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Abhauen, sich alleine durchschlagen. So manches Kind hat sicherlich schon einmal mit dem Gedanken gespielt. Vor allem dann, wenn zuhause der Stress zu groß wird. Sie wollen weg von all den doofen Regeln und über sich selbst bestimmen. Manchmal sind es aber auch andere Gründe, die zum Weglaufen bewegen. Warum Rille heimlich durch die Luftschächte eines Mehrfamilienhauses schleicht, das erzählt Maike Siebold in ihrem Erstlingswerk „Rille aus dem Luftschacht“.

Mehrfamilienhaus mit Untermieter

Roderich ist am Boden zerstört. Wegen einem Blauen Brief aus der Schule hat er von seinen Eltern vier Wochen Hausarrest bekommen. Diese Zeit soll er nutzen, um seinen schulischen Verpflichtungen nachzukommen. Vor allem das Fußballtraining ist gestrichen. Wie soll Roderich das nur überstehen? Als er im Fahrstuhl seltsame Geräusche hört, fluchtartig wegläuft und dabei seinen Fußball verliert, kommt unerwartet Ablenkung und vor allem Abwechslung in sein Leben. Denn der vermeintliche Fahrstuhlgeist entpuppt sich als ein Mädchen namens Rille, das seit kurzem in den Luftschächten des Mietshauses lebt. Roderichs Neugier ist geweckt. Wer ist diese Rille? Woher kommt sie? Und warum lebt sie hier im Verborgenen? Hat sie keine Eltern, kein Zuhause? Zwischen den beiden entwickelt sich eine Freundschaft. Rille hilft Roderich mehr Selbstvertrauen zu finden und sich auch gegen den fiesen Klatsche zu wehren. Im Gegenzug hilft Roderich seiner neuen Freundin, ihre Mission, wie sie es nennt, erfolgreich abzuschließen.

Vielschichter Kinderroman

Mit ihrem Erstlingswerk „Rille aus dem Luftschacht“ legt Maike Siebold einen besonderen Kinderroman vor. Darin erzählt sie von einer ungewöhnlichen Freundschaft, bei der sich zwei sehr gegensätzliche und auch eigenwillige Charaktere finden und zu engen Freunden werden. Überhaupt sind die Charaktere in diesem Buch toll ausgearbeitet. Wir haben Roderich, der mit seinem Namen mehr als unglücklich und zudem gerade ziemlich frustriert über seinen Hausarrest ist. Außerdem wird Roderich von einem Jungen aus seiner Schule drangsaliert, der im gleichen Mietshaus wohnt. Hier haben wir zwei eher klassisch gestaltete Figuren. Zu ihnen gesellt sich jedoch Rille. Sie ist eine Person, die wir so noch nicht erlebt haben. Rille ist sehr selbstbewusst, manchmal etwas vorlaut und auch frech. Doch sie weiß was sie will und steht dafür ein. Warum sie jedoch durch die Luftschächte dieses Mietshauses klettert, ja in ihnen lebt, das bliebt lange Zeit das große Geheimnis in diesem Buch. Und es regt sowohl Roderich, als auch die Leserschaft zu vielen Spekulationen an. Ist sie von zuhause weggelaufen? Hatte sie Streit mit ihren Eltern? Stress in der Schule? Erst kurz vor Ende erfahren wir Rilles Geheimnis, was mit einem ziemlichen Knalleffekt passiert.
Bis dahin entfaltet sich ein fesselnder und kurzweilig erzählter Kinderroman über eine ungewöhnliche Freundschaft. Dabei kommt natürlich alles rein, was eine Freundschaft braucht: Vertrauen, gegenseitige Hilfe, Unterstützung in brenzligen Situationen, Hilfe für andere. Maike Siebold erzählt das alles mit einer kindlichen Leichtigkeit und einem humorvollen Unterton, so dass man schnell in die Handlung eintaucht und sich von ihr mitreißen lässt. Die Leserschaft kann sich in die Charaktere hineindenken und fühlt mit ihnen mit. Alles das macht dieses Buch so spannend und fesselnd.
Kai Schüttler ergänzt die Geschichte mit seinen Schwarzweißillustrationen. Sie zeigen nicht nur bestimmte Szenen, sie geben auch die Gefühle der Figuren gekonnt wieder. So bekommt die Leserschaft noch etwas fürs Auge geboten.

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