Tulipan ABC, Tulipan Kleiner Roman

Als wir einmal Waisenkinder waren

von Nikola Huppertz, Maja Bohn
Rezension von Janett Cernohuby | 05. März 2018

Als wir einmal Waisenkinder waren

Einen Tag ohne die Eltern zu verbringen, ist für viele Kinder ein großartiges Erlebnis. Endlich sturmfrei, endlich tun und lassen können, was man mag. Und keiner meckert. Doch die drei Schwestern Liv, Carlotta und Stine können ihren Tag ohne Eltern gar nicht genießen. Im Gegenteil. Warum das so ist und welches Szenario sie sich in ihrer Fantasie ausmalen, davon erzählt Nikola Huppertz in ihrem Kinderbuch "Als wir einmal Waisenkinder waren".

Ein Ausflug ins Moor

Im Sommer verbringen Liv, Carlotta und Stine zusammen mit ihren Eltern die Ferien auf dem Land. In diesem Jahr planen Mama und Papa eine Wanderung durch das Teufelsmoor. Der Picknickkorb ist gepackt, die Eltern wollen los - da ändern die Schwestern plötzlich ihre Meinung. Denn im Moor, da ist es gefährlich. Da kann man im Schlamm versinken und wird zur Moorleiche. Die Mädchen bleiben lieber in der sicheren Ferienwohnung und verbringen einen ruhigen Tag im Garten. Doch kaum sind die Eltern weg, wird Carlotta plötzlich unruhig. Sie drei sind zwar der Gefahr des Moors entkommen, aber ihre Eltern nicht. Was, wenn die nun versinken und zu Moorleichen werden? Dann wären Carlotta, Liv und Stine plötzlich Waisenkinder! Bald schon hat Carlotta ihre Schwestern mit ihrer Sorge angesteckt und die drei schmieden Pläne, wie sie ohne Eltern zurechtkommen werden.

Wenn die kindliche Fantasie Beine bekommt

Mit ihrem Kinderbuch "Als wir einmal Waisenkinder waren" erzählt Nikola Huppertz eine herrlich komische Geschichte für Erstleser ab sieben Jahren. Es ist eine Geschichte über den Zusammenhalt von Geschwistern und über Ängste, die sich verselbstständigen. Sicherlich hat sich schon so manches Kind einmal Gedanken gemacht, wie es wäre, plötzlich ohne seine Eltern dazustehen. Auf sich allein gestellt zu sein und seiner vertrauten Umgebung entrissen zu werden. Die drei Schwestern im Buch stellen sich ein solches Szenario aber nicht nur vor, sie sind auch felsenfest davon überzeugt, dass sie bereits Waisenkinder geworden sind. Und daher beginnen sie, Notfallpläne zu schmieden. Wovon sollen sie zukünftig Miete, Lebensmittel und Kleidung bezahlen? Mit einem Schmunzeln im Gesicht liest man Seite um Seite und schüttelt über die Fantasie der Schwestern, insbesondere von Carlotta, den Kopf. Denn sie ist es, der diese Gedanken überhaupt erst kommen. Die alle damit verrückt macht, dass die Eltern im Teufelsmoor verunglückt sind. Stine, die älteste der drei, glaubt zunächst nicht an die Hirngespinste ihrer Schwester. Sie gibt sich anfangs noch cool, doch irgendwann scheint auch sie sich Sorgen zu machen. So macht sich eine übertriebene Befürchtung, eine ungerechtfertigte Angst, selbständig und zieht einiges nach sich. Zum Glück nichts Schlimmes und keiner der Erwachsenen lacht die Mädchen am Ende aus.
Trotzdem nehmen die Schwestern aus diesem Tag etwas mit. Sie erfahren, dass sie trotz kleiner Streitereien im Ernstfall zusammenhalten und füreinander da sind. Sie begreifen, was Familie bedeutet.
Wenngleich die Geschichte für Leser ab sieben Jahren empfohlen wird, ist der Textumfang für diese Altersgruppe doch recht groß. Aber zum Glück kann man das Buch auch mit seinen Eltern gemeinsam lesen. Um den Textfluss ein wenig aufzulockern, hat Maja Bohn freche Illustrationen für das Buch gezeichnet. Diese passen gut zur Geschichte und greifen den humorvollen Unterton treffend auf.

Wer nach einem witzigen Erstlesebuch sucht, in dem neben Ferienspaß und Unterhaltung auch der Wert von Familie und der Zusammenhalt von Geschwistern angesprochen werden, der ist bei "Als wir einmal Waisenkinder waren" richtig. Auf humorvolle Weise erzählt die Autorin davon, wie sich die Sorge dreier Geschwister um ihre Eltern verselbständigt und skurrile Notfallpläne entstehen lässt. Ein tolles Lesevergnügen für Erstleser.

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