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Wer an einem Herbsttag aus dem Fenster sieht, der erblickt nicht selten einen grauen Regenschleier. Ja, der Herbst bringt nicht nur bunte Blätter, sondern auch graue Regentage. Doch auch diese Tage haben etwas Schönes. Denn während es draußen schüttet und gießt, kann man es sich drinnen mit einem guten Buch oder nettem Besuch gemütlich machen. So wie in Julie Völks „Drachenregentage“.

Wenn Drachen auf Toilette müssen

Einen richtig grauen, trüben und nassen Herbsttag präsentiert uns Julie Völk in ihrem Bilderbuch. Während der Regen draußen gegen die Scheiben trommelt, hat es sich Toni auf dem Sofa mit einem Buch gemütlich gemacht. Doch gerade als er in seine Geschichte eintauchen möchte, klingelt es plötzlich an der Tür. Davor steht sein Freund Fred, ein riesiger Drache. Toni und Fred haben viel Spaß. Sie trinken Kaffee und essen Würstchen. Sie lesen gemeinsam in Tonis Büchern. Doch dann muss Drache Fred aufs Klo und jetzt wird es kompliziert. Denn Tonis Toilette ist für den großen Drachen viel zu klein. Vielleicht sollten sie nach draußen gehen, wo Fred sich wie der Dackel einfach hinter einen Baum setzt? Nein, das gefällt Fred ganz und gar nicht. Die Not wird immer größer und da weiß Fred, was zu tun ist. Er lässt Ton aufsteigen und fliegt mit ihm ins Drachenland…

Regentage voller Abenteuer und Fantasie

Julie Völk präsentiert ein fantasievolles und humorvolles Bilderbuch. Es erzählt uns eine Geschichte über und für graue Regentage. Dabei verschwimmen für die Betrachtenden die Grenzen zwischen Realität und Fantasie. Gibt es den Drachen wirklich oder existiert er nur in Tonis Fantasie? Ist es womöglich eines seiner Abenteuer, die er an diesem Regentag gemütlich eingekuschelt in seinem Sessel erdenkt? Oder kommt Drache Fred tatsächlich regelmäßig auf eine Tasse Kaffee zu Besuch? Julie Völk überlässt es ihrer jungen Leserschaft, wie sie das Bilderbuch interpretieren, wie sie die Geschichte verstehen. Sie konzentrierte sich eher auf ihren Inhalt und auf die wundervollen, feinen Illustrationen. Denn sie sind es, die den Charme dieses Bilderbuchs ausmachen. Nicht ausschließlich, denn hier und da sind ein paar Sätze eingefügt. Doch den größten Teil des Abenteuers erliest man sich aus den Bildern. Filigran und voller kleiner Details erzählen sie vom regnerischen Herbst und von einer ungewöhnlichen Freundschaft. Sie erzählen vom gemütlichen Zusammensitzen und dringenden Bedürfnissen. Dabei sind es die kleinen Details in den Zeichnungen, die das Besondere beinhalten. Etwa der lustige Versuch, den Drachen aufs Klo zu setzen. Oder der Spaziergang durch die verregneten Straßen. Auch Farben haben hier eine starke Wirkung. Die Bilder sind minimalistisch ausgemalt, die wenigen, dezent eingesetzten Farben heben die zentrale Aussage hervor. Man meint die Nässe und Kälte dieses Regentags auf der Haut zu spüren, während gleichzeitig die Blätter der Bäume in ihren goldenen Herbstfarben leuchten. Schließlich der Flug über Berge, die sich in den Himmel erheben, aussehen wie ein alter Wolf, auf dessen Rücken Steinformationen winkend ihre Arme in den Himmel zu strecken scheinen. Man verliert sich in Julie Völks Bildern und beginnt, immer mehr kleine Details zu entdecken. Details, die der Geschichte noch mehr Substanz und Tiefe verleihen. Die plötzlich zu neuen Geschichten werden, die kleine Betrachter*innen weiterspinnen können. Vielleicht an einem trüben, grauen Regentag, zusammen mit einem besonderen Freund.

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