Jugendliche flirten gerne und das natürlich anders, als wir es in unserer Jugend getan haben. Mittlerweile gibt es Praktiken unter den Jugendlichen, die von uns Eltern eher skeptisch betrachtet werden. Weil wir uns, im Gegensatz zu ihnen, der Gefahren und der Tragweite möglicher Folgen bewusst sind. Etwa beim Sexting, dem r Austausch von eigenen Nacktbildern oder erotischen Videos. Hier schlagen bei uns Eltern alle Alarmglocken und auch bei Jugendlichen sollten sie das tun. Doch um hier ganz klare Grenzen aufzuzeigen, braucht es einen starken Charakter, und den haben manche Jugendliche nicht. Zu ihnen gehört auch die dreizehnjährige Amelie, von der Jutta Nymphius in ihrem neuesten Jugendbuch erzählt.
Was ist schon dabei?
Amelie steht mit ihren dreizehn Jahren zwar erst am Beginn der Pubertät, doch sie ist schon mittendrin im Gefühls- und vor allem Identitätschaos. Die Ehe ihrer Eltern steckt in einer handfesten Krise. Ständig streiten sich Vater und Mutter oder ignorieren einander. In der Schule findet Amelie keinen richtigen Anschluss. Die Mädchen, mit denen sie gerne befreundet wäre, lassen sie links liegen. Die Jungs dagegen schießen immer wieder spitze Kommentare in ihre Richtung. Ihr Freund aus Kindertagen geht nicht nur auf eine andere Schule, er ist Amelie auch fremd geworden. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie sich zu Elias hingezogen fühlt, der zwei Klassen über ihr ist. Ob er sie überhaupt bemerkt?
Als Kira neu in Amelies Klasse kommt, kommt Bewegung in das Gefühlschaos. Kira ist mit ihrer direkten und selbstbewussten Art das, was Amelie gebraucht hat. Sie stellt den Kontakt zu Elias her und versucht Amelie zu motivieren, aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn das Mädchen ist totunglücklich mit ihrem Körper und ihrer Figur. Doch dann bittet Elias Amelie um ein Oben-ohne-Foto, quasi als Freundschaftsbeweis. Wie wird sie reagieren? Hört sie auf die Warnungen ihrer Freunde oder lässt sie sich auf Elias perfides Spiel ein?
Sexting und Cybermobbing unter Schülern
Smartphones haben im Alltag von Jugendlichen einen festen Platz eingenommen. Mit ihnen haben sie einen leichten und schnellen Zugang zum Internet, zu Chatprogrammen, zu Sozialen Medien, zu Bildern und jeglicher Art an Inhalten. Doch alles hat seine Schattenseiten und im Internet tummeln sich viele Stolpersteine und Gefahren. Kinder und Jugendliche können noch nicht begreifen, welche Folgen unbedachtes Bewegen im Netz haben kann. Wie auch, wenn selbst wir Erwachsenen immer wieder schockiert sind von dem, was da manchmal im Netz passiert. Gerade deswegen ist es so unglaublich wichtig, unsere Kinder zu schützen und sie zu warnen. Denn nicht immer lauern die Gefahren in fremden Personen, mit denen man ins Gespräch kommt, sondern im eigenen Umfeld, bei Mitschülern und Klassenkameraden. Genau diesen Umstand präsentiert Jutta Nymphius in ihrem Jugendbuch „Oben ohne“. Sie zeigt den Leserinnen und Lesern, wie schnell man in den Sog von Sexting und Cybermobbing gerät. Sie macht ihnen deutlich, wie leicht es ist, sich im Netz zu verstellen und Vertrauen vorzugaukeln.
Im Buch lernen wir Amelie kennen, ein junges Mädchen, das sich gerade furchtbar verloren fühlt und nach Orientierung sucht. Sie ist mit sich selbst, mit ihrem Körper unzufrieden: zu viel Bauch, zu wenig Busen. Was ihr fehlt ist eine Vertrauensperson, mit der sie reden kann. Der sie ihre Ängste und Sorgen anvertrauen kann. Klar hat sie ihren besten Freund aus Kindertagen, doch was weiß der schon? Ihre Eltern, vor allem die Mutter, geben Amelie auch keinen Halt. Sie sind gerade mit sich selbst und ihrer Ehe beschäftigt. Die Mutter kapselt sich ab, spricht nicht mit dem Vater, ignoriert ihre Tochter. Sie ist so auf sich selbst fixiert, dass sie nicht bemerkt, wie dringend Amelie sie jetzt bräuchte. Erst die Neue in der Klasse fängt Amelie auf und gibt ihr Halt. Doch das reicht nicht und so ist es für Elias, Amelies Schwarm, ein leichtes, das Mädchen auszunutzen. Er verlangt von ihr sehr intime Fotos, um mit ihnen vor seinen Freunden anzugeben. Um Amelie bloßzustellen und vorzuführen. Doch das Mädchen beweist unglaubliche Reife und Coolness und so ist es letztendlich Elias, der als Idiot dasteht. Berechtigt.
Man sieht, Jutta Nymphius greift in „Oben ohne“ sehr spezielle Themen auf, doch alles Dinge aus der Welt von Teenagern. Nicht zum ersten Mal versteht die Autorin es, sich in die Gefühlswelt von jungen Menschen hineinzuversetzen, erkennt ihre Sorgen und Ängste und bringt sie authentisch und fesselnd zu Papier.
Immer wieder greift Jutta Nympius in ihren Kinder- und Jugendbücher Schwerpunktthemen auf, mit denen sich ihre Leserschaft konfrontiert sie. Sie verpackt diese in einer klassischen Alltagsgeschichte, schildert ganz gewöhnliche Personen und Umgebungen, in denen eben das passiert, was man nicht erleben möchte. In „Oben ohne“ zeigt sie, wie schnell Gutgläubigkeit einen bloßstellen kann und dass es Grenzen gibt, die man nicht überschreitet. Egal wie gut man glaubt, jemanden zu kennen.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:08/2020
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Umfang:200 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:13 Jahre
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ISBN 13:9783864294860
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Preis (D):13,00 €