Monsteroma

Antolin Quiz
von Lena Steffinger
Rezension von Janett Cernohuby | 22. April 2022

Monsteroma

Mit den eigenen Eltern brechen, das ist nicht nur ein Tabuthema, es ist vor allem auch ein schwieriges Thema, wenn man eigene Kinder hat. Denn früher oder später fragen diese nach ihren Großeltern. Vielleicht haben sie auch manches Gespräch aufgeschnappt und wollen es erklärt haben. Wie reagiert man am besten? Wie spricht man mit seinem Kind über den Kontaktabbruch? Lena Steffinger greift dieses Thema in ihrem Bilderbuch auf und bietet Eltern damit einen Weg, seinem Kind die schwierige Situation zu erklären.

Wenn der Sommer zu Ende geht

Jedes Jahr, wenn der Sommer sich dem Ende neigt, wird aus dem fröhlichen, aufgeweckten Papa ein gereizter und angespannter Papa. Denn im September hat Oma Geburtstag und eigentlich gratuliert man seiner Mutter dann. Sagen die anderen. Doch Papa will das nicht. Er möchte sie nicht anrufen und noch weniger möchte er sie besuchen. Monstern braucht man nicht gratulieren, findet Papa. Doch in diesem Jahr möchte seine Tochter unbedingt, dass sie der Monsteroma nicht nur gratulieren, sondern sie sogar besuchen. Papa sträubt sich, findet tausend Ausreden. Das Mädchen bleibt hart. Sie findet den Gedanken, ein Monster als Oma zu haben, aufregend und lustig zugleich. Was essen Monsteromas wohl? Leben sie in einer Monsterhöhle? Schließlich überredet die Tochter ihren Papa zu dem Besuch bei der Monsteroma und stellt fest, dass diese ganz anders ist, als sie es sich vorgestellt hat.

Monsteroma

Familienbande, Familienprobleme

Kinder können Brücken bauen, und das in vielerlei Hinsicht. In Lena Steffingers Bilderbuch ist es ein kleines Mädchen, das die Brücke zwischen Sohn und Mutter baut. Zugegeben, es ist keine sehr stabile Brücke, eher ein Steg, auf dem man vorsichtig geht. Aber immerhin ist eine Verbindung zwischen beiden zustande gekommen. Was daraus wird, bleibt offen, denn darum geht es in diesem Bilderbuch auch gar nicht.
Die Autorin greift in “Monsteroma“ ein sehr schwieriges und auch gerne unter dem Mantel des Schweigens gehaltenes Thema auf: Der Kontaktabbruch von erwachsenen Kindern mit ihren Eltern. Dabei stellt sie weniger den Konflikt selbst in den Mittelpunkt, als die (Enkel-)Tochter und wie sie den Kontaktabbruch erlebt. Das Mädchen beobachtet, wie sich ihr Vater jedes Jahr zu einer bestimmten Zeit verändert. Wie aus dem fröhlichen Papa ein nervöser Mann wird, der gereizt und streitsüchtig ist. Das beschäftigt das Mädchen und sie beginnt sich Gedanken zu machen. Dabei formt sich in ihrer blühenden Kinderfantasie ein recht witziges Bild einer Monsteroma. Für das Mädchen hat das Wort Monster noch eine verspieltere Bedeutung, als für die Erwachsenen
Was zu dem Zerwürfnis zwischen Sohn und Mutter geführt hat, bleibt unbeantwortet, ebenso die Frage, was dieser Besuch an der Beziehung zwischen beiden verändert hat. Das ist auch nicht wichtig, denn gerade weil vieles ungesagt bleibt, bietet das Buch Eltern Raum für die eigene Geschichte. Es ist ein Anstoß, um mit seinem Kind über das Thema zu sprechen. Um ihm zu erklären, warum man keinen Kontakt zu seinen Eltern hat. Es ist ein Buch, um Beweggründe und Verhalten zu erklären. Das Mädchen wird hier übrigens ganz bewusst namenlos gehalten. Denn so kann sie stellvertretend für alle Kinder stehen, deren Eltern sich mit ihren Eltern überworfen haben. Ein jedes Kind kann sich in die Protagonistin hineinversetzen und sich mit ihr identifizieren. Gleiches gilt für die Eltern. Wenngleich der Vater die zentrale Person ist, könnte es genauso gut die Mutter sein.

Monsteroma

Getragen wird das Buch von zarten Buntstift- und Aquarellzeichnungen. Sie wirken so fragil, wie die Beziehung zwischen den Erwachsenen. Gleichzeitig sind sie aber auch witzig, wenn sie die Vorstellungen des Mädchens über ihre Monsteroma auf humorvolle Weise zeigen. Diese Bilder nehmen dem Buch seine Schwere und helfen, einen leichteren Zugang zu diesem Thema zu finden.

Mit den eigenen Eltern zu brechen, ist schwer. Noch schwerer ist es aber, den eigenen Kindern zu erklären, warum man zur Oma (oder vielleicht zum Opa) keinen Kontakt haben möchte. Lena Steffinger versucht mit ihrem Bilderbuch zu helfen. Mit ihrer ungezwungen und offen erzählten Geschichte bietet sie Einstiegsmöglichkeiten in Gespräche und bringt augenzwinkernd auch etwas Lockerheit mit hinein. Ein schönes und behutsam geschriebenes Bilderbuch.

Details

  • Autor*in:
  • Sprache:
    Deutsch
  • Erschienen:
    01/2022
  • Umfang:
    28 Seiten
  • Typ:
    Hardcover
  • Altersempfehlung:
    4 Jahre
  • ISBN 13:
    9783948743147
  • Preis (D):
    20,00 €

Bewertung

  • Gesamt:
  • Spannung:
  • Anspruch:
  • Gefühl:
  • Illustration:

Könnte Ihnen auch gefallen: