Die Hochhauskatze

von Oliver Wnuk, Andrea Stegmaier (Illustrator*in)
Rezension von Janett Cernohuby | 12. Dezember 2024

Die Hochhauskatze

Hochhäuser bieten vielen Familien einen Platz zum Leben. Manche Wohnungen sind klein, andere groß. Genauso unterschiedlich sind auch die Menschen, die darin leben. Alt und Jung, Familien mit Kindern, andere ohne; manch einer wurde hier geboren, andere stammen aus fremden Ländern. Mehrfamilienhäuser sind bunte Orte voller Leben. Doch nicht immer treffen sich die Menschen untereinander, manchmal braucht es dazu kleine Anlässe oder besondere Mitbewohner.

Eine Mitbewohnerin auf Samtpfoten

Eine solche besondere Mitbewohnerin ist Katze Schnee. Sie wohnt im Erdgeschoss eines Hochhauses der Wollmastettersteinerstraße. Bei Frau Martinez hat sie vor vielen Jahren ein Zuhause gefunden. Aber nicht nur dort. Denn Schnee tigert durch alle Etagen und alle Wohnungen. Ein jeder kennt sie, heißt die Samtpfote freundlich willkommen und hat auch einen anderen Namen für sie. Als Minou begleitet sie Familie Habicht beim Frühstück und versteht es geschickt, der Familie ein paar Stunden Extrazeit zu beschaffen. Georgi mit seiner Werkstatt im Untergeschoss nennt die Katze Snijeg, was Bosnisch für Schnee ist. Hier überwacht sie streng, wie Georgi das Kinderfahrrad von Lisa repariert. Weiter geht es zu Frau Herzig, die zusammen mit ihrer Tochter Samantha lebt. Bei ihnen heißt Schnee Mucki und schafft es geschickt, für Samantha Klavierunterricht bei Nachbar Herr Ebert zu vereinbaren (der die Katze wiederum Amadeus nennt). Weiter geht es mit Yogastunden und Hilfestellung beim Lernen vom Schuhe binden, bevor Hochhauskatze Schnee den Tag auf dem Dach ausklingen lässt. In freudiger Erwartung des nächsten Tages mit neuen Abenteuern zwischen Untergeschoss und elftem Stock.

Die Hochhauskatze

Ein Bilderbuch über Offenheit und Toleranz

Katzen sind besondere Tiere mit einem ganz eigenen Willen. Für die einen mögen sie arrogant und eigenwillig erscheinen, doch sie wissen immer ganz genau, was sie tun. Und warum. Alles das trifft auch auf Hochhauskatze Schnee zu. Ihr Zuhause ist zwar bei Frau Martinez, doch eigentlich wohnt sie überall im Hochhaus. Auf leisen Pfoten schleicht sich durch die Wohnungen. Sie weiß aber nicht nur, wo sie das beste Futter und die gemütlichsten Schlafplätze findet, sie erkennt auch die Bedürfnisse der Menschen und schafft es geschickt, besondere Begegnungen einzufädeln. Während der Alltagsstress dazu beiträgt, dass ein jeder seine eigenen Wege geht, im Trubel der eigenen Familie und Bedürfnisse untergeht, kümmert sich Schnee um die kleinen, Zwischenmenschlichen Dinge. Ihr gelingt es, dass Nachbarn ins Gespräch kommen und aufeinander schauen.
Diese warmherzig erzählte Geschichte nimmt seine Leserschaft auf einen besonderen Streifzug mit. Dieser gewährt Einblick in ganz unterschiedliche Wohnungen und Lebensumstände. Sie lernen die klassische Familie, bestehend aus Vater, Mutter und Kindern, kennen, treffen ebenso auf Alleinerziehende oder gar ältere und einsame Menschen. Die Nachbarschaft in der Wollmastettersteinerstraße (ein echter Zungenbrecher, aber trotzdem wohlklingend) ist bunt, vielschichtig und international. Und so schleicht sich ganz unterschwellig die Botschaft für mehr Miteinander, ebenso Offenheit und Toleranz ein. Ohne, dass es der Autor direkt aussprechen muss, passieren diese Dinge einfach.
Natürlich braucht eine solche Geschichte auch die passenden Bilder. Diese stammen von Andrea Stegmaier. In lebendigen, leuchtenden Farben, mit einfachen Formen und zweidimensionaler Perspektive lässt sie die Nachbarschaft im Hochhaus zum Leben erwachen. Gemeinsam mit Katze Schnee steigen wir von Etage zu Etage, streunen von einer Wohnung zur nächsten. Jede sieht anders aus und birgt ihren eigenen Charakter. Damit wird die Botschaft von Offenheit und Toleranz zusätzlich unterstrichen.

Die Hochhauskatze

Bunt und vielfältig sind die Familien, die in Hochhäusern leben. Hochhauskatze Schnee versteht es, diese Abwechslung für sich zu nutzen, liebt das bunte Miteinander, die unterschiedlichen Begegnungen und Möglichkeiten, die sich ihr dadurch eröffnen. An diesem Glück lässt sie auch ihre Nachbarschaft teilhaben und bringt durch geschicktes Taktieren die Bewohnenden zusammen. Ein wunderbares Bilderbuch, das zu vielen Gesprächen und Erzählungen einlädt.

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