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Als mein Vater die Mutter der Anna Lachs heiraten wollte

von Christine Nöstlinger
Rezension von Janett Cernohuby | 04. November 2016

Als mein Vater die Mutter der Anna Lachs heiraten wollte

Wenn sich Eltern schieden lassen, ist das für Kinder besonders schwer zu verarbeiten. Doch noch schwieriger wird es, wenn ein Elternteil wieder heiratet. Wenn plötzlich jemand Neuer kommt, der den leeren Platz von Mutter oder Vater einnehmen will. Dann kommen sehr viele Gefühle, angefangen bei Eifersucht, mit ins Spiel. Auch das kann noch gesteigert werden, wenn nämlich ein Stiefbruder oder eine Stiefschwester mit dazukommen. Wenn allerdings Christine Nöstlinger all dies zusammenträgt, kann man sicher sein, dass es der Ausgangspunkt eines tollen Kinderbuches ist.

Noch ahnt Cornelius nichts von dem drohenden Unheil, als sein Vater ihn bittet, sich dem neuen Mädchen, das bald in die Klasse kommt, anzunehmen. Ihr zu helfen, sich leichter in der neuen Heimat einzuleben. Immerhin ist sie die Tochter einer Arbeitskollegin. Cornelius gibt sein Bestes, ist nett zu der Neuen, doch sie redet kaum mit ihm und wenn, dann sind es nur unhöfliche und pampige Antworten. Dann aber erfährt Cornelius, was wirklich gespielt wird. Denn diese Anna ist nicht nur die Tochter einer Kollegin, sie ist seine zukünftige Stiefschwester! Sein Vater will wieder heiraten und Cornelius ist damit gar nicht einverstanden. Zum Glück ist es Anna auch nicht und so beginnen die beiden Pläne zu schmieden, wie sie die Hochzeit verhindern können.

Christine Nöstlinger versteht es, Kinderbücher mit ernsten, tiefgreifenden Themen auf einfühlsame Art und mit einer Portion Humor zu schreiben. Dabei kann sie sich gut in die Gefühlswelt der Kinder hineinversetzten. Sie schildert Wut, Enttäuschung und Traurigkeit sehr überzeugend und macht es nachvollziehbar für den Leser. Ihre Charaktere überzeugen, man schließt sie entweder schnell ins Herz oder empfindet Abneigung für sie. Dabei sind es Cornelius und Anna, die im Mittelpunkt stehen. Beide können sich nicht ausstehen, sind sich spinnefeind, halten aber letztendlich doch zusammen. Denn in ihrer Feindschaft gibt es etwas, das sie verbindet: die geplante Hochzeit ihrer Eltern. Beide wollen dies verhindern und so springen sie über ihren Schatten und schmieden Pläne. Dabei lernen sie sich aber überhaupt erst kennen. Cornelius erfährt, dass nicht nur er vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, sondern auch Anna. Sie hat es sogar noch schlimmer getroffen, musste sie doch ihre Heimat, ihre Freunde und sogar ihr geliebtes Haustier zurücklassen. Ohne in die Entscheidung mit einbezogen zu werden. So wird aus Antipathie bald Sympathie.
Doch auch die beiden Eltern überzeugen. Cornelius' Vater ist ein warmherziger, sympathischer und unkomplizierter Mensch. Er versteht es, auf seine Mitmenschen einzugehen. Ganz anders verhält es sich bei Annas Mutter. Sie ist egoistisch, kaltherzig und scheint sich kaum um die Gefühle ihrer Tochter zu kümmern.
Um diese Charaktere spinnt Christine Nöstlinger ihre Geschichte. Eine Geschichte, die ebenso bissig und humorvoll ist, wie auch ernst. Die Autorin zeigt, dass Kinder nicht außen vorgelassen werden dürfen, wenn Eltern sich trennen oder eben, wie in diesem Buch, wieder heiraten wollen. Eine Patchworkfamilie kann man nicht einfach so aus dem Boden stampfen, das müssen sich auch Cornelius Vater und Annas Mutter eingestehen. So kommt am Ende - nein, nicht was kommen muss. Denn der Schluss überrascht, ist anders und genau dadurch auch überzeugend.

"Als mein Vater die Mutter der Anna Lachs heiraten wollte" ist eine witzige und liebevolle Geschichte über Freundschaft, Familienzusammenführung und das Mitspracherecht von Kindern. Christine Nöstlinger schrieb hier ein Kinderbuch, das auf ganzer Linie überzeugt, das unterhält und mit einem tollen Ende überrascht.

Details

Bewertung

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