Wir alle haben Wünsche. Manche sind klein, man wünscht sich für einen besonderen Tag schönes Wetter oder zu Mittag das Lieblingsessen. Andere dagegen sind groß und gehen über Materielles hinaus: der Wunsch nach Freundschaft, nach einem behüteten Zuhause, nach einer liebevollen Familie. Solche Herzenswünsche schlummern tief in uns und wir sprechen sie nur ganz leise, oftmals in Gedanken aus. Und meistens auch nur dann, wenn wir eine Sternschnuppe am Himmel sehen.
Ein Herzenswunsch
Charlie weiß, dass man zum Wünschen aber nicht nur Sternschnuppen braucht. Man kann sich genauso etwas wünschen, wenn man ein vierblättriges Kleeblatt sieht (das aber nicht gepflückt werden darf), wenn man einen Penny findet, einen Wünscheknochen vom Brathähnchen zerbricht oder es genau 11:11 Uhr ist. Tatsächlich kennt sie noch unzählige weitere Gelegenheiten, bei denen man sich etwas wünschen kann und spricht auch seit ein paar Jahren Tag für Tag ihren Herzenswunsch aus. Bisher war sie fest davon überzeugt, dass er eines Tages in Erfüllung gehen würde, doch nun kommen ihr Zweifel. Ihre Familie ist entzweigerissen; der Vater sitzt in einer Besserungsanstalt (keinem Gefängnis, wie Charlie immer wieder betont) und ihre Mutter hat gerade den Boden unter den Füßen verloren. Darum wird das elfjährige Mädchen zu ihrer Tante und ihrem Onkel geschickt, wo sie fürs erste wohnen soll. Die beiden nehmen Charlie warmherzig auf und schenken ihr die Liebe, die sie bisher nicht bekommen hat. Sogar dann, wenn das temperamentvolle Mädchen immer wieder in Schwierigkeiten gerät. In dem Nachbarsjungen Howard, der einen seltsamen Hoch-Runter-Gang hat, findet sie einen guten Freund, der immer für sie da ist und sie in allem unterstützt. Sei es die Suche nach dem streunenden Hund Wish, das Finden von Wunschmomenten oder auch beim Herunterkommen, wenn ihre Wut mal wieder überhandnimmt. Doch dann neigt sich der Sommer dem Ende zu und ihre Mutter hat den Boden unter den Füßen wiedergefunden. Gleichzeitig ist da noch dieser eine Wunsch, der seit Jahren in Charlies Herzen ruht und der nun näher ist als jemals zuvor.
Berührend und bestärkend
Barbara O’Conner erzählt in ihrem Kinderroman eine unglaublich berührende und herzerwärmende Geschichte über Resilienz, Familie, Freundschaft und die Kraft von Wünschen. Oder eines Wunsches, denn auch wenn Charlie genau darauf achtet, sich jeden Tag etwas zu wünschen, ist es immer wieder der gleiche Wunsch, den sie still ausspricht. Die Hörerschaft erfährt bis zum Ende nicht, welcher das ist, doch im Laufe der Ereignisse kann man es sich das gut denken. Charlie ist keineswegs in einem behüteten Zuhause aufgewachsen, im Gegenteil. Ihr Elternhaus ist ziemlich kaputt. Der Vater sitzt wegen seines aufbrausenden Wesens, das ihn immer wieder in Schlägereien verwickelte, im Gefängnis. Die Mutter war schon früh mit ihren Kindern überfordert und hat Charlie nicht zum ersten Mal weggegeben. Nun ist sie in ein tiefes Loch gefallen und kommt aus ihrem Bett nicht mehr raus. Charlie und ihre ältere Schwester sind auf sich allein gestellt. Während die Schwester einen Job gefunden hat und versucht, sich ihr eigenes Leben aufzubauen, ist Charlie noch zu jung dafür und wird vom Jugendamt zu ihren Verwandten gebracht. Diese haben keine eigenen Kinder und nehmen das Mädchen herzlichst auf. Sie tun alles, um ihr die aktuelle Situation leichter zu machen und fällen niemals ein Urteil. Charlie kann in dieser harmonischen und wertschätzenden Umgebung, zu der auch die Familie ihres neuen Freundes wesentlich beiträgt, zur Ruhe kommen und das Zuhause finden, das ihr bisher fehlte. Natürlich ist ihr das lange Zeit nicht bewusst und sie sehnt sich nach ihren zurück. Wie sehr wünscht sie sich ein intaktes Elternhaus, eine Familie, wie sie die anderen Kinder haben. Aus kindlicher Sicht ist dieses Verhalten nur zu verständlich. Dennoch ist klar, dass sie diese Familie nicht bei ihren leiblichen Eltern finden wird. Denn diese werden sich niemals ändern. Erst am Ende des Sommers, als das Jugendamt Charlie zu ihrer Mutter zurückführen möchte, wird dem Mädchen das bewusst. Und plötzlich will sie nicht mehr weg, möchte bei ihrer Tante, ihrem Onkel bleiben, wo sie das Zuhause gefunden hat, wonach sie sich so sehr sehnte.
Mit Monika Oschek wurde eine Sprecherin gefunden, die nicht nur in die Rolle der Charlie wunderbar eintauchen kann, sondern damit auch dem Hörbuch seine einzigartige Atmosphäre verleiht. Die Hörerschaft lässt sich von den Ereignissen mitreißen und hofft am Ende, dass sich alles zum Guten wenden wird. Dieses Hörbuch geht ans Herz und hinterlässt ein warmes, wohliges Gefühl im Bauch.
„Mein größter Wunsch“ ist die warmherzige Geschichte eines elfjährigen Mädchens, das seine vertraute Familie hinter sich lassen muss und bei ihrer Tante und ihrem Onkel eine neue findet. Berührend erzählt Barbara O’Conner hier von Familie, Freundschaft, Resilienz und von Wünschen, die manchmal näher sind, als man denkt.
Details
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Originaltitel:Wish
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Übersetzer*in:Alexandra Ernst
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Erschienen:06/2025
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Umfang:1 mp3 CD
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Typ:CD
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Altersempfehlung:9 Jahre
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ISBN 13:9783742436054