carole Wilkinson, David Nathan (Sprecher*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 26. Januar 2009

Im Garten des Purpurdrachens

Anders als in Europa, werden in Asien Drachen als göttliche Wesen verehrt. Sie beschützen die Menschen und beschenken sie reich. Zudem stehen sie für Glück und waren immer ein Zeichen des Kaisers. Doch auch unter ihnen gibt es Drachen, die für Unwetter und anderes Übel sorgen. Und so gab es manchmal auch Kaiser, die Drachen fürchteten und sie lieber gefangen hielten als ihnen ihre Freiheit zu gönnen. Auch Carole Wilkinsons Trilogie handelt von chinesischen Drachen. Diese wurden vom Kaiser gefürchtet und daher in Gefangenschaft gehalten. Darüber erzählte die Autorin im ersten Buch "Hüter der Drachen", dessen Ereignisse nun in "Im Garten des Purpurdrachens" fortgeführt werden.

Ping und der junge Drache Kai können eine zeitlang friedlich und abgeschieden auf dem heiligen Berg leben. Doch schon bald droht ihnen auch hier Gefahr durch den Nekromanten - einen düsteren Magier, der sich mit Toten unterhält. Ping muss erneut fliehen und wird dabei von den Wachen des Kaisers gefangen genommen. Als dieser erfährt, dass Ping ein neues Drachenjunges großzieht, verzeiht er ihr Verbrechen, den alten Drachen befreit zu haben, und nimmt die Drachenhüterin wieder bei sich im Tempel auf. Ping fühlt sich sicher und genießt mit Kai ein friedliches Leben voller Luxus. Doch der Kaiser strebt danach, das Geheimnis der Unsterblichkeit zu entdecken. Währenddessen machen sich Ping, Kai und der Hofmagier Dong Fang Suo auf die Suche nach den alten Drachenhüterfamilien, um dort einen geeigneten Nachfolger für Ping zu finden. Dabei gerät diese in einen Hinterhalt und wird von der Reisegruppe getrennt. Ping weiß, dass nur sie sich um Kai kümmern kann und so macht sie sich auf den beschwerlichen Weg zurück zur Kaiserresidenz. Dort angekommen muss sie feststellen, dass der Kaiser nur mit ihr gespielt hat, um an Kai und dessen Lebensenergie zu kommen. Doch noch weitere Widersacher erwarten sie dort und so steht sie plötzlich dem Nekromanten gegenüber, der nicht nur nach Pings Leben trachtet...

Schon lange dient Asiens Kultur und Mythologie als Inspiration für Fantasyautoren. Dazu trug nicht zuletzt Lian Hearns Trilogie "Der Clan der Otori" bei. So lässt auch die australische Schriftstellerin Carole Wilkinson ihre Leser in die geheimnisvolle Welt des Landes der Mitte zur Zeit der Han-Dynastie eintauchen. Mit viel Gefühl fürs Detail führt sie diese großartige Geschichte für junge Leser fort. Dabei muss der Leser schon bald feststellen, dass die Dinge keineswegs so sind, wie sie scheinen. Es werden Intrigen gesponnen und Ränke geschmiedet. Ping lernt die harte Lektion, nicht zu vertrauensselig sein zu dürfen und sich selbst mehr zuzutrauen. Doch die junge Frau lernt aus ihren Fehler und weiß sie beim nächsten Mal nicht noch einmal zu machen. Kai, der Drache, ist noch sehr jung und verspielt, wodurch er oft die Gefahr unterschätzt. Doch trotzdem blitzen schon erste Anzeichen von Weisheit und Klugheit auf. An einigen Stellen wirkt er jedoch zu menschlich dargestellt. Manchmal erinnert er eher an ein Kleinkind, als an einen Drachen. Auch die anderen Charaktere sind sehr facettenreich ausgearbeitet. Trotz der vielen Handlungsfiguren ist es der Autorin hervorragend gelungen, sie alle für den Hörer übersichtlich zu halten. So wird die spannende Handlung nicht mit zu vielen Namen und deren Verwandtschaften sowie Beziehungen zueinander gestört.
Stellenweise mag die Handlung simpel und vorhersehbar erscheinen. Jedoch sollte man nicht vergessen, dass es sich hierbei um ein Jugendbuch handelt. Somit ist das Buch auch sehr gewaltfrei. Lediglich der finale Kampf gegen den Nekromanten erweist sich als brutal, doch immer noch im Rahmen des für Jugendliche vertretbaren.
Da es sich bei dem Hörbuch um den zweiten Teil handelt, sollte man sich diesen erst dann zulegen, wenn man den ersten Band kennt. So wird es einem leichter fallen, in die Geschichte hineinzufinden. Ebenso sind einem die Figuren bereits vertraut. Trotzdem ist es nicht zwingend erforderlich, da die Handlung in sich abgeschlossene ist, auch wenn Anfang Ende auf weitere Abenteuer hinweisen.
Gesprochen wird das Hörbuch von David Nathan, in dem viele den deutschen Synchronsprecher von Johnny Depp wiedererkennen werden. Dies war eine gute Wahl, denn David Nathan besitzt eine vielseitige Stimme, die er nicht nur entsprechend der jeweiligen Situation mal gefährlich, ängstlich, drohend oder heiter klingen lassen kann, sondern er verleiht auch jeder Person ihren eigenen Klang.

Somit ist das vier CDs umfassende Hörbuch "Im Garten des Purpurdrachens" ein voller Literaturgenuss. Der Hörer wird nach China in eine längst vergangene Zeit entführt und erlebt dort die Abenteuer von Ping und dem jungen Drachen Kai. Meisterhaft vorgetragen, wird diese Produktion zu einem hervorragenden Hörgenuss.

Details

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Humor:
    Keine Bewertung
  • Erotik:
    Keine Bewertung

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