Die Sensationsgier und der Wettlauf um die reißerischsten Nachrichten haben in den letzten Jahren massiv zugenommen. Nur wer mit schockierenden Fakten aufwarten kann, scheint Gehör zu finden. Dieses Phänomen hat Kinderbuchautorin und -illustratorin Leonora Leitl aufgegriffen und in einem überspritz-witzigen Bilderbuch umgesetzt. Ein Bilderbuch, nicht nur für Kinder…
Von Missverständnissen und Falschinformationen
Es ist Ferienzeit und Familie Köpenick fährt mit dem Camper in den Urlaub. Ziel sind die Berge, über denen gerade die Morgensonne aufgeht. Die Familie ist die ganze Nacht durchgefahren und freut sich nun darauf, bei der Hüttenwirtin Gundi zu frühstücken. Vaddi Köpenick bestellt sich auch gleich ein „Käffchen, schwarz und stark, so dat der Löffel drinne stecke bleibt“. Ratlos schaut Gundi ihn an. Was will ihr Gast? Geschwind schickt sie Kinder zum benachbarten Senner, um nachzufragen, was ein „Käffchen“ ist. Doch der hat sein Hörgerät nicht eingeschaltet und versteht nur die halbe Frage. Äffchen, wundert sich Senner Benedikt - und so nimmt das Missverständnis seinen Lauf. Die Wortfetzen werden vom Senner über die Berge weitergetragen. Ein jeder versteht etwas anderes, ergänzt es um seine Interpretation und schon bald macht sich ein besorgtes und erzürntes Bergvolk auf, um einen blutrünstigen Monsteraffen zu jagen. Doch bei der resoluten Hüttenwirtin ist Schluss. Sie erklärt der wilden Horde, dass sie die Kirche im Dorf lassen sollen und es überhaupt keine Monsteraffen gibt.
Verdrehte Fakten und Halbwahrheiten
Das, wovon Leonora Leitl überspitz in ihrem Bilderbuch erzählt, ist ein Phänomen unserer Zeit. Informationen werden aufgebauscht, verdreht, ergänzt und so verändert, dass sie am Ende nur noch Halbwahrheiten sind. Aus Nachrichten werden selektiv einzelne Punkte herausgenommen und gezielt in bestimmte Richtungen gelenkt. Beides ergibt letztendlich Information, die nicht stimmt, aber von vielen Leuten zu gerne als wahr angenommen wird. Die eigentliche Wahrheit wollen dann die wenigsten noch hören.
Eben dieses Verdrehen von Fakten passiert auch bei Leonora Leitl, wenn auch augenzwinkernd und mit weniger dramatischem Ausgang. Hier sind es Sprachhürden, die für schräge, witzige Verwirrungen und übertriebene Reaktionen sorgen. In erster Linie unterhält das Buch sein junges Publikum, bringt es zum Lachen und Augenverdrehen. Doch wenn die Geschichte ausgelesen ist, das Buch zugeklappt wurde und man über die Erzählung nachdenkt, dann erkennt man die Botschaft hinter dem Ganzen. Dann beginnen Gespräche über das Verdrehen von Nachrichten, über Missverständnis und absichtlich hinzugefügte Fehlinformationen. Informationen, die schockieren sollen. Da auch unsere Kinder in ihrem Alltag solchen Falschinformationen ausgesetzt sind, ist es wichtig, ihr Bewusstsein für das Problem zu schärfen. Dank Leonora Leitls Bilderbuch gelingt dies altersgerecht und auch kindgerecht. Es liegt ein Humor über dem ernsten Inhalt, der zeigt, wie schnell ein Missverständnis für einen Riesenwirbel sorgen kann.
Neben der Geschichte schuf Leonora Leitl auch die Illustrationen für das Buch. Nicht selten tragen sie die Handlung von einer Seite zur nächsten weiter. Die witzigen Bilder bieten viel zu entdecken und halten wunderbare Anspielungen bereit. Durch sie wird die ohnehin schon turbulente Geschichte noch lebendiger und dynamischer. Bild und Text sind eine gelungene Kombination mit einem ganz besonderen Leseerlebnis.
Gerüchte, Lügen, Falschmeldungen sind nicht nur ein ernstes Thema, sondern leider auch ein weitverbreitetes Phänomen. Leonora Leitl greift dieses auf witzige Weise in ihrem Bilderbuch auf und bietet Eltern und Kindern somit eine altersgerechte Möglichkeit, um über die Bedeutung von und den Folgen dieses gar nicht lustigen Themas zu sprechen.
Details
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Erschienen:04/2023
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Umfang:32 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:5 Jahre
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ISBN 13:9783702241186
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Preis (D):18,00 €