Jonna, Oma und die Welt im Schukarton

Antolin Quiz
von Nikola Huppertz
Rezension von Janett Cernohuby | 07. September 2018

Jonna, Oma und die Welt im Schukarton

In unserem Leben sammeln wir viele Erinnerungsstücke, die uns wichtig sind und die uns an schöne Ereignisse erinnern. So kommen im Laufe eines Lebens viele kleine Schätze zusammen, die man aufbewahrt und die man sich immer wieder gerne ansieht. Doch man kann nicht alles aufheben, sondern beschränkt sich auf das Wesentliche. Die Erinnerungen von Jonnas Oma passen allesamt in einen Schuhkarton. Doch bevor das Mädchen diesen öffnet, muss sie sich noch mit ihrer Oma vertraut machen.

Oma zieht ins Seniorenheim

Jonna fühlt sich genauso schlecht, wie es das Wetter gerade ist. Denn sie hat sich mit ihrem besten Freund Tilmann verkracht. Als wäre das noch nicht genug, offenbart ihr Papa nun auch noch, dass sie mit Oma Bärbel ein Wochenende alleine verbringen soll. Sie soll quasi auf Oma Bärbel aufpassen, während die Eltern das alte Haus ausräumen. Denn Oma zieht ins Seniorenheim. Jonna ist wenig begeistert, hat sie doch schon oft gehört, wie ihre Eltern die Oma als alte Hexe bezeichnen. So treffen zwei Personen aufeinander, die beide nicht nichts von dem gemeinsamen Wochenende halten und jede lieber für sich bleiben würde. Doch dann erlebt Jonna ein Wochenende, wie sie es sich bunter und lebendiger nicht hätte vorstellen können.

Alltagssorgen und Schatten der Vergangenheit

In Nikola Huppertz‘ Kinderbuch treffen nicht nur zwei Generationen aufeinander, sondern auch zwei Charaktere, die unterschiedlicher nicht sein können. Gleichzeitig sind sie sich aber auch viel ähnlich, als man zunächst glaubt.
Auf der einen Seite haben wir die zehnjährige Jonna, die sich gerade mit ihrem besten Freund verkracht hat und ziemlich wütend ist. Auch wenn sie nicht genau weiß, auf wen. Auf der anderen Seite haben wir eine alte Frau, die sich dazu durchgerungen hat, ihr Zuhause, in dem sie aufgewachsen ist, in dem sie ihr ganzes Leben verbracht hat und das voller Erinnerungen ist, aufzugeben und ins Seniorenheim zu ziehen. Beide kennen sich kaum und haben sich in all den Jahren nur sehr selten gesehen. Hinzu kommt, dass Jonna immer wieder mitbekommen hat, wie ihre Eltern hinter vorgehaltener Hand nicht gerade freundlich von der alten Dame, die ihre Großmutter ist, gesprochen haben.
Diese beiden Personen sollen also ein Wochenende gemeinsam verbringen.
Tatsächlich wird es ein großartiges Wochenende. Ein Wochenende, an dem Jonna ihre Oma auf eine Art kennenlernt, wie sie es wohl sonst nicht getan hätte. Die beiden wachsen zusammen, sind füreinander da, hören sich gegenseitig zu und akzeptieren auch die Eigenheiten des jeweils anderen. Vor allem Oma Bärbel mit ihrer besonderen Art, die wohl nur das Leben und viele Erfahrungen mit sich bringt, kann auch den Lesern schnell für sich gewinnen. So entwickelt sich eine Geschichte, die von den großen und kleinen Alltagssorgen erzählt, die voller Geheimnisse steckt, die entdeckt werden wollen. Es ist aber auch eine Geschichte mit einer tieferen Botschaft, die für Kinder nicht immer leicht zu verstehen ist. Vor allem wenn der Vater durch das Haus seiner Kindheit geht und in jeder Ecke auf Erinnerungen stößt. Erinnerungen, die ihn bewegen und zum Nachdenken anregen. Wirklich gebraucht hätte das Buch diese Stellen nicht. Vor allem die jungen Leser werden diese Botschaft nicht leicht verstehen und etwas ratlos zurückbleiben.
Wenngleich die Geschichte sehr locker und unterhaltsam geschrieben ist, erschweren die ständigen Perspektivenwechsel zwischen  Oma, Jonna und ihrem Vater das Lesen immer wieder. Man muss plötzlich umdenken und die Ereignisse wieder von der anderen Person aus betrachten. Für erwachsene Leser ist das kein Problem, für Kinder kann es schon anstrengend sein und den Lesefluss bremsen.

„Jonna, Oma und die Welt im Schuhkarton“ ist ein unterhaltsames Kinderbuch, das von der sich entwickelnden Bindung zwischen Enkeltochter und Oma erzählt und dabei viele kleine und große Alltagsprobleme aufgreift. Zudem verbirgt sich zwischen den Zeilen auch eine tiefe Botschaft, die aber nicht leicht für Kinder zu erfassen ist.

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