Im Alpenraum treibt in der Vorweihnachtszeit ein besonderer Gesell sein Unwesen: Der Krampus. Ähnlich wie Knecht Ruprecht begleitet er den Nikolaus und bestraft die unartigen Kinder. Wenn nicht gerade Adventszeit ist, dann geht der Krampus zusammen mit seiner Familie ganz alltäglichen Dingen nach. Von einem besonderen Krampuskind erzählt uns Leonore Leitl in ihrem Bilderbuch „Krissi Krampus“.
Krissi Krampus geht eigene Wege
Wenn Sommer ist und die Krampusse keine Kinder erschrecken müssen, dann liegen sie auf der faulen Haut und haben es recht gemütlich. Die alten Masken werden geflickt und ausgebessert, die letzten Schokonikoläuse werden verdrückt. Auch Krissi Krampus greift zum Pinsel und zaubert herrlich schreckliche Muster auf die Masken. Krissi entdeckt, wie viel Spaß ihr das Malen macht und so beginnt sie schon bald, die ganze Nachbarschaft mit ihren Mustern zu verzieren: Hexe Befanas Besen erstrahlt in hellen Fahnen, die Stiefel der Kurenti bekommen einen neuen Anstrich und selbst der Wilden Frau verpasst Krissi etwas pinke Farbe. Doch während Krissi Freude an der Malerei hat, beobachten ihre Eltern das mit Argwohn. Ganz schlimm wird es, als Krissi und ihre Freundin Trixi Teufel an einem Malwettbewerb der Menschen teilnehmen und auch noch gewinnen. Denn ihre Eltern mögen die Menschen nicht und verbieten Krissi, zur Preisverleihung zu gehen. Krissi ist todunglücklich und verkriecht sich in ihrem Zimmer. Kann sie ihre Eltern vielleicht doch noch umstimmen?
Von Vorurteilen und Toleranz
Leonora Leitl verzaubert uns mit einem besonderen Bilderbuch. In diesem statten wir den Krampussen einen Besuch ab. Wer aber glaubt, hier eine Weihnachtsgeschichte vorzufinden, der irrt. Denn in „Krissi Krampus“ geht es nicht um Adventsvorbereitungen und Kinder erschrecken, es geht vielmehr um das Abbauen von Vorurteilen und Toleranz. Wie da Krampusse hineinpassen? Ganz wunderbar! Denn die mögen uns Menschen überhaupt nicht, höchstens zum Erschrecken in der Vorweihnachtszeit. Diese Einstellung leben Krissis Eltern in vollen Zügen. Doch ihre Tochter ist anders. Sie tritt Menschen unvoreingenommen entgegen und sucht stattdessen nach Gemeinsamkeiten. Im Malen findet Krissi diese. Krissi interessiert sich nicht für Äußerlichkeiten, sondern blickt hinter die Kulissen. Sozusagen hinter die Masken. Sie bricht mit althergebrachten Gewohnheiten und ist offen für Neues. Ihren Eltern fällt es zunächst schwer, dies zu akzeptieren. Doch letztendlich würden sie alles für ihr Kind tun und so überwinden sie sich dazu, ihren Krampuspelz gegen Menschenkleidung zu tauschen und mit Krissi zur Preisverleihung zu gehen. Sie werden zu Vorbildern, denen sich Hexe Befana, die Wilde Frau und viele andere Winterschrecks anschließen. Sie alle überwinden ihre Vorurteile und wagen einen Blick über den Tellerrand.
Auf wunderbar unterhaltsame und fetzige Weise verpackt Leonora Leitl diese Botschaft in ihrem Bilderbuch. Dazu schuf sie auch gleich die passenden Illustrationen, die sich sehr modern präsentieren. Auch wird in ihnen der Grusel vor den Winterschrecks entschärft, wenn nicht gar genommen. Natürlich haben die Krampusse auch weiterhin ihre Hörner, Ziegenhufe und ihr Zottelfell, doch wirken sie in den Bildern keineswegs schaurig und unheimlich. Sie bleiben zwar exzentrisch, aber man verliert während der Lektüre seine Ängste vor den Krampussen.
„Krissi Krampus“ ist eine heitere und unterhaltsame Geschichte, über die unheimlichen Begleiter des Nikolaus. Doch Leonora Leitl erzählt uns hier nicht von Adventsfreuden und Krampusläufen, sondern von Toleranz und dem Abbau von Vorurteilen. Ein tolles Bilderbuch, das man zu jeder Jahreszeit lesen kann.
Details
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Sprache:Deutsch
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Erschienen:08/2021
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Umfang:40 Seiten
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Typ:Hardcover
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Altersempfehlung:3 Jahre
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ISBN 13:9783948743048
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Preis (D):22,00 €