Eine Demenzerkrankung ist eine große Herausforderung für die ganze Familie. Plötzlich erkennen Eltern oder Großeltern ihre Kinder und Enkelkinder nicht mehr, halten sie für andere oder fremde Menschen. Dazwischen gibt es manchmal Lichtblicke, die Hoffnung machen, die sich gut anfühlen, aber die genauso schnell verschwinden, wie sie gekommen sind. Auch Elliots Großvater ist an Demenz erkrankt und lebt in seiner eigenen Welt. Wie Elliot das erlebt, erzählt Petra Steckelmann in einem einfühlsamen Kinderbuch.
Auf Matratzen übers Meer schwimmen
Elliots Opa ist schon lange nicht mehr der Alte. Er ist an Alzheimer erkrankt und hat vieles aus seinem Leben vergessen. Statt im Hier und Jetzt, lebt er in der Vergangenheit, als er als junger Mann noch unter Tage gearbeitet hat und den Kobolden Kuchenkruste unter den Tisch geworfen hat. Damit Oma sich für ein paar Tage erholen kann, verbringen Elliot und sein Vater die Ferien bei Opa. Doch diesen sieht Elliot nicht ganz so freudig entgegen, wie er es früher tat. Denn Opas Tagesablauf ist nach einem streng geregelt. Dazu gehören frühes Aufstehen und Gedächtnistraining mit der griesgrämigen Miss Patty, die Opas graue Gehirnzellen damit zum Tanzen bringen will. Doch Elliot findet Miss Patty und ihre Übungen merkwürdig. Er spürt, dass sich sein Opa dabei nicht wohl fühlt. Nach und nach lässt sich der Junge auf die Gedankenwelt seines Großvaters ein. Jeden Morgen schwimmen er und Opa auf den blauen Matratzen neben dessen Bett durch die Weltmeere und füttern gemeinsam die Kobolde unter dem Tisch. Plötzlich werden die Ferien mit Opa doch richtig prima, trotz seiner Gedächtnislücken.
Bewegendes Kinderbuch
Petra Steckelmann erzählt in ihrem Kinderbuch eine bewegende Geschichte, die viele Familien in ähnlicher Weise betrifft. Es geht um die Alzheimer-Erkrankung eines Familienmitglieds und wie sie die ganze Familie verändert. Es ist eine Geschichte zwischen Traurigkeit und Beklemmung, aber auch Hoffnung und Zuversicht. Elliot liebt seinen Opa über alles. Bevor er krank wurde, haben sie viel zusammen unternommen. Doch nun ist alles anders und das nagt sehr an Elliots Gemüt. Es macht ihn sehr traurig, seinen Opa so verändert zu sehen. Bei Elliots Ankunft erkennt dieser ihn nicht einmal und redet wirres Zeug von schönen Tagen ohne Krieg. Dazu kommt ein strenger Tagesplan, an den er und sein Vater sich halten müssen, sowie die unsympathische Miss Patty mit ihren komischen Gedächtnisübungen. Was soll das alles bringen? Opa wird dadurch doch auch nicht klarer im Kopf. Aber er hat Momente der Klarheit, vor allem dann, wenn Elliot ihn einfach so annimmt, wie er ist. Wenn er sich auf seine Gedankenwelt einlässt, ihn seine Trockenschwimmübungen auf der blauen Matratze vor dem Bett machen lässt. Anders als die Erwachsenen, die scheinbar nur ihr Programm abspulen, weil es einfach helfen muss, erkennt Elliot, was seinem Opa wirklich gut tut. Er erlebt ihn auf eine andere, aber dennoch wunderbare Weise. Plötzlich verschwindet der Kloß in Elliots Brust, das beklemmende Gefühl weicht und entgegen aller Erwartungen erlebt Elliot tolle Ferien mit Opa - mit Höhen und Tiefen, mit Erinnerungen und Vergessen. Aber es ist sein Opa, wie er es schon immer war.
„Trockenschwimmen mit Opa“ ist ein berührendes und bewegendes Kinderbuch über Alter und Demenz. Einfühlsam beschreibt Petra Steckelmann, wie die Demenzerkrankung eines Menschen die Familie belastet. Sie zeigt aber auch Chancen, die diese Erkrankung bietet. Denn auch wenn es den Vater oder Opa, die Mutter oder Oma nicht mehr so gibt, wie man sie einmal gekannt hat, ist da noch immer ein Mensch, der uns liebt, auch wenn er uns oft nicht wiederzuerkennen scheint. Man muss sich nur auf ihn einlassen und einmal von unserem konsequent geplanten, streng geregelten Tagesablauf ablassen. So wie in Elliot diesem Buch.
Details
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Erschienen:10/2021
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Umfang:168 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:10 Jahre
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ISBN 13:9783943833508
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Preis (D):14,00 €