Suppenwetter

Antolin Quiz

oder eine Geschichte vom Stehlen, Schenken und Wegwerfen
von Lucie Kolb, Corinna Böckmann (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 27. November 2019

Suppenwetter

Wenn es draußen kalt wird, trübes Regenwetter oder Nebel die Luft feucht machen, dann ist nicht nur Herbstzeit, dann ist auch richtiges Suppenwetter. Ja, so eine Suppe ist etwas Feines: Sie wärmt von innen, sie spendet uns Wärme und sie ist einfach perfekt für nasskalte Herbsttage. Dass Suppen aber noch viel mehr können - nämlich Freundschaften entstehen lassen - davon erzählt Lucie Kolb in ihrem Kinderbuch „Suppenwetter“.

Mit dem Suppenfahrrad gegen klamme Herbsttage

Annie ist neu in der Stadt und in der Schule. Vor allem dort hat sie keinen guten Start. Einige Mitschüler ziehen sie auf und so geht Annie eigene Wege. Diese führen sie vor einen Supermarkt, wo ein Mann namens Kurt mit seinem Suppenfahrrad an nasskalten Tagen Suppe verkauft. Und wer kein Geld dabei hat, dem spendiert Kurt die Suppe einfach so. Die Menschen mögen ihn und er ist ein fester Bestandteil der Gegend geworden.
Doch dann taucht Kurt eines Tages nicht auf. Annie macht sich Sorgen und besucht ihn in seinem spartanischen Zuhause. Sie erfährt, dass Kurts Suppenfahrrad gestohlen wurde. Und sie erfährt noch etwas: Dass auch Kurt stiehlt - und zwar das Gemüse des Supermarkts, das dort Abend für Abend weggeworfen wird, obwohl es noch gut ist. Es hat lediglich keine Käufer gefunden.
Annie beschließt, Kurt bei der Suche nach dem Suppenfahrrad zu helfen und bekommt dabei Unterstützung von Nikita, einem Jungen aus ihrer Klasse.

Suppenwetter oder eine Geschichte vom Stehlen, Schenken und Wegwerfen

Eine achtsame Geschichte über unsere Wegwerfgesellschaft

Lucie Kolb erzählt hier eine Geschichte, mit einem ziemlich tiefgründigen Thema. Sie rückt unsere Wegwerfgesellschaft in den Blickpunkt und richtet ihr Augenmerk auf Lebensmittelverschwendung. Konkret geht es um all das, was Supermärkte abends wegwerfen, weil es keine Käufer/-innen gefunden hat. Weil (vor allem Obst und Gemüse) nicht mehr perfekt genug aussehen, um sie noch länger zum Kauf anzubieten.
Im Mittelpunkt des ganzen steht Annie, ein liebenswertes Mädchen, das neu in der Gegend ist und sich erst einleben muss. Schnell freundet sich der Leser mit ihr an, ebenso mit Knut, der heimlich Lebensmittel aus den Mülltonnen des Supermarkts klaut, um daraus seine beliebte Suppe zu kochen. Natürlich weiß Knut, dass dies nicht erlaubt ist, weswegen er auch nichts unternehmen möchte, als sein Suppenfahrrad gestohlen wurde. Am allerwenigsten die Polizei einschalten.
Die Autorin konfrontiert die jungen Leser mit einer Gewissensfrage: Ist es in Ordnung, noch gut erhaltene Lebensmittel wegzuwerfen? Ist es okay, diese weggeworfenen Lebensmittel - die ja niemand mehr haben möchte - aus dem Mülleimer zu klauen? Das Gesetz kennt darauf eine klare Antwort - doch was sagt unser Gewissen dazu? Wäre es nicht besser, das noch gut erhaltene Essen zu spenden? An jene, die nichts haben?
Für die Geschichte findet Autorin Lucie Kolb eine gute Antwort  auf diese Frage, auch was die Sache mit dem Suppenfahrrad anbelangt. Dieses verschwundene Suppenfahrrad beschert Protagonistin Annie einen neuen Freund, hilft ihr beim Ankommen im neuen Zuhause, bringt sie aber auch in brenzlige Situationen. Nicht selten hält man beim Lesen den Atem an, wenn Annie alle Warnungen von Nikita in den Wind schlägt und sich auf gefährliche Wege begibt. So entfaltet sich eine fesselnde und mitreißende Geschichte, die die Leserschaft gefangen hält.

Suppenwetter oder eine Geschichte vom Stehlen, Schenken und Wegwerfen

Begleitet wird diese warmherzige Geschichte übrigens von nicht minder stimmungsvollen Illustrationen. Corinna Böckmann zeichnete in Schwarz-Orangetönen Bilder, die einzelne Momente aus der Erzählung aufgreifen und auf ihre Art wiedergeben. So glaubt man beim Betrachten, den würzige Durft einer kräftigen Gemüsesuppe in der Nase zu haben.

„Suppenwetter“ ist eine Geschichte, die uns vom Wegwerfen, Stehlen und Schenken erzählt. Die unser Gewissen anspricht und danach fragt, was wohl moralisch verwerflicher ist: Lebensmittelverschwendung oder gute Sachen zu retten. Vielleicht sollten gerade darüber mancher Erwachsene genauer nachdenken. Für Kinder jedenfalls ist dieses Buch eine  fesselnde und warmherzige Geschichte.

Details

Bewertung

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