Coppenrath Kinderklassiker

Pinocchio

Antolin Quiz
von Carlo Collodi, Kęstutis Kasparavičius (Illustrator*in)
Rezension von Stefan Cernohuby | 01. September 2018

Pinocchio

Es gibt viele Klassiker in der Kinderliteratur. Ob diese jedoch alle automatisch zeitlos sind, ist eine Frage, die man sich getrost stellen kann und auf das jeweilige Werk einzeln anwenden muss. Im Coppenrath Verlag ist in der neuen Unterreihe „Kinderklassiker“ nun „Pinocchio“ von Carlo Collodi erschienen, als illustrierte Ausgabe mit Bildern des litauischen Autors und Illustrators Kęstutis Kasparavičius. Wir waren sehr gespannt.

Es ist ein Stück Holz, das einem alten Holzschnitzer geradezu ins Gesicht springt. Aus diesem einen Stück gelingt ihm seine größte Schöpfung. Eine lebendige Holzpuppe. Jedoch eine, die den alten Geppetto gleich in Schwierigkeiten und ins Gefängnis bringt. Pinocchio, wie der kleine Holzjunge heißt, ist nämlich ein alles andere als folgsamer Zeitgenosse. Er versucht nicht nur unbedacht an etwas zu Essen zu gelangen, er verärgert auch noch die alte sprechende Grille. Und selbst wenn er sich etwas vornimmt, ist es mit den Vorsätzen nicht so weit her. Denn nur allzu leicht lässt sich der naiv-neugierige Pinocchio ablenken. So fällt er mehrfach auf Tricks des lahmen Fuchses und des blinden Katers herein, die nur eines wollen – ihm sein Geld abluchsen. Selbst die Hilfe der blauen Fee, die ihn eines Tages in einen richtigen Jungen verwandeln will, ist vorerst außer Reichweite. Denn seine Dummheit verwandelt ihn erst in einen Esel und führ ihn danach in den Magen eines gewaltigen Haufisches. Und erst dort findet er, wonach er insgeheim die ganze Zeit gesucht hat. Und erst das lässt die Zukunft letztendlich wieder in einem rosigeren Licht erscheinen.

Pinocchio ist ein Holzjunge, der meist in Probleme gerät, weil er nicht das tut, was man ihm sagt, oder generell unvorsichtig, ungezogen und naiv ist. Das sind alles althergebrachte Werte, Grundlagen einer klassisch-konservativen Gesellschaft und typische Geschichten. Wie zum Beispiel auch: Wenn jemand einmal ein Dieb und Lügner war, dann glaubt ihm nachher niemand mehr. So bleibt im Fall von Pinocchio zwar der Zauber der Geschichte, die lebendige Holzpuppe, die Magie, die blaue Fee und das ganze Drumherum faszinierend, einige der damals logischen Schlüsse, der guten Ratschläge und der Moral wirken jedoch ein wenig anachronistisch. Kein Wunder allerdings, wenn man bedenkt, dass Carlo Collodi von 1826 bis 1897 gelebt hat. Sehr gut kompensiert wird der Staub des Zeitgeistes jedoch durch die Illustrationen von Kęstutis Kasparavičius, dem es gelingt Bilder zu schaffen, die zeitlos wirken und gleichzeitig an die bekannte Zeichentrickserie erinnern, die schon seit den 1970ern über die Mattschirme der Fernseher flimmert – besonders wenn es um Fuchs und Kater geht. Der Zauber der Geschichte und die passenden Illustrationen machen das Werk in der Reihe „Kinderbuchklassiker“ dann doch wieder empfehlenswert. Und wenn man die Geschichte seinen Kindern vorliest, kann man sie darüber aufklären, dass gewisse Dinge früher einfach anders waren.

„Pinoccho“ ist ein Kinderbuchklassiker von Carlo Collodi, der in der Reihe „Coppenrath Kinderklassiker“ mit Illustrationen von Kęstutis Kasparavičius neu aufgelegt wurde. Auch wenn ein Klassiker nicht immer zeitlos ist, eben weil man ihm sein Alter doch anmerkt, kann man dies mit Hilfe von gelungener bildlicher Darstellung und im richtigen Gewand kompensieren. So bleibt das Werk einfach ein Pflichtkauf für alle, die auch klassische Kinderbücher für ihre Kleinen sammeln wollen.

Details

Bewertung

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