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Der Räuber Hotzenplotz

Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete

Antolin Quiz
von Otfried Preußler, Thorsten Saleina (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 01. Juni 2018

Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete

Künstler wie Musiker oder Autoren haben neben ihren veröffentlichten und bekannten Werken noch zahlreiche weitere Ideen, Entwürfe und begonnene Werk in Schreibtischschubladen liegen. Vieles wollten sie nicht veröffentlichen, anderes fand nie den richtigen Moment, um hervorgeholt zu werden. Oftmals werden diese kleinen Schätze nach dem Tod eines Künstlers gefunden - manchmal sogar erst durch Zufall. Man entdeckt das Potential, das in ihnen steckt und wagt den doch mitunter mutigen Schritt, diese Werke dem Publikum vorzustellen. Unlängst ist ein solcher, lang verborgen gebliebener Schatz vom Räuber Hotzenplotz zum Vorschein gekommen, der nun in einem neuen Kinderbuch den Lesern präsentiert wurde.

Den Räuber auf den Mond schießen

Ruhe und Frieden ist in dem kleinen Städtchen eingezogen, denn der gefährliche Räuber Hotzenplotz sitzt eingesperrt im Spritzenhaus und kann niemanden mehr erschrecken.
Das dachten zumindest alle, doch nun steht Wachtmeister Dimpfelmoser der Schweiß auf der Stirn. Dem Räuber ist es doch tatsächlich gelungen, aus dem Gefängnis auszubrechen. Was einmal geklappt hat, klappt auch ein zweites Mal - das sagen sich zumindest Kasperl und Seppel und machen sich auf, den Räuber wieder einzufangen. Wenn es nach Seppel ginge, würde der den Räuber ja am liebsten auf den Mond schießen. Und da hat Kasperl plötzlich eine großartige Idee…

Wenn Zufälle zu Geschichten werden

Es sind manchmal Zufälle, die Geschichten entstehen oder in ein Buch wandern lassen. Dieses vierte und jüngste Abenteuer über den gemeingefährlichen Räuber Hotzenplotz kann gleich auf zwei zurückblicken. Durch einen Zufall stieß Susanne Preußler-Bitsch auf ein altes Manuskript ihres Vaters. Unter dem Titel "Die Fahrt zum Mond" präsentierte sich ihr ein Werk, das die berühmten Figuren Kasperl, Seppel, die Großmutter, Wachtmeister Dimpfelmoser und natürlich der Räuber Hotzenplotz selbst enthält. Sofort war der Tochter des berühmten Kinderbuchautors klar, welchen Schatz sie da in den Händen hielt. Aus dieser Vorlage entwickelte sie ein neues Abenteuer, das im Juli 2018 den Lesern hätte präsentiert werden sollen.
Hätte, denn plötzlich tauchte ein Verweis auf zwei ältere Quellen auf, in denen von Puppenspielen mit ähnlichem Inhalt die Rede waren. Tatsächlich gab es Ende der 1960-iger Jahre ein Kasperlspiel, dem das Buch "Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" zugrunde lag.
Was bedeutet das nun für dieses vierte und neue Abenteuer? Eigentlich etwas Gutes, denn die Veröffentlichung wurde auf Mai vorverlegt und Fans sowie junge Leser konnten schon früher an das Werk gelangen.

Bei Brot und Wasser an Substanz verloren

Nun, der arme Räuber Hotzenplotz saß also im Spritzenaus und bekam - laut eigener Aussage im Buch - nur Brot und Wasser. Klar purzeln da die Pfunde und man wird etwas dünner. Wenngleich das in den neuen Illustrationen von Thorsten Saleina nicht zu sehen ist, der sich nah an den wunderbaren Zeichnungen von F. J. Tripp orientiert, merkt man es doch an der Handlung selbst. Diese neue Geschichte wurde von Susanne Preußler-Bitsch auf 60 Seiten ausgedehnt und wir treffen auch all die bekannten und liebgewonnenen Personen wieder. Der Erzählton ist dem des Vaters nachempfunden - aber eben nicht original. Man vermisst Wort- und Satzverdrehungen, über die auch die kurze Namensverdrehung von Hotzenplotz in Hopsenklotz und Plotzenkotz nicht hinwegtrösten können. Auch die Geschichte selbst ist eher dünn und nur wenig spannend geschrieben. Ja, alles beginnt mit einem Knalleffekt - der Räuber ist entkommen - und das war es auch schon. Zu schnell, zu glatt, zu geradlinig ist der weitere Verlauf. Ein Trick wird ersonnen, erfolgreich in die Tat umgesetzt und der Räuber sitzt wieder hinter schwedischen Gardinen. Dimpfelmoser ist etwas schwer von Begriff, Hotzenplotz offenbar ziemlich einfältig und leicht hinters Licht zu führen und die Geschichte somit schnell erzählt.
Nein, weder einem Ottfried Preußler noch einem Räuber Hotzenplotz wird dieser neue Band wirklich gerecht.

Nach 45 Jahren kehren eine Handvoll beliebter Kinderbuchhelden zurück, um ein altes Abenteuer neu zu erzählen. Nicht alle langjährige Fans werden von diesem überzeugt sein. Auch wenn versucht wurde Erzählstil und Illustrationen dem Original nachzuempfinden, erreicht es nicht die Qualität desselben.

Details

Bewertung

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