Das Dunkle und das Helle
Antolin Quiz
von Kerstin Hau, Julie Völk
Rezension von Janett Cernohuby
| 17. Oktober 2019
Das Leben ist voll von Höhen und Tiefen, von Licht und Schatten, Hell und Dunkel. Täglich müssen wir uns neuen Herausforderungen stellen. Manche sind leicht, andere sind schwer. Doch mit einem guten Freund an unserer Seite, mit Hilfe und Unterstützung, gelingt es uns, diese Herausforderungen zu meistern. Kerstin Hau und Julie Völk erzählen feinsinnig von diesem Hell und Dunkel in ihrem gleichnamigen Bilderbuch.
Von Licht und Schatten
Die Geschichte bedient sich ganz einfacher Elemente und Figuren. Es gibt eine dunkle Welt, in der das Struppige wohnt, und eine helle Welt voller Licht und Farbe, in der das Zarte wohnt. Beide sind neugierig auf die Welt des anderen und wagen sich vorsichtig an den Rand ihrer eigenen, um einen Blick auf die andere Seite zu erhaschen. So begegnen sich das Struppige und das Zarte, gehen vorsichtig aufeinander zu und werden zu Freunden.
Eines Tages wird das Zarte in die Dunkelheit gezogen, verschwindet in einem dunklen Loch. Sofort steht ihm das Struppige zur Seite, tröstet es und hilft ihm, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden. Mit der Zeit verliert das Zarte seine Angst vor der dunklen Welt und seinen Bewohnern. Immer wieder gehen die beiden Freunde an die Grenze zur hellen Welt, bis sie eines Tages beschließen, wieder ins Helle zu gehen und dort ein neues Haus zu bauen.
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Vielschichtiges Bilderbuch
Kerstin Hau erzählt in „Das Dunkle und das Helle“ eine sehr vielschichtige Geschichte, die man auf unterschiedliche Weise interpretieren kann. Dabei setzt die Autorin auf starke Gegensätze - hell und dunkel, struppig und zart, Angst und Mut, Traurigkeit und Freude - und webt drum herum ihre Geschichte. Eine Geschichte die von zwei Wesen erzählt, die zu Freunden werden, die einander helfen, einander unterstützen, zusammen lachen und zusammen traurig sind. Sie durchleben Veränderungen, wachsen an ihnen, lernen von ihnen, verändern sich durch sie. Man kann die Geschichte auf sehr unterschiedliche Weise interpretieren. Zunächst mag es den Anschein haben, dass sich hier zwei unterschiedliche Kulturen begegnen. Die einen leben nachts, in der Dunkelheit, die anderen des Tags, im Sonnenlicht. Doch nachdem man erfährt, dass das Struppige auch einst im Licht lebte, nur irgendwann ins Dunkle gefallen ist, wandelt sich das Bild in Richtung Traurigkeit und Depression. Vielleicht geht es aber auch um Verzweiflung, Burnout, wenn plötzlich das Helle in ein schwarzes Loch gefallen und ebenfalls von der Dunkelheit verschluckt worden ist. Oder ist gar ein Unglück, eine Naturkatastrophe geschehen?
Man kann in diese Geschichte so unglaublich viel hineininterpretieren, doch die Botschaft am Ende ist eindeutig. Schwere Zeiten gibt es für uns alle einmal und wenn man nicht alleine ist, sondern jemanden Besonderen an seiner Seite hat, kann man diese auch überwinden. Dann kann man aus der Dunkelheit wieder hinaus ins Licht treten und neu anfangen. Wir lernen die Dunkelheit zu akzeptieren und als einen Teil von uns anzunehmen.
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So außergewöhnlich wie die Geschichte selbst, sind auch Julie Völks Illustrationen. Für diese griff sie auf eine besondere Technik zurück, die Cyanotypie. Durch diese alte Fototechnik gelingen wunderbare und sanfte Farbübergänge zwischen Hell und Dunkel. Dabei ist das Dunkel aber niemals ganz schwarz, sondern immer Blau. Bereits in dieser Farbwahl liegt Hoffnung, denn solange es noch nicht Tiefschwarz ist, ist das Licht noch nicht ganz verschluckt worden. Der minimale Einsatz von Details und Elementen gibt den Bildern eine ungeahnte Tiefe und verstärkt die Geschichte noch einmal mehr. So lenkt man beim Betrachten seinen Fokus auf die beiden Figuren, auf das was sie erleben und das, was die Farben und Farbverläufe uns zeigen wollen.
„Das Dunkle und das Helle“ ist ein außergewöhnliches und sehr feinfühliges Buch, das von Licht und Schatten erzählt. Kerstin Hau erzählt von den schönen und traurigen Seiten im Leben. Sie erzählt, wie man gemeinsam Krisen überwindet und aus ihnen gestärkt hervorgehen kann. Dabei lässt sie den Lesenden sehr viel Interpretationsspielraum, wodurch das Buch auf ganz unterschiedliche Art und zu ganz verschiedenen Lebenssituationen eingesetzt werden kann. Die Möglichkeiten sind sehr vielseitig, doch am Ende kommt immer eines heraus: Alles wird wieder gut. Ergänzt durch Julie Völks ausdrucksstarke Illustrationen, wird diese Botschaft auch visuell sehr gefühlvoll transportiert.
Details
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Altersempfehlung:
5 Jahre
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Schlagworte:
Angst,
Depression & Psychishe Krankheiten,
Mut,
Miteinander,
Hochsensibilität,
Hilfsbereitschaft,
Gefühle,
Freundschaft,
Selbstvertrauen,
Tod und Trauer,
Trösten,
Kummer,
Special Interest
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