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Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse

von Christine Nöstlinger
Rezension von Janett Cernohuby | 11. Januar 2016

Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse

Das perfekte Kind - wie sollte dieses aussehen? Wie sollte es sich verhalten? Die österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger hat sich diesem Thema Mitte der 1970er zugewandt und das amüsante und unterhaltsame Kinderbuch "Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse" geschrieben. Ein Buch, das noch immer gerne gelesen wird und im Oetinger Verlag nun als Taschenbuch erschienen ist.

Frau Bartolotti ist eine sonderbare Person. Sie liebt auffällige Kleidung, schminkt sich stets bunt und grell, hält nicht viel vom Aufräumen oder von Ordnung, kann nicht gut mit Geld umgehen und hat auch nicht gerade viele Freunde. Dafür liebt Frau Bartolotti es, seltsame und ungewöhnliche Dinge aus Katalogen und Zeitschriften zu bestellen. So ist sie auch nicht überrascht, als ihr eines Tages der Postbote ein seltsames Paket bringt. Eigentlich ist es eher der Inhalt, der seltsam ist. Denn im Paket ist eine Konservendose enthalten, der ein siebenjähriger Junge entsteigt. Konrad, wie dieser heißt, wurde in einer Fabrik hergestellt, ist mit allen notwendigen Papieren ausgestattet und vor allem wohlerzogen. Frau Bartolotti kann sich zwar nicht daran erinnern, ein Kind bestellt zu haben, doch hat sie Konrad schnell in ihr Herz geschlossen und übernimmt gern für ihn die Mutterrolle. Bald schon will sie ihn gar nicht mehr hergeben, obwohl in der Konservenfabrik der Fehler über die Falschlieferung aufgefallen ist und man Konrad nun zurückhaben will. Doch auch Konrad denkt nicht daran, zu seinen ihm bestimmten Eltern zu gehen - und kämpft dafür mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln…

Mit "Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse" ist Christine Nöstlinger ein ganz besonderes und grandioses Kinderbuch gelungen. Sie erzählt in ihm von der Kindheit und dem Aufwachsen, von Erwartungen der Eltern an Kinder und umgekehrt. Darüber hinaus geht es um Freundschaft sowie Andersartigkeit. Dabei bedient sie sich freilich phantastischer Elemente. Denn Konrad ist kein gewöhnliches Kind, sondern ein Kind aus der Dose - sozusagen ein Retortenbaby. Künstlich hergestellt, muss er nach der Auslieferung nur mit einer Nährstofflösung übergossen zu werden und kommt als perfekter siebenjähriger Junge heraus. Wohlerzogen, gebildet, mit den besten Manieren und natürlich Schulnoten. Denn genau diese Werte sind es, die für bestimmte Eltern am wichtigsten sind und als einziges zählen.
Doch ist das wirklich alles, was wichtig ist? Ein Kind, das stets gut funktioniert? Ein Musterschüler mit den besten Noten? Wie kommt ein solches Kind bei Mitschülern an? Bei Freunden - sofern es überhaupt welche finden kann. Diesen Fragen geht Christine Nöstlinger auf amüsante, ironische Weise nach. Ihre sehr kindliche und einfach gestaltete Ausdrucksweise spricht junge Leser zwischen zehn und zwölf Jahren an. Die simple Satzstruktur macht das Buch leicht verständlich und motiviert zudem zum Weiterlesen. Wortwitze und Redewendungen machen die Geschichte lebendig und unterhaltsam. So wird Kindern beim Lesen keineswegs langweilig.
Die Charaktere sind sehr bunt und vor allem vielseitig. Frau Bartolotti schlüpft zwar in die Mutterrolle, jedoch verkörpert sie das erwachsene Kind. Konrad hingegen ist trotz seines kindlichen Alters sehr reif, klug und erwachsen. Das macht ihn für Kinder natürlich erst einmal unsympathisch. Gleichzeitig empfindet man Mitleid mit ihm, denn durch sein musterhaftes Verhalten in der Schule, zuhause und im Umgang mit Erwachsenen hat er natürlich keine Freunde. Außer dem Nachbarsmädchen Kitti, die ihm schließlich hilft, sich mehr wie ein normales Kind zu benehmen und sich vor den Fabrikmitarbeitern zu verstecken.
Heraus kam letztendlich ein wunderbares Kinderbuch, das noch heute aktuell und lesenswert ist.

"Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse" ist ein altes, aber dennoch zeitloses Kinderbuch der österreichischen Erfolgsautorin Christine Nöstlinger. Es handelt von Wunschkindern und Musterschülern, vom Erwachsenen im Kind und Kind im Erwachsenen. Es erzählt von Freundschaft und Andersartigkeit und versteht seine Leser inhaltlich und sprachlich zu begeistern. Ein witziges, tolles und lesenswertes Buch.

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Bewertung

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